Dialyse aktuell 2011; 15(09): 492
DOI: 10.1055/s-0031-1295593
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KIM-1-Ausscheidung bei IgA-Nephropathie – Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz besser voraussagen?

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Publication Date:
07 November 2011 (online)

 
 

Quelle: Peters HP, Waanders F, Meijer E et al. High urinary excretion of kidney injury molecule-1 is an independent predictor of end-stgae renal disease in patients with IgA nephropathy. Nephrol Dial Transplant 2011; Apr 5 [Epub ahead of print]

Thema: Die IgA-Nephropathie ist die häufigste Glomerulonephritisform in westlichen Ländern einschließlich Deutschland. Der Verlauf dieser Erkrankung ist extrem variabel. Etwa 30 % der Patienten erreichen nach 20 Jahren ein terminales Nierenversagen. Allerdings sind auch sehr milde Verläufe dokumentiert worden, die möglicherweise erst gar nicht zur Nierenbiopsie kommen und damit unerkannt verlaufen. Gerade im Hinblick auf eine immunsuppressive Therapie (z. B. mit Glukokortikosteroiden) wäre es notwendig, Patienten zu identifizieren, die ein hohes Risiko für eine Progression haben.

Projekt: Im Rahmen der Studie wurden 65 Patienten (Alter 43 ± 13 Jahre), davon 72 % Männer, mit bioptisch gesicherter IgA-Nephropathie untersucht. Neben der Proteinurie wurden im Urin die beiden Marker "Kidney Injury Molecule-1"(KIM-1) und "neutrophile Gelatinase-associated Lipocalin"(NGAL) bestimmt, 2 Biomarker einer frühen Tubulusschädigung. Die Daten wurden mit einer Cox-Regressionsanalyse für den Hautparameter "Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz"analysiert.

Ergebnisse: Nach einem mittleren Follow-up-Intervall von 75 Monaten entwickelten 35 % der Patienten eine terminale, dialysepflichtige Niereninsuffizienz. Hierbei zeigte sich, dass in der multivarianten statistischen Analyse das Serumkreatinin und die KIM-1-Ausscheidung im Urin, aber nicht die Proteinurie, die beste unabhängige Vorhersagekraft für die Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz hat.

Fazit: Diese Daten zeigen, dass die Ausscheidung von KIM-1 im Urin, aber nicht die Proteinurie, eine gute Vorhersagekraft für die Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz bei IgA-Nephropathie hat.

Schlüsselwörter: IgA-Nephropathie – terminale Niereninsuffizienz – Urin – KIM-1

Prof. Dr. Gunter Wolf, MHBA, Jena

Kommentar

Die Studie von Peters und Mitarbeitern ist ein erster Schritt, Patienten mit IgA-Nephropathie zu charakterisieren, die längerfristig eine schlechtere Prognose haben. Dies ist von Bedeutung, da diese Patienten möglicherweise von einer frühen immunsuppressiven Therapie profitieren würden. Trotzdem weist die Studie einige Schwachpunkte auf. Die Gesamtanzahl der Patienten ist relativ gering und das Follow-up-Intervall mit 75 Monaten eher kurz. Weiterhin ist die Bestimmung der Biomarker noch nicht überall verfügbar und teuer. Schließlich ist die Ausscheidung der untersuchten Biomarker nicht spezifisch für die IgA-Nephropathie, sondern tritt bei vielen anderen Nierenerkrankungen auf [ 1 ]. Unklar sind auch Fragen zur Präanalytik wie die Stabilität von KIM-1 im Urin. Es bleibt auch ungewiss, ob die Patienten, die durch Biomarker identifiziert wurden, in einer Interventionsstudie wirklich von einer intensiveren (beispielsweise immunsuppressiven) Therapie profitieren würden. Diese Fragen müssen in weiterführenden Studien über längere Zeit mit mehr Patienten geklärt werden, bevor eine Empfehlung zur Bestimmung der Biomarker allgemein ausgesprochen werden kann.

Prof. Dr. Gunter Wolf, MHBA, Jena


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  • Literatur

  • 1 Siew ED, Ware LB, Ikizler TA. Biological markers of acute kidney injury. J Am Soc Nephrol 2011; 22: 810-820

  • Literatur

  • 1 Siew ED, Ware LB, Ikizler TA. Biological markers of acute kidney injury. J Am Soc Nephrol 2011; 22: 810-820