Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(14): 705
DOI: 10.1055/s-0032-1304853
Editorial
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Neue Entwicklungen der Diagnostik und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen

Gedanken zur Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für KardiologieNew developments in diagnostics and treatment of cardiovascular diseasesIdeas about spring-time congress of the German Society of Cardiology
E. Hoffmann
1   Herzzentrum München- Bogenhausen, Städtisches Klinikum München GmbH
,
E. Erdmann
2   Herzzentrum der Universität zu Köln
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Publication Date:
27 March 2012 (online)

Die Behandlung kardialer Erkrankungen ist ein sich schnell entwickelndes Feld, das zum einen durch die Entwicklung neuer Materialen und Techniken, zum anderen aber auch durch die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze geprägt wird. Aufgrund der hohen Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen einer eigentlich erfreulicherweise älter werdenden Bevölkerung ist die kardiologische Forschung im besonderen Maße gefordert, innovativ zu sein.

Dass tatsächlich viele neue Ideen generiert werden, zeigt die große Anzahl von Therapie-Studien, die weiterhin auf diesem Gebiet durchgeführt und auf unseren Kongressen präsentiert werden. Oftmals verändern sie entscheidend unsere Behandlungsstandards.

In der vorliegenden Ausgabe der DMW möchten wir Ihnen einen kleinen Überblick über das breite Spektrum neuer Entwicklungen in der Kardiologie geben.

Den Anfang machen Jung et al. (Medizinische Klinik und Poliklinik I der Universität München), die sich in ihrer Studie an 165 Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz der Frage nähern, welche prognostische Bedeutung die systolische und insbesondere auch die diastolische Herzinsuffizienz für die betroffenen Patienten hat. Sie konnten nachweisen, dass insbesondere die Patienten, die eine erhaltene linksventrikuläre Funktion aufwiesen, eher eine günstige Prognose zeigen.

Gefolgt wird die Arbeit von zwei Fallberichten. Im MediQuiz können Sie Ihre anatomischen Kenntnisse bezüglich des Herzens auf die Probe stellen und in der Kasuistik geht es um einen ungewöhnlichen Fall eines „Nicht ST-Hebungsinfarktes“ bei einem jungen Patienten.

Mit der invasiven renalen Sympathikusdenervierung hat sich für die Behandlung der anderweitig nicht ausreichend einstellbaren arteriellen Hypertonie eine vielversprechende Therapieoption ergeben. In der Rubrik Pro&Contra werden von den Herren Mahfoud (Universität des Saarlandes Homburg/Saar) und Holzgreve (München) die Möglichkeiten, aber auch die potenziellen Limitationen der Methode diskutiert.

Im Folgenden berichten dann die Kollegen Bauer et al. (Herzzentrum Ludwigshafen) über die moderne Therapie des akuten Koronarsyndroms. Sie werden versuchen, Licht in die mittlerweile etwas unübersichtliche Thematik bezüglich der Verwendung von P2Y12-Hemmern zu bringen. Darüber hinaus wird die kontroverse Thematik bezüglich der Notwendigkeit einer Antikoagulation und einer parallelen Thrombozytenfunktionshemmung beleuchtet.

Herr Rieber (Herzzentrum Bogenhausen) wird einen Überblick über die Entwicklungen, Möglichkeiten und Einsatzgebiete der intravaskulären Bildgebung geben. Hier gibt es rund zwei Jahrzehnte nach der Einführung des intravaskulären Ultraschalls mit der optischen Kohärenztomographie nun ein Verfahren, das aufgrund der um ein Vielfaches höheren Auflösung ganz neue Einblicke zum Verständnis des Aufbaus von Plaques und der Progression der koronaren Atherosklerose bietet und deshalb mittlerweile in viele Herzkatheterlabore Einzug hält.

Auch wenn sich die initiale Euphorie für die regenerativen Therapieformen gelegt hat und die übertriebenen Hoffnungen einer etwas realistischeren Betrachtungsweise gewichen sind, bleibt ihre Anwendung im Rahmen kardiovaskulärer Erkrankungen immer noch ein sehr spannendes Thema. Die Arbeitsgruppe um Herrn Zeiher (Universität Frankfurt) gehört in Deutschland sicherlich zu den Wegbereitern dieser Therapieform. Leistner et al. berichten hier über die Einsatzmöglichkeiten bei fortgeschrittener koronarer Herzerkrankung.

Den Abschluss bildet ein Kommentar von Straube et al. (Herzzentrum Bogenhausen), die den aktuellen Stand der Behandlung bei Vorhofflimmern zusammenfassen und hierbei auch auf die neuen Antikoagulantien eingehen.

Wir hoffen, dass wir mit dieser Auswahl eine interessante Übersicht über aktuelle kardiologische Themen zusammenstellen konnten und wünschen Ihnen eine informative Lektüre – auch wenn wir meinen, dass der Besuch der Vorträge im Rahmen der Frühjahrstagung der DGK sich nicht so einfach ersetzen lässt. Die kritischen Diskussionen über die vorgetragenen Ansichten der Wissenschaftler, aber auch die kontroversen Meinungen in den Pausengesprächen sind für unser praktisches Handeln oft ebenso wertvoll. Der Fortschritt ist eher langsam und meist fließend.

Ihre

Ellen Hoffmann und Erland Erdmann