Der Klinikarzt 2012; 41(02): 98
DOI: 10.1055/s-0031-1307009
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Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern – Faktor Xa-Inhibitor verdrängt Standards

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Publication Date:
01 March 2012 (online)

 
 

Vitamin-K-Antagonisten werden in der Schlaganfallprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielen, Acetylsalicylsäure (ASS) gar keine mehr. Das war das Fazit eines Symposiums in Wiesbaden, das Studiendaten des neuen oralen, selektiven, direkten Faktor Xa-Inhibitors Apixaban (Eliquis®) vorstellte. In der ARISTOTLE-Studie [ 1 ] wurde Apixaban gegen Warfarin, in der AVERROES-Studie [ 2 ] gegen ASS bei über 18 000 beziehungsweise 5600 Patienten mit VHF und mindestens einem weiteren Risikofaktor für Schlaganfall untersucht. Die Dosis war in beiden Studien 2 x täglich 5 mg, bei Patienten mit Niereninsuffizienz, Alter über 80 Jahre oder Gewicht unter 60 kg wurde die Dosis halbiert.

ARISTOTLE-Studie: Auch Blutungsrisiko gesenkt

Gegenüber Warfarin, der bislang besten verfügbaren Therapie, zeigte sich der Faktor Xa-Hemmer hochsignifikant überlegen, erklärte Prof. Dr. Stefan Hohnloser, Frankfurt: "Apixaban reduzierte das relative Risiko für Schlaganfall oder systemische Embolie um 21 %." Bei ischämischen Schlaganfällen war der Vorteil nicht signifikant (0,97% versus 1,05 %), das Risiko hämorrhagischer Schlaganfälle konnte dagegen halbiert werden (0,24 % versus 0,47 %). Für schwere Blutungen verringerte sich das Risiko um 31 %, für intrakranielle Blutungen um fast 60 %, die Sterblichkeitsrate nahm um 11 % ab. "Damit konnte zum ersten Mal für ein neues Antikoagulans auch eine Reduktion der Gesamtmortalität gezeigt werden", so Hohnloser. Den Benefit der Therapie verdeutlichte der Kardiologe an einem Rechenbeispiel: Im Vergleich zu Warfarin verhindert Apixaban über 1,8 Jahre 6 Schlaganfälle, 15 schwere Blutungen und 8 Todesfälle pro 1000 behandelte Patienten.


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AVERROES-Studie: Schlaganfallrisiko halbiert

Die Studie verglich Apixaban mit ASS (Dosis: 81-324 mg/d) bei Patienten, die für Warfarin auf eigenen Wunsch oder wegen Kontraindikation nicht in Frage kamen. Nach 1,2 Jahren wurde die Studie wegen der hochsignifikanten Überlegenheit der experimentellen Therapie abgebrochen, wie Prof. Dr. Hans-Christoph Diener, Essen, berichtete. Apixaban reduzierte das relative Risiko für Schlaganfall oder systemische Embolie um 55 % (jährliche Ereignisrate 1,6 % versus 3,6 % unter ASS). "Mit Apixaban hatten 51 Patienten ein Ereignis gegenüber 113 Patienten in der Kontrollgruppe", übersetzte Diener das Ergebnis in absolute Zahlen. Hinsichtlich schwerer, tödlicher oder intrakranieller Blutungen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede. Auch die Nebenwirkungsrate war vergleichbar, Hinweise auf Lebertoxizität gab es nicht. Therapieabbrüche waren unter Apixaban seltener. Auch der Neurologe Diener veranschaulichte den Vorteil des Faktor Xa-Hemmers: Pro 1000 behandelte Patienten verhindert Apixaban im Vergleich zu ASS 21 Schlaganfälle meist schwerer Natur, 9 Todesfälle und 33 kardiovaskuläre Hospitalisationen, zum Preis von 2 schweren Blutungen.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Satellitensymposium "Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern" im Rahmen des 84. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) am 29. September 2011 in Wiesbaden. Veranstalter Pfizer Deutschland GmbH und Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA


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  • Literatur

  • 1 Granger BC et al. NEJM 2011; 365: 981-992
  • 2 Eikelboom JW et al. NEYM 2011; 364: 806-817

  • Literatur

  • 1 Granger BC et al. NEJM 2011; 365: 981-992
  • 2 Eikelboom JW et al. NEYM 2011; 364: 806-817