Pneumologie 2012; 66(11): 644
DOI: 10.1055/s-0032-1309508
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchbesprechung

Contributor(s):
S. Ewig
Harms V.
Medizinische Statistik.

Lindhöft: Harms Verlag; 2012.
8. , völlig neu bearbeitete Auflage.
ISBN: 978-3-86026-182-8 . 544 S., 28,80 €
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Publication History

Publication Date:
06 November 2012 (online)

 

    Medizinische Statistik ist die Grundlage all dessen, von dem wir glauben, das wir es richtig machen – richtig? Schon, aber nicht so, wie im Vorwort geschrieben: „Die Medizin ist unzweifelhaft eine Naturwissenschaft“ – das ist sie unzweifelhaft nicht, vielmehr eine praktische Wissenschaft, die sich der Naturwissenschaft bedient. Damit ist der Vorbehalt schon erklärt, der viele Mediziner dazu bringt, der Statistik gegenüber ein unfreundliches Verhältnis zu pflegen. Dennoch beruht die Praxis der naturwissenschaftlich begründeten medizinischen Interventionen auf der Biometrie und diese sollte Teil des medizinischen Grundwissens sein. Wer von Biometrie nichts versteht, muss sich von anderen vorrechnen lassen, wie er vorgehen soll. Somit sollte die Biometrie ein zentraler Bestandteil des (lebenslangen) Medizinstudiums sein.

    Wenn ein Buch eine achte Auflage erlebt und dazu noch eine völlig neue Bearbeitung, steckt in der Regel ein wirklich brauchbarer Ansatz dahinter. Nun sind die meisten Mediziner aus „unerfindlichen Gründen Antimathematiker. Es bedarf also „eines Lehrbuchs, das diese Mathematik „leicht verständlich“ einführt. Dieses Lehrbuch ist dick und doch leicht zu lesen, ja es macht Spaß zu verstehen. In 20 Häppchen, angelehnt an den Gegenstandskatalog für die 2. ärztliche Prüfung, werden alle wichtigen Themen der medizinischen Statistik dargestellt. Wer verstehen will, sollte dies verstehen können. Die reichlich mitgelieferten Übungsaufgaben machen dem Leser zwar schnell klar, dass etwas verstehen noch lange nicht heißt, es auch wiedergeben bzw. bearbeiten zu können, aber sie sind somit eine wichtige Vertiefung des Themas. Didaktisch besonders gelungen sind die Beispiele aus großen Studien, die deutlich machen, wie diese Studien auf statistischer Grundlage zu bestimmten Erkenntnissen gekommen sind.

    Drei Kapitel zur Literatursuche, Dissertation und zu mathematischen Grundlagen runden das Werk ab.

    Das Buch gehört in die Bibliothek eines jeden Studierenden sowie in den Kopf eines jeden Arztes, der den Anspruch an sich stellt, eine medizinische Praxis auf kritisch begründeter Urteilsfindung zu vertreten. Gibt es bessere Bücher zum Thema? Es gibt sicher Alternativen, aber nicht viele, und die meisten sind in englischer Sprache, im Original sozusagen, in dem man die Pragmatik hinter der Biometrie geradezu mit Händen greifen kann. Wer sich also ein erstes tieferes Verständnis der medizinischen Statistik aneignen bzw. erarbeiten möchte, findet mit dem neuen „Harms“ eine sehr gute Arbeitsgrundlage!

    Prof. Dr. med. Santiago Ewig, Bochum


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