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DOI: 10.1055/s-0032-1304259
Wissenschaftsnews
Publication History
Publication Date:
14 June 2012 (online)

Radiotherapie der Mamma: Wie lässt sich das Herz schonen?
Nach einer brusterhaltenden Operation bei einem Mammakarzinom ist die anschließende Strahlentherapie Standard. Allerdings liegt bei einem linksseitigen Tumor meist auch Herzgewebe im Bestrahlungsfeld. S. Vivekanandan et al. beschäftigten sich mit der Frage, ob und wie sich diese Situation verbessern lässt.
Handelt es sich um die linke Brust, werden bei der Therapie häufig die Spitze des linken Ventrikels und der Ramus interventricularis anterior der linken Herzkranzarterie mitbestrahlt, was die kardiovaskuläre Morbidität potenziell erhöht. Um diese Situation zu verbessern, änderten die Autoren die Bestrahlungswinkel und verwendeten teilweise weniger Strahlendosis als vorgesehen. Sie schlossen 12 konsekutive Patientinnen in ihre Studie ein, die sich nach einem brusterhaltend operierten Mammakarzinom einer Strahlentherapie unterzogen. Vorgesehen war eine Tangentialbestrahlung mit 6 MV, wobei die Bestrahlungswinkel vorsichtig dem Herzen und der linken Kranzarterie angepasst wurden. Dabei akzeptierten die Autoren in Teilen der Brust, die der Exzisionsstelle entfernt lagen, geringere Dosen. Dieses Vorgehen verglichen sie mit einem Standardvorgehen. Die Strahlendosis der Risikoorgane war bereits im Falle des hypothetischen Standardvorgehens, das bei 5 der 12 Patientinnen zur Anwendung kam, gering. Die angepassten Bestrahlungsverhältnisse bei 7 der 12 Teilnehmer führten aber zu noch geringeren Strahlendosen im Bereich von Herz und Ramus interventricularis der linken Herzkranzarterie. So erhielt zwar das Herz im Standardprotokoll nur in kleinen Bereichen mehr als 75 % der genutzten Dosis, aber beim angepassten Vorgehen überschritt kein Punkt 25 % der Dosis. Im Bereich des Ramus interventricularis anterior betrug im Falle des Standardprotokolls der Anteil des Gefäßvolumens, der mehr als 5 Gy Strahlung erhielt, 90 %, während dies beim angepassten Vorgehen nur 48 % waren. Für die Volumenanteile, die mehr als 30 Gy erhielten, betrugen die entsprechenden Zahlen 43 und 6 %.
Fazit: Bisher wurde viel Aufmerksamkeit darauf verwendet, um bei einer Radiatio der Mamma die Strahlendosis im Bereich des Herzens zu reduzieren. Die kleine Patientenkohorte der vorliegenden Studie zeigt, dass eine vorsichtige Manipulation des Bestrahlungswinkels eine einfache aber effektive Technik sein kann, um dieses Ziel zu erreichen, so die Autoren.
Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen
E-Mail: dr.johannes.weiss@t-online.de

