physiopraxis 2012; 10(03): 34-36
DOI: 10.1055/s-0032-1309078
physiotherapie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart - New York

Was wir unseren Patienten antun – Nackte Wahrheiten

Frans van den Berg

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Publication Date:
16 March 2012 (online)

 

    Spitzenunterwäsche oder Feinripp. Tätowiert oder gepierct. Physiotherapeuten kennen die Vorlieben ihrer Patienten -und finden das „ganz normal“. Doch wie normal sind körperliche Nähe und Nacktheit für unser Gegenüber? Physiotherapeut Frans van den Berg hat sich Gedanken über die Wirkung unserer Handlungen gemacht.


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    Erinnern Sie sich noch an damals, als Sie das erste Mal in Unterwäsche vor Ihrem Orthopäden standen? Als nackte Haut noch etwas Besonderes war? Als Sie wussten, was eine gesunde Distanz zum Körper anderer Menschen ist? Und daran, wann das Besondere normal wurde? Vermutlich ist das eine Weile her ...

    Bereits in der ersten Woche der physiotherapeutischen Ausbildung ziehen wir uns aus - vor dem unsympathischen Massagelehrer, vor unserer Mitschülerin, die eigentlich nicht auf die Therapieliege, sondern vor die Kamera bei Heidi Klum gehört, und im schlimmsten Fall vor dem Mann unserer Träume, der dummerweise im gleichen Kurs sitzt. Die Scham ist groß, die Speckrolle auch, und der Boden tut sich nicht zum richtigen Zeitpunkt unter den Füßen auf. Nach drei Jahren ist dann alles anders: Das Schamgefühl ist weg.

    Doch nicht nur die fehlende Sensibilität für fremder Leute Schamgefühl kann uns Physiotherapeuten zu schaffen machen, sondern auch die Tatsache, dass „wir wissen, was wir tun“. Denn nicht immer verraten wir es weiter und erläutern konkret, warum zum Beispiel eine Triggerpunkttherapie schmerzhaft sein darf. Je länger wir im Job sind, desto häufiger vergessen wir, die Patienten ausreichend zu informieren. Hierbei handelt es sich wohl um die sogenannte „Wissensosmose“. Irgendwann glaubt man, dass sich eigenes Wissen automatisch auf andere überträgt. Sie wissen nicht, was ich meine? Na dann, schauen Sie auf die folgende Fotostory und lassen Sie Ihren Gedanken freien Lauf.


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