Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, sie spielen es aber gerne und wackeln auf den
Stöckelschuhen der Mutter herum oder tragen den Rasierschaum des Vaters auf. Sie finden
mehrere Arbeiten vom Wiesbadener Symposium Kinderdermatologie am 7. 11. 2012, interdisziplinär
gestaltet mit der Klinik für Kinder und Jugendliche und der Klinik für Dermatologie
und Allergologie, Hauttumorzentrum Wiesbaden der Dr. Horst Schmidt Kliniken, in diesem
Heft. Da Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, sollen sie auch nicht wie Erwachsene
getestet werden. Im Säuglingsalter ist das allergische Kontaktekzem selten.
Das war bisher das übliche Statement, das durch eine italienische Arbeitsgruppe hinterfragt
wurde. 321 Säuglinge erhielten ab 2002 im Zeitraum von 5 Jahren einen Epikutantest
mit 30 Testsubstanzen. 102 Mädchen und 98 Jungen reagierten positiv, vor allem auf
Nickelsulfat 26,8 %, gefolgt von Dichromaten 9 %, Cocamidopropylbetain 7,2 %, Kobaltchlorid
6,2 %, Neomycinsulfat 5 % und Methylchloroisothiazolinon/Methylisothiazolinon 4,4 %.
Es zeigte sich dabei kein Unterschied in der Prävalenz zwischen Kindern mit atopischer
Dermatitis oder ohne – zumindest bei dieser sehr jungen Gruppe von Kindern bis zu
3 Jahren [1]. Wie ist das zu werten? Ein positiver Epikutantest bei einem Baby heißt noch nicht,
dass eine Allergie vorliegt und zudem nicht, wenn mit Konzentrationen für das Erwachsenenalter
getestet wurde. Es ist davon auszugehen, dass auch falsch positive Reaktionen vorlagen.
Wenn bei Babys eine Epikutantestung nötig wird, sollte das Testallergen nach der Anamnese
ausgewählt werden! Keine breiten Testreihen bei Säuglingen applizieren! Aktive Sensibilisierungen
müssen vermieden werden.
Der Schlüssel zur Identifikation des Allergens liegt oft in der Lokalisation. In der
Windelregion führen Gummichemikalien (Mercaptobenzothiazol), Klebstoffe (p-tertiäres
Butylphenol-Formaldehydharz) zu Kontaktallergien. Das Ekzem hat ein „Lucky-Luke“-artiges
Bild, d. h. es ahmt die Lokalisation des Pistolengurts der Comicfigur nach und liegt
an der Haut dort, wo sich die Anti-Auslaufbeschichtung der Windel findet [2].
Eine griechische Arbeitsgruppe hat eine Metaanalyse zur allergischen Kontaktdermatitis
bei Kindern vorgelegt [3]. Die Rate der Sensibilisierungen hat in den letzten 15 Jahren zugenommen (Europäische
Standardreihe und True-Test). 49 Studien erfüllten die Einschlusskriterien zur Studienqualität.
Die häufigsten 5 Allergene bei Kindern waren dabei:
Nickelsulfat bei mehr als 10 %, stammend aus Ohrringen, Körperpiercing, Uhren und
Jeansknöpfen, Ammoniumpersulfat bei mehr als 10 % aus den Haarfärbemitteln, Gold-Natrium-Thiosulfat
bei 5 – 10 % in Schmuck und Dentalmaterialien, Thiomersal bei 5 – 10 % durch Impfungen
erworben und p-Toluendiamin bei 5 – 10 % über Tattoos und Haarfärbemittel. Diese 5
bekannten Hauptallergene sollten zumindest in der Anamnese in Betracht gezogen werden
und, wenn relevant, dann getestet werden. Ein Risikofaktor für den Erwerb von Kontaktallergien,
der gemieden werden kann, sind die temporären Tattoos, die PPD und/oder Diamonotoluen
enthalten [1]. Gerade Kinder reagierten sehr stark bei einer Anamnese von Tattoos und Haarfarben,
auf andere Testzubereitungen deutlich weniger [4]. PPD sollte bei Kindern 0,3 %ig getestet werden! Und noch wichtiger, wir sollten
Öffentlichkeitsarbeit, beginnend in der Sprechstunde gegen Henna-Tattoos betreiben!
Henna legt die Basis für eine Sensibilisierung auf die schwarzen Haarfarben und weitere
Parastoffe bis hin zu den Lokalanästhetika wie Benzocain.
Das Wiesbadener interdisziplinäre Symposium Kinderdermatologie hat sich dieses Mal
besonders der Thematik der Tumoren im Kindesalter gewidmet. Am Beginn der Tumordiagnostik
steht die Gewinnung von Gewebe. Wie Sie das kinderverträglich erreichen können, finden
Sie in der Arbeit von Herrn OA Löser aus Ludwigshafen. Hochaktuelles aus der Forschung
zur Tuberösen Sklerose bringt die Arbeit von Herrn Prof. Knuf aus der Klinik für Kinder-
und Jugendliche Wiesbaden. Wenn dann die ganze Familie auf Reisen ist, können Bettwanzen
die Urlaubsreise als Mitbringsel beschweren. Herr Prof. Schöfer aus Frankfurt veranschaulicht
Ihnen das in seiner Übersichtsarbeit – der Feind in Deinem Bett.
Ihre
Christiane Bayerl