Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(06): 260-264
DOI: 10.1055/s-0031-1298872
Kasuistik | Case report
Infektiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Histoplasmose: seltene opportunistische Infektion bei HIV-Infektion

Histoplasmosis: uncommon opportunistic infection in a patient with HIV infection
M. Escher
1   Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Innere Medizin I, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
,
T. M. Kainikkara
1   Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Innere Medizin I, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
,
A. Grabner
2   Pathologie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
,
G. Ott
2   Pathologie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
,
E. F. Stange
1   Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Innere Medizin I, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
,
K. R. Herrlinger
1   Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Innere Medizin I, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
3   Innere Medizin I, Asklepios Klinik Nord – Heidberg, Hamburg
› Author Affiliations
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Publication History

08 July 2011

10 November 2011

Publication Date:
31 January 2012 (online)

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Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Ein 19-jähriger HIV-infizierter Patient stellte sich mit hohem Fieber und rasch fortschreitender Verschlechterung des Allgemeinzustandes in unserer Klinik vor. Klinisch ergab sich kein Anhaltspunkt für den Infektfokus. Der Patient hatte eine einige Jahre zuvor begonnene antiretrovirale Therapie bei perinatal erworbener HIV-Infektion 8 Monate vor der Aufnahme eigenständig abgebrochen. Der letzte Auslandsaufenthalt lag 4 Jahre zurück (Serbien); der Besitz von Haustieren wurde verneint.

Untersuchungen: Im Labor zeigte sich bei der Aufnahme eine deutliche Panzytopenie bei hoher HIV-Viruslast und stark erniedrigter T-Helferzahl (13/µl) sowie wenig erhöhte Entzündungsparameter bei stark beschleunigter Blutsenkungsgeschwindigkeit. Die Computertomographie des Thorax verwies auf kleinstnoduläre pulmonale Infiltrationen. Eine umfangreiche apparative, mikrobiologische und serologische Abklärung inklusive zweimaliger Knochenmarkpunktion brachte keinen Erreger-Nachweis. Erst die Leberbiopsie bei progredienter Hepatosplenomegalie offenbarte die Diagnose einer disseminierten Histoplasmose.

Therapie und Verlauf: Nach Sicherung der Diagnose Histoplasmose wurde eine Therapie mit liposomalem Amphotericin B eingeleitet. 14 Tage später wurde die Therapie mit Itraconazol oral weitergeführt. Unter der ebenfalls wieder aufgenommenen antiretroviralen Therapie und der antimykotischen Behandlung erholten sich die T-Helferzellen zögerlich, die Fieberepisoden sistierten und der klinische Zustand des Patienten besserte sich.

Folgerung: Eine disseminierte Histoplasmose als opportunistische Infektion ist eine Seltenheit und häufig lebensbedrohlich. Besonders unter dem Gesichtspunkt, dass der vorgestellte Patient in den letzten 4 Jahren nicht im Ausland war, insbesondere in keinem Endemiegebiet für Histoplasmose, ist die Histoplasmose bei unserem Patienten eine ungewöhnliche opportunistische Komplikation der HIV-Erkrankung. Bei stark eingeschränktem Immunstatus und klinisch rascher Verschlechterung sollte die Diagnosesicherung – notfalls durch invasive Maßnahmen – angestrebt werden.

Abstract

History and admission findings: A 19-year-old HIV-positive man was admitted with fever of unknown origin and poor general condition. Antiretroviral therapy had been stopped by the patient eight months prior to admission.

Investigations: Laboratory tests revealed pancytopenia, high viral load and low count of T-helper cells (13/µl). Computertomography of the thorax showed small patchy infiltrations. Extensive examinations (microbiology, laboratory tests, multiple investigations) revealed no pathogen. Liver biopsy proved disseminated histoplasmosis.

Treatment and course: Liposomal amphotericin B was started and switched to oral itraconazole after 14 days with itraconazole. With this treatment the patient condition improved and fever stopped. T-helper cells increased and the patient was discharged.

Conclusion: Disseminated histoplasmosis as an AIDS-defining opportunistic infection is uncommon (particularly as the patient had not been abroad in the last four years) and can be a life-threatening complication. Diagnosis must be confirmed by invasive methods especially in patients with compromised immune status and rapid clinical progression.