Dtsch Med Wochenschr 2012; 137(25/26): 1351-1355
DOI: 10.1055/s-0032-1305081
Originalarbeit | Original article
Geriatrie, Versorgungsforschung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einstellungen und Wahrnehmungen zur Demenz-Versorgung in Deutschland

Daten aus der IMPACT-UmfrageAttitudes toward dementia management in GermanyData from the IMPACT survey (Important Perspectives on Alzheimer’s Care and Treatment)
L. Hausner
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Abteilung für Gerontopsychiatrie, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
2   Gerontopôle, Department of Internal Medicine and Clinical Gerontology, Toulouse, University Hospital, France
,
M. Damian
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Abteilung für Gerontopsychiatrie, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
,
K. Jekel
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Abteilung für Gerontopsychiatrie, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
3   Network Aging Research (NAR), Heidelberg University
,
M. Richter
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Abteilung für Gerontopsychiatrie, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
,
L. Frölich
1   Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Abteilung für Gerontopsychiatrie, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
› Author Affiliations
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Publication History

09 November 2011

16 April 2012

Publication Date:
12 June 2012 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Kenntnisse zur Wahrnehmung der Demenzdiagnostik und -therapie beeinflussen die Versorgungsplanung.

Methodik: In einer Online-Befragung von 350 dauerhaft in Deutschland lebenden Personen aus drei Gruppen (Personen ohne persönliche oder professionelle Beziehung zu Demenz-Patienten „Bevölkerung“, Ärzte, pflegende Angehörige) wurden zwischen April und Mai 2009 deren Einstellungen und Wahrnehmungen zum medizinischen Umgang mit Demenzen erfasst. Dies war die deutsche Teilstichprobe einer europaweiten Umfrage von 1800 Personen.

Ergebnisse: Ein generelles Demenz-Screening von gesunden Älteren befürworteten weniger als 50 % der Ärzte, verglichen mit 75 % der pflegenden Angehörigen und der Bevölkerung (p < 0,001). 71 % der Bevölkerung, 62 % der pflegenden Angehörigen und 59 % der Ärzte (p = 0,092) befürworteten für sich persönlich die Diagnose einer Demenz zum frühest möglichen Zeitpunkt; noch häufiger wurde dies für Familienangehörige gewünscht (79 % der Bevölkerung, 74 % der pflegenden Angehörigen, 76 % der Ärzte, p = 0,692). In der Praxis sahen 69 % der Ärzte Demenzen als unzureichend diagnostiziert (72 % Fachärzte [FÄ], 66 % Allgemeinärzte (AÄ), p = 0,517) und behandelt (82 % FÄ, 76 % AÄ, p = 0,461). Als medikamentöse Therapie wurden Antidementiva von Ärzten als wirksam erachtet (82 % FÄ, 90 % AÄ, p = 0,249), aber vor allem wegen deren Kosten häufig nicht rezeptiert. Pflegende Angehörige verbrachten 42 % ihrer Freizeit mit Pflegeleistungen, 10 % hatten ihre Arbeit aufgeben oder auf Teilzeit umstellen müssen, 28 % ihre Wochenarbeitszeit reduziert.

Folgerung: Professionelle Kompetenzen müssen gestärkt und finanzielle Restriktionen vermindert werden, um den wahrgenommenen Versorgungsdefiziten besser begegnen zu können.

Abstract

Aim: To assess attitudes and opinions of primary care physicians, neuropsychiatrists, care givers, and community members regarding the management of dementia in Germany.

Methods: The IMPACT survey, a 30-minute web-based questionnaire conducted between April and May 2009, queried 350 subjects in Germany (200 community members, 100 physicians, 50 caregivers of patients with dementia) as a subpopulation of 1800 subjects involved in the management of dementia subjects across Europe.

Results: Community members favored dementia-screening (p < 0.001) in healthy elderly and wanted to know a diagnosis of dementia as early as possible (p = 0.092). German physicians regarded dementia as underdiagnosed and undertreated, they acknowledged the effectiveness of available antidementia drugs and saw the major reason for not-prescribing in the costs of drugs.

Conclusion: Professional knowledge about dementia has to be enhanced and financial restrictions have to be reduced to improve dementia management on all levels of medical care.