Die schmerzhafte diabetische Polyneuropathie (DPNP) ist eine häufige – und häufig
unterdiagnostizierte – Komplikation bei Patienten mit Diabetes mellitus. Eine mild
bis moderat ausgeprägte Neuropathie wird von Fachärzten nur in 35 % der Fälle korrekt
diagnostiziert, bei schwerer Neuropathie steigt die Rate der korrekten Diagnose auf
bis zu 75 %, wie Prof. Dr. Dan Ziegler, Düsseldorf, berichtete. Ein Viertel bis zwei
Drittel der Fälle bleibt also unerkannt und wird in der Folge häufig nicht effektiv
behandelt – zum Beispiel mit nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR), die bei DPNP
nicht wirksam sind. Eine leitliniengerechte Therapie sieht die Behandlung etwa mit
selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SSNRI), trizyklischen Antidepressiva,
Antikonvulsiva oder auch Opioiden vor. Welchen Stellenwert Duloxetin (Ariclaim®, Cymbalta®)
in der Therapie der schmerzhaften DPNP hat, zeigte Prof. Dr. Claudia Sommer, Würzburg,
mit einem Überblick der Empfehlungen internationaler Gesellschaften: Der SSNRI gehört
dabei fast immer zu den Mittel der ersten Wahl.
So empfiehlt die European Federation for Neurological Societies (EFNS) Duloxetin neben
Gabapentin, Pregabalin, Trizyklika und Venlafaxin für die Erstlinientherapie, Opioide
und Tramadol für die zweite Linie. Das National Institute for Health and Clinical
Evidence (NICE) aus Großbritannien sieht in dem SSNRI die Therapie der Wahl und unter
ökonomischen Aspekten auch die kosteneffektivste Behandlung bei DPNP. Für die International
Association for the Study of Pain (IASP), die keine spezifische Empfehlung zur DPNP
abgibt, ist Duloxetin neben Pregabalin und Trizyklika erste Wahl der symptomatischen
Behandlung neuropathischer Schmerzen, Opioide oder Tramadol, allein oder in Kombination,
sind bei Exazerbationen angezeigt. Die amerikanischen Gesellschaften AAN (American
Association of Neurology), AANEM (American Association of Neuromuscular and Electrodiagnostic
Medicine) und AAPMR (American Academy of Physical Medicine and Rehabilitation) empfehlen
Pregabalin mit Level A und eine Reihe unterschiedlicher Substanzen und Maßnahmen mit
Level B, darunter Gabapentin, Trizyklika, Opioide und Tramadol sowie Duloxetin.
Hintergrund der Empfehlungen ist eine systematische Auswertung der Literatur, vor
allem randomisierter kontrollierter Studien. Für Duloxetin belegen diese eine schnelle
und anhaltende Schmerzreduktion, Verbesserung der Alltagsfunktion, Lebens- und Schlafqualität
sowie komorbider Symptome wie Depression und Angst, die bei DPNP-Patienten häufig
sind.
Michael Koczorek, Bremen
Quelle: Satelliten-Symposium "Pain in Diabetic Neuropathy: New Insights into the Mechanisms
and Treatment Guidelines", im Rahmen des 7. Kongresses der European Federation of
IASP® Chapters (EFIC®) in Hamburg, 23. September 2011. Veranstalter: Eli Lilly and
Company