Pneumologie 2012; 66(06): 327-328
DOI: 10.1055/s-0032-1309411
DGP-Newsletter
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DGP-Newsletter Juni 2012

Redaktion: U. Costabel, Essen
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Publication Date:
31 May 2012 (online)

 

Weiterbildung Pneumologisch Medizinische(r) Fachassistent(in) im Krankenhaus

Zu den Anforderungen an eine moderne Krankenhausorganisation gehört unter anderem auch ein optimaler Ablauf der medizinischen Prozesse. Sie erfordern einen hohen organisatorischen Aufwand und lassen sich nicht mehr nebenher erledigen. Zur Entlastung der Ärzte und/oder Mitarbeiter der Pflege von organisatorischen und Verwaltungstätigkeiten haben daher viele Kliniken sog. Arzt- bzw. Stationsassistenten eingeführt. Meist sind dies medizinische Fachangestellte im Gesundheitswesen, die in Organisation gut geschult sind, denen aber spezifische Kenntnisse über die Krankenhausorganisation und pneumologisches Fachwissen fehlen. Krankenhausorganisation ist sehr komplex mit hohen Anforderungen an die fachliche und soziale Kompetenz der Mitarbeiter. Hier sahen wir Weiterbildungsbedarf, und deshalb haben DGP und VPK gemeinsam einen Weiterbildungslehrgang „Pneumologisch Medizinische(r) Fachassistent(in) im Krankenhaus“ initiiert. In diesem Lehrgang sollen neben pneumologischen Basiswissen Kentnisse über die Krankenhausorganisation (KH-Management, Abteilungs- bzw. Stationsorganisation, EDV, Dokumentation, Entgeltsystem, QM) und sog. Fähigkeiten (Projekt- und Veränderungsmanagement, Konflikt- und Beschwerdemanagement, Kommunikation und Teamarbeit) vermittelt werden.

Wir haben ein Curriculum im Umfang von über 100 Stunden erstellt und den Kurs an fünf Wochenenden in Berlin in unserem Hauptstadtbüro durchgeführt. Die Organisation wurde von der ILF-GmbH übernommen. Der erste Kurs fand zwischen Januar und April 2012 mit 13 Teilnehmerinnen statt. Rund 20 Dozenten haben sich beteiligt, für ihren Einsatz möchten wir uns an dieser Stelle nochmals bedanken.

Die Teilnehmer kamen sämtlich aus pneumologischen Fachabteilungen, waren hoch motiviert und sehr engagiert bei der Sache. Ihre eigenen Eindrücke beschreiben sie wie folgt:
Wir hatten einen Einblick in den Komplex „Pneumologie im Krankenhaus“ und den Austausch mit Kolleginnen mit ähnlichem beruflichem Hintergrund erwartet.

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Kursteilnehmerinnen „Medizinische Fachassistenten“.

Erlebt haben wir:

  • 5 prall gefüllte Module

  • eine anspruchsvolle Vertiefung von medizinischem und strukturellem Fachwissen

  • Durchblick und Verständnis für Abläufe, Prozesse, Möglichkeiten und Notwendigkeiten im Klinikalltag

  • gut aufgelegte Dozenten, die mit positiven und negativen Erfahrungsberichten auch scheinbar „trockene“ Themen vermittelten

  • Kolleginnen, die sich einbringen und neue Wege gehen wollen.

Fazit: Eine tolle Erfahrung und die Erkenntnis, dass noch einiges an Potenzial in unseren beruflichen Möglichkeiten steckt. Der Veranstaltungsort Berlin war extrem gut gewählt.

Dieser Kurs war ein voller Erfolg, wir haben uns zur Wiederholung im Herbst entschlossen.
Anfragen und Anmeldungen bei
Fr. Dr. Hämäläinen
im Institut für Lungenforschung
Tel.: 030/293638280
hamalainen@lungenforschung.com.

O. Karg, Gauting


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Tabakprävention: (K)ein Thema für das Medizinstudium?

Tabakrauchen ist ein wesentlicher Risikofaktor für pneumologische, kardiologische und onkologische Erkrankungen. Die Tabakentwöhnung als präventive und kurative Maßnahme gehört zu den wesentlichen ärztlichen Aufgaben. Tabakbezogene Gesundheitsstörungen sind nicht auf einzelne medizinische Fachgebiete beschränkt: Ärzte aller Fachrichtungen behandeln rauchende Patienten und haben hier eine Gelegenheit zur Initiierung von Maßnahmen zur Tabakentwöhnung. Entsprechende theoretische und praktische Kenntnisse müssen im Medizinstudium erworben werden.

Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Göttingen, der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie Wissenschaftlern aus Hamburg und London hat untersucht, wie gut künftige Ärztinnen und Ärzte im Rahmen ihres Medizinstudiums auf die Behandlung verschiedener Krankheiten vorbereitet werden. Sie kommt zu dem Schluss, dass Medizinstudierende zwar lernen, wie Bluthochdruck und Zuckerkrankheit behandelt werden – die Behandlung der Alkohol- und Tabakabhängigkeit wird während des Studiums jedoch kaum thematisiert. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Addiction [1] publiziert.

In der Studie wurden knapp 20 000 deutsche Medizinstudierende zu ihrer Vorbereitung auf die praktische Tätigkeit befragt. Damit nahm die Hälfte aller Studierenden an 27 deutschen Fakultäten an der Studie teil. Es zeigte sich, dass im letzten Studienjahr nur rund 20 Prozent der Befragten wissen, wie die Alkohol- und Tabakabhängigkeit behandelt wird. Nur sieben Prozent aller befragten Studierenden fühlt sich in der Lage, einen Raucher zu beraten, der Hilfe bei der Tabakentwöhnung sucht. Weit über die Hälfte der Studierenden wünscht sich, im Studium mehr über diese Suchtkrankheiten zu lernen.

Dabei sind Folgen von Suchterkrankungen mindestens ebenso schwerwiegend wie die Auswirkungen verbreiteter Volkskrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes. Jede zehnte Krankenhausaufnahme in Deutschland ist auf die schädlichen Wirkungen von Alkohol und Tabak zurückzuführen. Fünf Prozent aller Deutschen sind alkoholabhängig; hierdurch verkürzt sich die Lebenserwartung um durchschnittlich 23 Jahre. Mindestens jeder zweite Raucher verstirbt an den Folgen des Tabakkonsums – das sind in Deutschland 110 000 vermeidbare Todesfälle pro Jahr. Die jährlichen volkswirtschaftlichen Kosten der Tabak- und Alkoholabhängigkeit belaufen sich auf über 40 Milliarden Euro.

„Ärztinnen und Ärzte sehen ihre Hauptaufgabe häufig in der Verschreibung von Medikamenten und in der Durchführung diagnostischer und therapeutischer Prozeduren“, sagte der Studienleiter Dr. Tobias Raupach aus der Abteilung Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen und zudem Preisträger des diesjährigen Ars legendi-Fakultätenpreises für exzellente Lehre in der Medizin. Das Gespräch mit dem Patienten tritt dabei in den Hintergrund, es ist jedoch das entscheidende Element in der Erkennung von Suchtkrankheiten und sollte in der Medizinerausbildung mehr Gewicht haben.

R. Loddenkemper, Berlin


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Kursteilnehmerinnen „Medizinische Fachassistenten“.