ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2012; 121(03): 114-115
DOI: 10.1055/s-0032-1310375
Colloquium
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Befestigung indirekter Restaurationen – Auch nach vier Jahren keine postoperativen Hypersensibilitäten

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Publication Date:
31 March 2012 (online)

 
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Postoperative Beschwerden nach adhäsiver Befestigung indirekter Restaurationen stellen ein ernstes Problem in der Restaurativen Zahnheilkunde dar [ 1 ] . Der Auswahl eines geeigneten Adhäsivsystems kommt daher große Bedeutung zu. Wie eine aktuelle prospektive klinische Studie [ 2 ] belegt, bietet das bewährte Etch-&-Rinse-Adhäsiv XP Bond – durch die Kombination mit SCA und Calibra selbsthärtend einsetzbar – auch 4 Jahre nach Insertion von Inlays oder Onlays ausgezeichneten Schutz vor postoperativen Hypersensibilitäten. Das Adhäsiv zeichnet sich weiter durch seine Technikunempfindlichkeit und universelle Einsetzbarkeit in der restaurativen Zahnheilkunde aus.

Bei der adhäsiven Befestigung indirekter Restaurationen an vitalen Zähnen sind postoperative Beschwerden ein häufig auftretendes und gefürchtetes Phänomen [ 1 ]. Es besteht daher weithin der Wunsch nach einem Bonding-System, das Sicherheit vor postoperativen Hypersensibilitäten bietet. Um Probleme bei der Einpassung zu vermeiden, fällt die Wahl meist auf ein dualhärtendes Adhäsiv, welches die Befestigung ohne separate Lichthärtung der Adhäsivschicht erlaubt.

Das technikunempfindliche Etch-&-Rinse-Adhäsiv XP Bond (Dentsply DeTrey) gewährleistet in Verbindung mit SCA (Self Cure Activator; Dentsply DeTrey) und dem Kompositzement Calibra (Dentsply DeTrey) die sichere chemische Polymerisation auch unter lichtundurchlässigen Restaurationen. Ob hierbei postoperative Beschwerden zu erwarten sind, beantwortet die nachfolgend vorgestellte prospektive Studie [ 2 ] von Prof. Marco Ferrari, School of Dental Medicine, Poli-clinico Le Scotte, Siena, Italien. Sie basiert auf 4-jährigen klinischen Beobachtungen und wird derzeit fortgesetzt.

Material und Methoden

Bei 38 Patienten wurden insgesamt 53 Inlays und Onlays eingesetzt. Die Probanden, Männer und Frauen im Alter von 18 bis 60 Jahren, zeichneten sich durch gute allgemeine und parodontale Gesundheit aus. Außerdem waren sie zuvor auf ihre individuelle Schmerzempfindlichkeit getestet worden; nur solche Patienten, die auf einer visuellen Analogskala (VAS) von 0 ("ohne Schmerzempfindung") bis 10 ("unerträglicher Schmerz") Werte zwischen 1 und 4 angegeben hatten, kamen in die Auswahl. Zu Beginn sowie bei den Recall-Terminen wurde der Gingivalstatus im Bereich der Restaurationen erfasst. Außerdem wurden die Probanden auf mögliche postoperative Sensibilitäten während der Recalls geprüft. Diese fanden 2 Wochen, 6 Monate, 1, 2, 3 und 4 Jahre nach Befestigung der Versorgungen statt.

Zu Studienbeginn zwischen März und April 2006 – nach Exkavation, Präparation und Abformung der Zähne – erhielten die Patienten provisorische Restaurationen. Nach 1 Woche wurden ihnen jeweils 1 oder 2 definitive Empress-II-Restaurationen als Inlay oder Onlay eingesetzt und adhäsiv befestigt. Dazu wurde das selbstpolymerisierende Befestigungs-System aus XP Bond, SCA und Calibra nach Herstellervorschrift angewendet. Der Status postoperativer Sensibilität, mittels Kalt- und Warmreizung sowie per Luftbläser getestet, war anschließend anhand der VAS dokumentiert worden. Als weitere Parameter nach USPHS-Kriterien wurden bei den Recall-Terminen der Tragekomfort unter Funktion, Stabilität und Dauerhaftigkeit der Versorgung untersucht. Ergänzend geprüft wurden dabei auch die klinischen Parameter Randverfärbung und -integrität, Sekundärkaries, Frakturen, Vitalität, Retention und Approximalkontakt.

Als Null-Hypothese galt, dass das selbsthärtende Adhäsiv-Komposit-System über die Dauer von 4 Jahren postoperative Sensibilitäten nicht verhindern könne.


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Ergebnisse

Nach 3 Jahren konnten 51 Restaurationen re-evaluiert und unter anderem nach Ryge-Kriterien klassifiziert werden. Es wurden keine postoperativen Sensibilitäten festgestellt. Sämtliche Restaurationen waren klinisch akzeptabel.

Die nächste Überprüfung zum 4-Jahres-Recall ergab ebenfalls keine postoperativen Sensibilitäten bei allen 49 der dort vorgestellten Restaurationen. Insgesamt zeigten auch nach 4 Jahren alle Restaurationen in situ ein klinisch akzeptables Ergebnis.


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Diskussion

Die Ergebnisse bestätigen, dass das selbsthärtende Adhäsiv-Komposit-System im Zeitraum von 4 Jahren nach adhäsiver Befestigung der keramischen Restaurationen vor postoperativen Hypersensibilitäten schützt. Die Null-Hypothese konnte widerlegt werden.

Die in der Studie verwendeten Befestigungskomponenten bieten in ihrer Kombination den Vorteil, dass weder die Adhäsivschicht noch der Kompositzement lichtgehärtet werden müssen. Bei vielen anderen dualhärtenden Adhäsiv-Systemen kann dagegen die meist notwendige separate Lichthärtung der Adhäsivschicht zu Problemen bei der Passgenauigkeit führen und so das Einsetzen der Restaurationen erschweren. Auch ist eine vollständige Lichthärtung der Adhäsivschicht in tiefen und verwinkelten Kavitäten oder im Wurzelkanal nicht gewährleistet, da das Licht nicht alle Stellen sicher erreicht.

Die Kombination aus XP Bond, SCA und Calibra bietet die für indirekte Restaurationen wichtigen Vorzüge eines vollständig selbstpolymerisierenden Befestigungssystems. Durch die Mischung von XP Bond mit SCA werden Komponenten aktiviert, die dann zusammen mit Calibra eine vollständige chemische Aushärtung bewirken und einen sicheren Verbund zu Schmelz und Dentin herstellen.


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Schlussfolgerung und Fazit

Die klinische Studie von Ferrari et al. [ 2 ] zeigt laut Dentsply, dass XP Bond in Verbindung mit SCA und Calibra ein zuverlässiges selbstpolymerisierendes Adhäsiv-System darstellt, welches auch nach 4 Jahren keine postoperativen Beschwerden aufweist und klinisch akzeptable Ergebnisse von indirekten Restaurationen sicher gewährleistet.

Ein 2. wichtiger Vorteil des verwendeten Etch-&-Rinse-Adhäsivs besteht in seiner universellen Einsetzbarkeit. Es ist für alle direkten und indirekten Restaurationen geeignet. Seine hohe Technikunempfindlichkeit gewährleistet auch bei unterschiedlichen Feuchtigkeitsgraden des Dentins herausragende Haftwerte und prädestinieren dieses Etch-&-Rinse-Adhäsiv für die anspruchsvolle restaurative Zahnheilkunde.


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  • Literatur

  • 1 Millediing P et al. Ceramic inlay systems: Some clinical aspects. J Oral Rehabil 1995; 22: 571-580
  • 2 Ferrari M et al. XP Bond in self-cure mode: Used for luting porcelain restorations: 4-year recall. 2010

  • Literatur

  • 1 Millediing P et al. Ceramic inlay systems: Some clinical aspects. J Oral Rehabil 1995; 22: 571-580
  • 2 Ferrari M et al. XP Bond in self-cure mode: Used for luting porcelain restorations: 4-year recall. 2010

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