Diabetes aktuell 2012; 10(01): 41
DOI: 10.1055/s-0032-1306992
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Statintherapie – Nicht nur kardiovaskuläre Risikopatienten profitieren

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Publication Date:
28 February 2012 (online)

Die Reduktion des LDL-Cholesterins mit Statinen um 1 mmol/l (39,5 mg/dl) vermindert das Risiko für schwere koronare Ereignisse um 22 %. Das zeigt eine Metaanalyse der CCT (Cholesterol Treatment Trialists’) Collaboration, die 26 Studien mit zirka 170 000 Patienten umfasst [ 1 ]. Ein effektiver Kombinationspartner in der Statintherapie mit komplementärem Wirkmechanismus ist Ezetimib: Mit dem Cholesterol-Resorptionshemmer kann die Statindosis bei gleicher Effektivität deutlich gesenkt werden. Dass von der Therapie der Dyslipidämie nicht nur kardiovaskuläre Risikopatienten profitieren, sondern auch Patienten mit anderen vaskulären Komorbiditäten, zeigen Studien, die Prof. Ulrich Laufs präsentierte.

So wiesen Amarenco und Labreuche in einer Metaanalyse [ 3 ] von 24 Statinstudien mit 166 000 Patienten nach, dass mit einer LDL-Senkung um 39 mg/dl das relative Risiko für ischämischen Schlaganfall insgesamt um 21 % reduziert wird und in der Primärprävention sogar um 36 % [ 2 ]. Nach Schlaganfall haben Patienten im zeitlichen Verlauf ein erhöhtes Risiko für kardialen Tod. "Nach einem Jahr übersteigt die Zahl tödlicher Myokardinfarkte die Zahl der Schlaganfälle", so Laufs. Laut Heart Protection Study erreicht das Herzinfarktrisiko in 5 Jahren 30 %, mit Statinen lässt es sich um absolut 5 % reduzieren. Menschen mit Schlaganfall profitierten also zweifach von der Therapie: durch Verhinderung des Schlaganfallrezidivs und des Herzinfarkts, erklärte Laufs. Die aktuellen Leitlinien sehen den ischämischen Schlaganfall aufgrund des Myokardinfarktrisikos als Risikoäquivalent der koronaren Herzkrankheit und empfehlen eine LDL-Senkung auf unter 100 mg/dl.

Die zweite Risikogruppe, die von der Statintherapie profitiert, sind Patienten mit Niereninsuffizienz, die eine deutlich erhöhte kardiovaskuläre Mortalität haben. Das ist das Ergebnis der SHARP-Studie mit 9500 Patienten mit chronischer Nierenerkrankung, von denen 2 Drittel noch nicht dialysepflichtig waren [ 3 ]. Die Kombination Ezetimib 10 mg/Simvastatin 20 mg (Inegy®) senkte das LDL-Cholesterin auf 74 mg/dl (vs. 104 mg/dl für Placebo) und reduzierte schwere koronare Ereignisse signifikant von 13,4 auf 11,3 % (relative Risikoreduktion: 16,5 %). Das Fortschreiten der Niereninsuffizienz konnte durch die LDL-Senkung nicht beeinflusst werden. Die Sicherheit war vergleichbar mit Placebo. Die aktuelle europäische Leitlinie empfiehlt für diese Hochrisikogruppe LDL-Zielwerte von unter 70 mg/dl.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Symposium "Aktuelle Kardiologie und Diabetologie", Hamburg, 26. November 2011. Veranstalter: MSD Sharp & Dohme

 
  • 1 Lancet 2010; 376: 1610-1681
  • 2 Lancet 2004; 363: 757-767
  • 3 Lancet 2011; 377: 2181-2192