Zusammenfassung
Hintergrund:
Die Reinigung oder Fremdkörperentfernung im äußeren Gehörgang mithilfe eines Saugers
zählt zu den HNO-ärztlichen Basismaßnahmen. Nicht selten beklagen Patienten hierbei
ein subjektives Lärmtrauma mit vorübergehender Hörminderung oder Tinnitus. In einigen
gutachterlichen Fragestellungen sind sogar dauerhafte Hörschäden von Patienten juristisch
eingeklagt worden. Eine Bewertung dieser Fälle ist grundsätzlich dadurch erschwert,
dass bislang sehr wenige objektive Daten zu Schallpegeln im Gehörgang durch Sauggeräusche
vorliegen.
Material und Methoden:
In dieser Studie wurden an einem Modellkopf mit nachgebildetem Gehörgang (HEAD acoustics,
Herzogenrath) die Schallpegel von verschiedenen Saugern unter standardisierten Bedingungen
gemessen sowie unterschiedliche Abstände der Saugerspitze vom Trommelfell simuliert.
Es konnte ein signifikanter Einfluss des Innendurchmessers des Saugers auf den Schallpegel
dokumentiert werden. In einem weiteren Modellversuch mit einem nachgebildetem Gehörgang
aus Silikon und einem Schallpegelmesser (Mediator 2238, Brüel & Kjaer, Dänemark) wurden
die Sauggeräusche von Wasser und Griebenschmalz als Zerumenimitat gemessen.
Ergebnisse:
Bei einem Innendurchmesser der Metallsauger von 1,4 mm wurden Schalldruckpegel von
deutlich über 100 dB(A) erreicht. Der Abstand zum Trommelfell erwies sich hingegen
als geringer Einflussfaktor. Das Ansaugen von Wasser erzeugte Spitzenpegel von über
130 dB (LAmax), wohingegen das Ansaugen von Schmalz einen Pegelverlauf und ein Frequenzspektrum
ähnlich eines Knalls mit Spitzenschalldruckpegeln von bis zu 150 dB (LCpeak) zeigte.
Schlussfolgerung:
Diese Untersuchung zeigt erstmals objektive Messwerte von Sauggeräuschen anhand eines
Kunstkopfes sowie in einem nachgebildeten Gehörgang und kann damit auch als Grundlage
zur Bewertung von möglichen Hörschäden durch Saugvorgänge im Gehörgang dienen.
Abstract
Suction-Generated Noise Levels During Aural Toilet
Background:
The use of suction for the removal of foreign bodies or cerumen from the external
auditory canal is a common procedure in ENT outpatient centers. Patients’ lamentations
about high noise levels during microsuction can cause assault charges concerning permanent
hearing loss or tinnitus. However, the medical opinion of these cases is difficult
because only a small amount of objective data about suction-generated noise is available.
Materials and Methods:
In this study, noise levels of different suction devices were measured under standardized
conditions in an artificial model head (HEAD acoustics, Germany). In a second set-up
water and lard (instead of cerumen) were suctioned from an artificial external auditory
canal, which was coupled with a noise mediator (Mediator 2238, Brüel & Kjaer, Denmark).
Results:
There was a significant influence of the inner diameter of the sucker on the noise
level. A sucker with a diameter of 1.4 mm generated a noise level of more than 100 dB(A).
The suctioning of water generated a maximum noise level of more than 130 dB(LAmax), while the suctioning of lard reached nearly 150 dB(LAmax). The time lapse of both noise and frequency level for lard suctioning was characteristic
of a bang.
Conclusion:
This study demonstrates objective and reproducible data for suction-generated noise
levels and could help to evaluate patients’ complaints.
Schlüsselwörter
Lärmtrauma - akute Gehörschäden - Sauger - Gehörgang - LCpeak - Gutachten - Kunstkopf
Key words
noise trauma - hearing loss - suction