Unsere Stimme ist ein wesentliches Organ für Kommunikation und Ausdruck. Sie ist Arbeitsmittel
und Kapital für diejenigen, die sie im Beruf benötigen. Bereits kleine Abweichungen
von der Funktion können bei Personen, die in einem Stimmberuf mit Hochleistung tätig
sind, wie Sänger und Schauspieler, zu erheblichen Beeinträchtigungen führen. Die Stimme
reagiert auf seelische, geistige und körperliche Einflüsse und auf viele umweltbedingte
Gegebenheiten.
Unser stimmbildender Apparat (Atemorgan, Kehlkopf mit seinen Stimmlippen, Artikulations-
und Resonanzrohr) ist im Winter besonderen Belastungen ausgesetzt. Er bedarf daher
einer speziellen Beachtung und Pflege, um Erkrankungen und Beeinträchtigungen der
Stimme vorzubeugen.
Allgemeine Maßnahmen
Stärken Sie Ihre körpereigenen Abwehrkräfte gegen Erkältungen und grippale Infekte!
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Achten Sie auf einen regelmäßigen Lebensrhythmus, ausreichenden Schlaf, regelmäßige
körperliche Betätigung und Gymnastik. Bewegen Sie sich an der frischen Luft: nicht
zu kalte oder ozonreiche Luft, nicht im Nebel.
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Härten Sie Ihren Körper ab, z.B. mit Wechselduschen, Dampfsauna, Trockenbürsten.
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Nehmen Sie mehrere kleine Mahlzeiten zu sich: vitaminreich, fettarm, nicht blähend.
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Wählen Sie eher eine basische Kost mit viel Gemüse, Obst, Salate anstatt saure Kost
mit zu viel Fleisch, Weißmehl, Süßspeisen, Alkohol und Kaffee.
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Vermeiden Sie späte Mahlzeiten, damit sich das Verdauungssystem ausruhen kann (bei
Hunger am Abend trinken Sie besser eine Brühe). Trinken sie viel: Wasser, ungesüßte
dünne Saftschorlen und Tee.
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Nehmen Sie die Grippeimpfung wahr, wenn Sie zum Personenkreis mit vielen Personenkontakten
zählen.
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Entwickeln Sie ein Gefühl dafür, was Ihnen auch langfristig gut tut, damit Körper,
Geist und Seele im Einklang sind. Dazu zählt auch eine konstruktive Art, Konflikte
zu lösen.
Allgemeine Stimmpflege und medikamentöse Therapie
Die Stimme soll nie über die individuelle Möglichkeit belastet werden. Legen Sie bei
hoher Stimmbelastung Stimmpausen ein. Der erkrankte Sänger und Sprecher soll seine
Stimme schonen! Dies betrifft die Sing- und die Sprechstimme in gleicher Weise. Besonders
Sänger fühlen sich oft trotz einer stimmlichen Indisposition verpflichtet, eine Vorstellung
zu singen. Das kann der Beginn einer Stimmerkrankung sein und zu langen Ausfallszeiten
führen.
Auf dem Markt existieren zahlreiche frei verkäufliche Medikamente, die bei einer "Erkältung"
die schnellere Regeneration unterstützen können. Bei der Auswahl ist jedoch die sänger-
und sprecherspezifische Medikamentenwirkung dringend zu beachten: Beispielsweise kann
Acetylsalicylsäure (ASS) die Entstehung eines Stimmlippenhämatoms begünstigen und
ist für die Hochleistungsstimme "verboten". Auch pflanzliche Medikamente können schädigend
auf die Schleimhaut wirken. So können Kamillen- oder Salbeipräparate als Auszug oder
Aufguss (z.B. als Tee) die Schleimhäute austrocknen. Von (heißen) Dampfinhalationen
ist bei akuten Entzündungen des Kehlkopfes abzuraten, da sie das Gewebe noch stärker
anschwellen lassen.
Bei länger dauernder Heiserkeit von ca. 2 Wochen einen Arzt für HNO, Phoniatrie konsultieren.
Stimmärzte und Therapeuten können Hilfen zur Pflege und Gesunderhaltung der Stimme
geben. Die Verantwortung für die eigene Stimme trägt man selbst, dessen sollte sich
jeder bewusst sein.
Dr. med. Karin Joussen, Dr. med. Peter Hulin, München