Pneumologie 2012; 66(02): 56
DOI: 10.1055/s-0032-1304137
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tuberkulose - Warum sind multi-resistente Bakterien so erfolgreich?

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Publication Date:
15 February 2012 (online)

 

    Über antibiotikaresistente Bakterien ist bereits bekannt, dass sie oft weniger virulent als empfindliche, auf Antibiotika reagierende Erreger sind, weil die Mutationen, die zu den Resistenzen führen, einen negativen Effekt auf den normalen bakteriellen Stoffwechsel haben. Damit sinkt die Überlebensdauer der Bakterien. Dennoch haben multiresistente Tuberkulosebakterien in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Arbeitsgruppen um Sébastien Gagneux, Tropen- und Public Health Institut in Basel, und Stefan Niemann, Forschungszentrum Borstel und Mitglied im Exellenzcluster Entzündungsforschung, haben jetzt eine mögliche Erklärung für die erfolgreiche Verbreitung dieser multiresistenten Bakterien gefunden. "Bislang wurde angenommen, dass die weltweite Zunahme der multiresistenten Tuberkulose vor allem auf Probleme in den Gesundheitssystemen zurückzuführen ist. Unsere Resultate deuten nun darauf hin, dass auch biologische Faktoren der Erreger eine Rolle spielen", erläutert Gagneux. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden Ende 2011 in der Fachzeitschrift "Nature Genetics" veröffentlicht.

    Die Forscher haben kompensatorische Mutationen in der RNA-Polymerase entdeckt, die zur einer Verbesserung der Fitness multiresistenter Mycobacterium-tuberculosis-Erreger beitragen, ohne aber zu einem Verlust der Resistenz zu führen. Spezifischer Anteil der Arbeiten aus Borstel war die Untersuchung der Bedeutung dieser Mutation bei einer großen Anzahl klinischer Isolate. Genomanalysen von multiresistenten Stämmen ergaben, dass Kompensationsmutationen in den Ländern am häufigsten auftreten, in denen das Problem der multiresistenten Tuberkulose am bedeutendsten ist. "Dies deutet darauf hin, dass diese Kompensationsmutationen bei der Übertragung multiresistenter Mycobacterium-tuberculosis-Erreger generell eine wichtige Rolle spielen", so Niemann.

    Mitteilung des Exzellenzclusters Entzündungsforschung, Kiel


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