Pneumologie 2012; 66(03): 127
DOI: 10.1055/s-0032-1307019
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

COPD – Inhalative Glukokortikoide erhöhen Frakturrisiko

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Publication Date:
01 March 2012 (online)

 
 

    Der Langzeiteinsatz von inhalativen Glukokortikoiden bei chronisch entzündlichen Atemwegserkrankungen (COPD) erhöht trotz der geringen Resorption das Knochenfrakturrisiko. Die Befunde hierzu sind methodenbedingt inkonsistent, und der Mechanismus dieser Risikopotenzierung bleibt weiter unklar. Eine Metaanalyse von Y. K. Loke et al. sollte nun das applikationspezifische Risiko genauer quantifiziert.
    Thorax 2011; 66: 699–708

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    Bei der inhalativen Therapie mit Glukokortikoiden besteht bei den betroffenen Patienten ein erhöhtes Risiko für Knochenfrakturen.(Bild: EyeWire)

    Die Autoren erfassten alle randomisierten, kontrollierten Langzeitstudien (RCT), die Fluticason oder Budesonid eingesetzt hatten. Zusätzlich wurden alle Beobachtungsstudien über die Frakturhäufigkeit unter inhalativen Glukokortikoiden einbezogen. Bei der Auswertung wurden beide Studientypen einer adaptierten Risikoanalyse unterzogen. Die behandelten Patienten mussten mindestens 24 Wochen inhalativ und ausschließlich wegen COPD behandelt worden sein. Die in einigen Studien erfassten Dosen wurden mit ausgewertet. Komedikationen mit oralen Kortikoiden konnten aus methodischen Gründen nicht berücksichtigt werden.

    Die Autoren werteten insgesamt 16 RCTPublikationen mit 17 513 Patienten und 7 Beobachtungsstudien mit 69 000 Patienten aus. In beiden Gruppen zeigte sich unter der inhalativen Glukokortikoid-Gabe ein deutlich erhöhtes Frakturrisiko. In der RCT-Gruppe kam es unter inhalativer Therapie bei 2 % und bei nicht inhalativer Behandlung bei 1,7 % zu einem Frakturereignis. Die Langzeitbehandlung (durchschnittlich 90 Wochen) hatte das Frakturrisiko um 27 % (Peto Odds Ratio [OR] 1,27; 95 %–Konfidenzintervall [KI] 1,01–1,58; p = 0,04) erhöht. In den ausgewerteten Beobachtungsstudien fanden die Autoren eine Risikosteigerung in gleicher Größenordnung (OR 1,21, 95 %–KI 1,12–1,32; p < 0,001). Die Auswertung zeigte zusätzlich einen dosisabhängigen Effekt: Pro 500 μg (Beclomethason-Äquivalent) Dosissteigerung stieg das Frakturrisiko um 9 % (OR 1,09; 95 %–KI 1,06–1,12; p <0,001).

    Die Autoren errechneten mittels Numberneeded-to-harm-Analyse, dass nach 3 Jahren Therapie bei jedem 83. Patienten, der inhalativ behandelt wird, mit einer zusätzlichen Fraktur zu rechnen ist.

    Fazit

    Das unter einer inhalativen Therapie mit Glukokortikoiden deutlich erhöhte Risiko für Knochenfrakturen bei Patienten mit COPD bedarf einer differenzierten therapeutischen Bewertung, so die Autoren. Dem stehe das Risiko der Exazerbationen gegenüber, die durch die Behandlung vermieden werden.

    Dr. Horst Gross, Berlin


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    Bei der inhalativen Therapie mit Glukokortikoiden besteht bei den betroffenen Patienten ein erhöhtes Risiko für Knochenfrakturen.(Bild: EyeWire)