ergopraxis 2012; 5(01): 12-14
DOI: 10.1055/s-0031-1300812
wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Internationale Studienergebnisse


Subject Editor:
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 January 2012 (online)

 

Geriatrische Depressionsskala – Depressionen nach Apoplex frühzeitig erkennen

Wenn Angehörige der Gesundheits- und Pflegeberufe die Geriatrische Depressionsskala (GDS-15) in Seniorenheimen einsetzten, können sie bei den Bewohnern mit Apoplex eine mögliche Depression feststellen. Zu diesem Ergebnis kam der Physiotherapeut Erik van Mortel an der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen, Niederlande.

Er überprüfte in seiner systematischen Übersichtsarbeit, ob die Items der GDS-15 valide und reliabel sind. Sechs Artikeln zufolge stellt die Geriatrische Depressionsskala ein praktikables Instrument dar, um Informationen über die psychische Verfassung von betroffenen Heimbewohnern zu ermitteln. Da sich das Assessment für das interdisziplinäre Team eignet, können es Angehörige der Gesundheits- und Pflegeberufe gleichermaßen einsetzen. Es ist leicht verständlich, einfach anzuwenden und auszuwerten. Zudem belegen Studien seine Sensitivität und Spezifität ausreichend.

Liegen bei schwerer betroffenen Bewohnern kognitive Einschränkungen oder eine Aphasie vor, kann dies die erhobenen Werte allerdings verfälschen. In diesem Fall empfiehlt der Forscher, die Ergebnisse vorsichtig zu interpretieren und sie durch Spezialisten sowie zusätzliche Instrumente bestätigen zu lassen.

Saja

WtvE 2011; 1: 38–48


#

Therapeutisches Klettern – Mal- und Schreibfertigkeiten verbessern

Therapeutisches Klettern wirkt sich positiv auf die grafomotorischen Leistungen von 5- bis 12-jährigen Kindern aus. So lautet das vorläufige Ergebnis einer Pilotstudie der Ergotherapeutin Astrid Fridrich am Interuniversitären Kolleg für Gesundheit und Entwicklung in Graz, Österreich.

Die Forscherin untersuchte die Wirksamkeit des therapeutischen Kletterns bei Kindern mit fein- und grobmotorischen Schwierigkeiten. An ihrer Interventionsstudie mit Kontrollgruppe nahmen 28 Kinder teil, bei denen ein motorikbezogener Therapiebedarf bestand. Die Forscherin setzte die drei Instrumente „Movement Assessment Battery for Children - Second Edition“ (MABC-2), die „Grafomotorische Testbatterie“ (GMT) und den „Mannzeichentest“ (MZT) ein. Auf diese Weise konnte sie die fein- und grobmotorischen Leistungen der Kinder ermitteln. Ein interdisziplinäres Team, das aus einer Ergotherapeutin, einer Physiotherapeutin und einem Kletterwart bestand, führte anschließend die Kletter-Intervention durch. Diese fand zweimal pro Woche für 90 Minuten in Gruppen mit sechs Teilnehmern statt. Weitere Testungen durchliefen die Kinder direkt im Anschluss sowie drei Monate nach der Intervention. Die erzielten Ergebnisse belegen, dass die Kinder der Klettergruppe sowohl ihre grafomotorischen als auch ihre gleichgewichtsbezogenen Leistungen nachhaltig verbessern konnten.

Sollten größer angelegte Forschungsprojekte dieses Ergebnis bestätigen, könnte das Klettern zukünftig das ergotherapeutische Grafomotoriktraining erweitern.

akb

ergoscience 2011; 6: 2–11


#

Selbstmanagement – Wenn Menschen trotz chronischer Schmerzen arbeiten

Arbeitsmotivation und Selbstmanagement helfen Menschen mit chronischen muskuloskeletalen Schmerzen dabei, ihre Berufstätigkeit weiter auszuüben. Zu diesem Schluss kamen der Bewegungswissenschaftler Haitze de Vries und seine Kollegen vom Rehazentrum der niederländischen Universität Groningen.

Die Forscher führten halbstrukturierte Interviews mit 21 Menschen durch, die zwischen 20 und 60 Jahre alt waren und unter chronischen muskuloskeletalen Schmerzen litten. Die Befragten nannten verschiedene Gründe, warum sie ihre Arbeitstätigkeit trotz Beschwerden fortsetzten: Sie fühlten sich als wertvolles Mitglied der Gesellschaft und verfügten durch ihren Job über eine Struktur im Leben sowie soziale Kontakte. Daraus lässt sich schließen, dass Arbeit nicht nur den Lebensunterhalt sichert, sondern dem Leben einen Sinn verleihen und das Gefühl vermitteln kann, gebraucht zu werden. Offensichtlich hilft sie Menschen mit chronischen Schmerzen darüber hinaus, ihre Erkrankung zeitweise zu vergessen. Dank weiterer Erfolgsfaktoren wie therapeutische Angebote, Arbeitsplatzanpassung und Schmerzmanagement konnten die Befragten ihre Arbeitssituation bewältigen.

Aus Sicht der Forscher können Therapeuten die ermittelten Motivations- und Erfolgsfaktoren dazu nutzen, die Arbeitsfähigkeit von Menschen mit chronischen muskuloskeletalen Schmerzen zu erhalten.

dawo

BMC Musculoskel Disord 2011; 12: 126–136

Kommentar

Zoom Image

Arbeit trotz Schmerzen? Da reagiere ich als kritischer Arbeitnehmer skeptisch. Bezweckt diese Studie, die Krankenstände zu reduzieren und die Krankenkassen zu entlasten? Soll ein Arbeitnehmer ein schlechtes Gewissen haben, wenn er zu Hause bleibt und andere seine Arbeit machen müssen? Welche Intention könnte hinter dieser Studie stecken? Glücklicherweise finde ich auch positive Aspekte. Beispielsweise, dass Menschen, die trotz Schmerzen arbeiten, ihren Schmerz vergessen können. Oder dass es möglich ist, den Arbeitsplatz an die Gesundheitssituation anzupassen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass viele erst aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen erkranken.

Daniela Wolter, Ergotherapeutin BSc


#
#
#
Zoom Image