Der Klinikarzt 2012; 41(02): 100
DOI: 10.1055/s-0031-1307012
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Familiäre Hypercholesterinämie (FH) – Therapeutischer Strategiewechsel möglich

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Publication Date:
01 March 2012 (online)

 
 

Bei einem Pressegespräch in Leipzig berichteten Experten über einen Wirkstoff auf Oligonukleotid-Basis, der selektiv an die m-RNA bindet und dadurch die Synthese des mit FH assoziierten Proteins verhindert. Traditionelle Wirkstoffe verfügen nicht über diesen speziellen Effekt.

Nach Professor Sabine Westphal, Magdeburg, führen bei FH Genmutationen zu funktionellem Ausfall der membranständigen LDL-Rezeptormoleküle. LDL kann dann nicht abgebaut werden und gleichzeitig wird die Cholesterin-Produktion in den Zellen gesteigert. Das kardiovaskuläre Risiko von FH-Patienten wird vier- bis fünffach höher.

Nach Westphal erfolgt die Diagnose der FH bisher überwiegend durch klinische Bewertung und Laborparameter. Bedenke man, "dass die genetische Störung in sehr unterschiedlicher Ausprägung auftritt und die Cholesterinwerte von Kindern kaum erhoben werden, ist diese Art der Diagnose relativ unzuverlässig".

Als eine der häufigsten vererbten Krankheiten betrifft FH etwa 160 000 Personen in Deutschland und weltweit eine von 500. Sie betrifft Familien aller Ethnien und kommt in allen Bevölkerungsgruppen vor [ 1 ]. FH-Patienten können unterschiedlich hohe LDL-Cholesterinwerte oder eine unterschiedlich ausgeprägte klinische Symptomatik aufweisen. Wird FH früh genug diagnostiziert, können gängige Therapien die LDL-Cholesterin-Spiegel bei den meisten FH-Patienten senken und das Risiko minimieren [ 2 ].

Wie Dr. Jochen Thiele von Genzyme berichtete, übersteigen die LDL-Cholesterinwerte bei Patienten mit schwerer FH aber auch "bei Einnahme von mehreren cholesterinsenkenden Medikamenten die empfohlenen Zielwerte um das Zwei- bis Vierfache".

Zur Zeit befindet sich die von Genzyme Corp. und Isis Pharmaceuticals entwickelte Substanz noch in der Prüfphase. Bisher wurden mit dem s.c. zu applizierenden Mipomersen bereits 4 Phase-III-Studien durchgeführt. Eingeschlossen waren mit der maximal verträglichen Dosis cholesterinsenkender Medikamente behandelte Patienten. "Bei den bis dato beendeten Studien erreichte Mipomersen alle primären, sekundären und tertiären Endpunkte mit statistisch signifikanter Senkung von LDL-Cholesterin sowie weiteren potenziell atherogenen Lipoproteinen und Triglyzeriden", berichtete Thiele.

Jürgen W. Setton, Chemnitz

Quelle: XVII Lipid Meeting in Leipzig. Mediadinner "Eine Familienangelegenheit: Wenn Lipide aus dem Ruder laufen" am 08. Dezember 2011. Veranstalter: Genzyme GmbH.


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  • Literatur

  • 1 Austin M et al. Am J Epidemiol 2004; 160 (Suppl. 05) 407-420
  • 2 Versmissen J et al. Brit Med J 2008; 337: 2423-2428

  • Literatur

  • 1 Austin M et al. Am J Epidemiol 2004; 160 (Suppl. 05) 407-420
  • 2 Versmissen J et al. Brit Med J 2008; 337: 2423-2428