In den letzten Jahren wurde ein Anstieg der Verletzungen (Kniebinnenschäden, Weichteil-/Schnittverletzungen,
Frakturen des oberen Sprunggelenks und der Metatarsalia) beim Fußballsport beobachtet
[
1
]–[
5
]. Insbesondere hinsichtlich der Zunahme von Kreuzbandverletzungen wird ein Zusammenhang
mit den vermehrt eingesetzten lamellenförmigen Stollen gesehen. Aufgrund dieses beobachteten
Zusammenhangs hat die gesetzliche Unfallversicherung von Profifußballern (VBG) eine
biomechanische Analyse veranlasst [
1
]. Die Hypothese, dass von Lamellenstollen ein erhöhtes Risiko für das vordere Kreuzband
ausgeht, konnte allerdings in mehreren Studien nicht bestätigt werden [
1
], [
2
]. Dennoch setzen Vereine wie Manchester United die scharfkantigen lamellenförmigen
Stollen aufgrund der aufgetretenen Weichteilverletzungen und Verletzungen der Metatarsalia
nicht mehr ein. Einzelfallberichte über die Weichteilverletzungen werden in der Literatur
berichtet [
5
]. Im Gegensatz zu den biomechanischen Studien, die kein erhöhtes Verletzungsrisiko
bez. vorderer Kreuzbandrupturen nachweisen konnten, wurde in der vorliegenden Studie
ein Unterschied bez. der plantaren Druckverteilung abhängig von der Nutzung von zylindrischen
oder lamellenförmigen Stollen nachgewiesen.
Hiernach werden die zylindrischen Stollen als sicherer erachtet, da die plantare Druckverteilung
dem physiologischen Gangzyklus – mit einer Druckverteilung von der Ferse über den
Mittelfuß auslaufend zwischen MT1 und MT2 – näher kommt. Dagegen weisen die Lamellenstollen
eine erhöhte plantare Druckbelastung und erhöhte Druck-Zeit-Integrale im lateralen
Fußbereich auf. Die abnorme Belastung lateraler Fußstrukturen kann zu Verletzungen
– insbesondere der lateralen Metatarsalia – prädisponieren.
Die Methodik der Arbeit ist sehr gut strukturiert und die Ergebnisse weisen interessante
Aspekte auf.
Die beiden getesteten Schuhtypen sind aus dem gleichen Material und unterscheiden
sich nur in der Stollenwahl. Die Testung erfolgte unter kontrollierten Bedingungen,
die Wahl des Schuh- bzw. Stollentyps erfolgte randomisiert. Interessant wäre perspektivisch
auch ein Vergleich mit Hallenfußballschuhen – ohne Stollen –, um ggf. eine Abweichung
der physiologischen plantaren Druckverteilung bei den Probanden quantifizieren zu
können.
Dr. med. J. Emmerich