Pneumologie 2012; 66(04): 200
DOI: 10.1055/s-0032-1311732
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma bronchiale – Sauerstofftherapie erhöht Hyperkapniegefahr

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Publication Date:
11 April 2012 (online)

 
 

    Die hypoxische pulmonale Vasokonstriktion (Euler-Liljestrand-Mechanismus) mit dem daraus resultierenden Ventilations-/Perfusions-Mismatch ist mit den klinischen Implikationen für COPD gut untersucht, während hinsichtlich akuter Asthmaanfälle bisher nur wenige kleine Arbeiten publiziert wurden. K. Perrin et al. versuchen mit ihrer prospektiv-randomisierten Studie, diese Lücke zu schließen.
    Thorax 2011; 66: 937–941

    Drei öffentliche Krankenhäuser in Neuseeland rekrutierten 106 Patienten mit akuter Asthma-Exazerbation. Diese erhielten randomisiert neben einer leitlinienkonformen Akuttherapie entweder 8 L Sauerstoff pro Minute oder bedarfsgesteuert nur dann, wenn die Sauerstoffsättigung unter 92 % fiel. In diesem Fall wurde auf eine Zielsättigung von 93–95 % titriert. Ausschlusskriterien waren insbesondere COPD und andere mit potenzieller Hyperkapnie einhergehende Krankheitsbilder. Als primärer Endpunkt diente der Anteil der Patienten mit einem Anstieg des pCO2 um mehr als 4 mmHg nach einer Stunde. Sekundäre Endpunkte umfassten Änderungen der Atem- und Herzfrequenz, die forcierte Einsekundenkapazität (FEV1) und die Notwendigkeit der stationären Aufnahme. Der primäre Endpunkt kam in der Hochdosisgruppe mit 22 von 50 (44 %) vs. 10 von 53 (19 %) deutlich häufiger vor als in der Gruppe mit titrierter Sauerstoffgabe (relatives Risiko [RR] 2,3; 95 %–Konfidenzintervall [KI] 1,2–4,4; p < 0,006). Auch ein Anstieg um ≥ 8 mmHg ereignete sich mit 22 vs. 6 % (RR 3,9; 95 %–KI 1,2–13,1; p = 0,016) deutlich häufiger. Alle 10 Patienten mit einer Hyperkapnie von pCO2 ≥ 45 mmHg nach einer Stunde kamen aus der Hochdosisgruppe mit 8 l Sauerstoff pro Minute. In der Titrationsgruppe benötigten 90 % der Patienten keinen Sauerstoff. Atem- und Herzfrequenz, FEV1 nach 60 Minuten und auch die Häufigkeit stationärer Aufnahmen unterschieden sich nicht deutlich zwischen beiden Studienarmen.

    Fazit

    Eine hochdosierte Sauerstofftherapie bei akuten Asthmaanfällen geht mit einer erhöhten Hyperkapniegefahr einher, so die Autoren. Deshalb solle – in Übereinstimmung mit den aktuellen Leitlinien – Sauerstoff nur bei nachgewiesener Hypoxämie in titrierter Dosis verabreicht werden. Diese vermeide eine Hyperoxie.

    Dr. Peter Pommer, Oberammergau


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