Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: In der Notaufnahme stellte sich ein 66-jähriger Mann wegen am Vortag akut aufgetretenen
Fiebers (38,5°C axillär) sowie Myalgien, Arthralgien, subjektiver Bewegungsunfähigkeit
und Nackensteife vor. Drei
Wochen vor Beschwerdebeginn wurde durch den betreuenden Dermatologen aufgrund einer
Psoriasis vulgaris inklusive Arthritis erstmalig eine Therapie mit dem Tumornekrosefaktor(TNF)-α-Blocker
Adalimumab begonnen. Sämtliche Laborkontrollen vor Beginn
der Therapie waren unauffällig.
Untersuchungen: Die Bildgebung erbrachte keine Auffälligkeiten. Laborchemisch bestanden eine ausgeprägte
Transaminasenerhöhung sowie eine Entzündungsaktivität. Die Hepatitisserologie ergab
eine reaktivierte Hepatitis B, die Leberpunktion
eine kombiniert viral/medikamentös-toxische Hepatitis.
Therapie und Verlauf: Noch am Aufnahmetag entwickelten sich im Rahmen eines Fieberschubes Muskelkrämpfe
und dyskinetiforme Bewegungsstörungen. Des Weiteren traten eine Kreislaufinsuffizienz
und eine Tachyarrhythmie bei neu aufgetretenem
Vorhofflimmern auf. Unter Therapie mit Digitoxin und unter parenteraler Flüssigkeitssubstitution
konnte der Patient stabilisiert werden. Es wurde eine reaktivierte Hepatitis B mit
subfulminantem Leberversagen diagnostiziert, ausgelöst durch die
immunsupprimierende Therapie mit Adalimumab. Der Patient wurde in die infektiologische
Abteilung des nahegelegenen Klinikums der Maximalversorgung zur Therapie mit dem Virostatikum
Entecavir verlegt.
Folgerung: Die Durchführung einer Hepatitis-Serologie vor Einsatz eines TNF-α-Blockers wird zwar
in der Fachinformation empfohlen, jedoch in der Praxis häufig nicht ausreichend umgesetzt.
Der vorgestellte Fall demonstriert das Risiko
der Reaktivierung einer asymptomatischen chronischen Hepatitis B durch eine immunsuppressive
Therapie mit einem TNF-α-Blocker.
Abstract
History and admission findings: A 66-year-old man with acute fever, myalgia, arthralgia, restricted movement and neck
stiffness was admitted to our emergency unit. Three weeks earlier treatment with adalimumab,
a tumor necrosis factor(TNF)-alpha
antagonist was started by the patient‘s dermatologist because of a psoriasis vulgaris
with associated psoriasis arthritis. All previous laboratory tests where without pathological
findings.
Investigations: The imaging procedures showed no pathological findings. Transaminase and CRP levels
were markedly elevated. Hepatitis serology revealed reactivation of a chronic hepatitis
B infection, while a combined viral and toxic
hepatitis was detected by liver biopsy.
Treatment and course: On the day of admittance acute neurological symptoms developed including muscular
cramps and dyskinesia. Hypotonia and tachyarrhythmia were treated with parenteral
infusions and digitoxin. Reactivation of a chronic hepatitis
B infection with subfulminant liver failure was diagnosed, caused by immunosuppressive
therapy with adalimumab. The patient was transferred to be treated with the antiviral
drug entecavir.
Conclusion: The exclusion of acute and/or chronic hepatitis before using TNF-alpha antagonists
is recommended but in daily routine often ignored. The presented case demonstrates
the risk of reactivating a chronic hepatitis B during
therapy with a TNF-alpha antagonist.
Schlüsselwörter
Hepatitis-B-Infektion - Reaktivierung - Immunsuppression - TNF-α-Blocker - Adalimumab
- Psoriasis-Arthritis
Keywords
hepatitis B infection - reactivation - immunosuppression - tumor necrosis factor α
- adalimumab - psoriasis arthritis