Rofo 2012; 184(01): 12-13
DOI: 10.1055/s-0031-1301013
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Demenz – FDG-PET als Biomarker geeignet?

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Publication Date:
04 January 2012 (online)

 

Die therapeutischen Möglichkeiten bei manifestem Morbus Alzheimer sind gering. Um so wichtiger ist die Identifizierung von Patienten, bei denen eine krankheitsmodifizierende Behandlung möglich ist. Herholz et al. haben die FDG-PET und ein entsprechendes Scoring-System darauf geprüft.
J Nucl Med 2011; 52: 1218–1226

Die PET und der dazugehörige Score gaben das Erkrankungsstadium zuverlässig und sogar besser wieder als herkömmliche neuropsychiatrische Testverfahren. Die 18F-FDG-PET spiegelt die neuronale Aktivität in der Darstellung des Glukosemetabolismus. An Morbus Alzheimer (AD) erkrankte Patienten weisen häufig eine Beeinträchtigung in temporoparietalen Arealen auf. Die Veränderungen können bis zu 2 Jahre vor schwereren klinischen Symptomen nachweisbar und mit einer sogenannten "milden kognitiven Beeinträchtigung" (MCI) assoziiert sein. In früheren Untersuchungen waren mit der PET Dysfunktionen in neokortikalen Assoziationsarealen (Sprache und Orientierung) besser darstellbar als mit der MRT.

Für die Auswertung von PET-Aufnahmen steht ein von Herholz entwickeltes digitalisiertes Verfahren zur Verfügung. Aus einem definierten Algorithmus ergibt sich ein quantitativer Messwert als Kriterium für das Stadium der kognitiven Beeinträchtigung. Die Forschergruppe verglich nun die Ergebnisse von Gesunden (n = 44), MCI- (n = 94) und AD-Patienten (n = 40). Über 2 Jahre erhielten die Teilnehmer jeweils 4 PET und klinisch-neurologische Untersuchungen. Pathologische PET-Befunde hatten 10–20 % der Kontrollen, 40–50 % mit MCI und 85 % der an Morbus Alzheimer Erkrankten. Diese Verteilung blieb über die gesamte Beobachtungszeit konstant. Bei den AD-Patienten stieg der PETScore kontinuierlich an: nach 6 Monaten um 6,3 %, nach 1 Jahr um 9,0 % und nach 2 Jahren um 25,6 % (p < 0,0001). Bei den MCI-Patienten fand sich ein ähnlicher Anstieg: nach 6 Monaten um 6,3 %, nach 1 Jahr um 14,9 % und nach 2 Jahren um 28,1 %. 42 von 44 Kontrollen hatten nach 24 Monaten unveränderte Resultate im Vergleich zum Basisbefund. Zwei hatten jetzt eine MCI. In der vormaligen MCIGruppe wurden 7 Patienten nun der Kontrollgruppe und 30 den AD-Patienten zugeordnet. Hatte der PET-Score der Ausgangsuntersuchung einem Morbus Alzheimer entsprochen, so war dies auch jetzt der Fall. Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren signifikant (p < 0,0001). Die progredienten Patienten hatten höhere Werte als diejenigen mit unverändertem Befund. Dies unterschied die PET-Ergebnisse von den klinischen Untersuchungen. Im Mini-Mental-State-Test und der Alzheimer‘s Disease Assessment Scale für den kognitiven Bereich reflektierten die Resultate eine Progression nicht. Ein hoher Ausgangs-PET-Score war mit einem gesteigerten Progressionsrisiko assoziiert. Die Sensitivität und Spezifität für die Voraussage einer Krankheitsverschlechterung betrugen 57 und 67 %. Grundsätzlich korrelierten der PET-Score und die klinischen Tests positiv.

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18F-FDG- (obere Reihe) und 11C-PIB-PET- (untere Reihe) Scans bei Patienten mit verschiedenen Demenzerkrankungen (AD: Alzheimer-Demenz, DLB: Demenz mit Lewy- Körperchen, FTD: Frontotemporale Demenz, SD: Semantische Demenz).(Bild: Drzezga A. Nuklearmediziner 2009; 32: 170–177)

Fazit

Mit dem FDG-PET-Score war eine Differenzierung zwischen Kontrollen, Patienten mit geringer kognitiver Beeinträchtigung und Morbus Alzheimer zuverlässig möglich. Der Test war zudem geeignet, die Wahrscheinlichkeit einer Progression vorherzusagen, so die Autoren.

Dr. Susanne Krome, Melle