Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2012; 19(02): 89
DOI: 10.1055/s-0032-1312001
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Nachruf – Wolfram Höfler (1924–2011)

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Publication Date:
18 April 2012 (online)

 

    Am 14. Oktober des vergangenen Jahres ist in Tübingen der Tropenmediziner Prof. Dr. Wolfram Karl Josef Höfler verstorben. Von 1979 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1990 leitete er das Institut für Tropenmedizin an der Universitätsklinik Tübingen. Darüber hinaus amtierte er von 1983 bis 1989 als Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin.

    Höfler wurde am 13. August 1924 in Heidelberg geboren. Er studierte Medizin in Bern sowie in Freiburg im Breisgau und promovierte 1952 an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität mit einer Dissertation über Blutanalysemethoden. Seine Zeit als Assistenzarzt absolvierte er ebenfalls an 2 medizinischen Instituten der Freiburger Universität.

    Anschließend wechselte Höfler nach Tübingen an das Tropenmedizinische Institut, damals von Gründungsordinarius Prof. Ludolph Fischer geleitet, und habilitierte 1962 an der Tübinger Medizinischen Fakultät mit dem Thema: Stoffwechselveränderungen im Rahmen des Gesamtablaufs der Kälteakklimatisation beim Warmblüter.

    Höflers zahlreiche Publikationen als Tropenmediziner umfassen ein weites Spektrum von Arbeiten über Pertussis, kutane Diphtherie, Amöbiasis, Malaria, Hepatitis B und Filarien. Auch verfasste er schon vor 40 Jahren einen Übersichtsartikel über das von Mykobakterien verursachte Buruli-Ulkus, das erst in neuerer Zeit wieder an Aufmerksamkeit als vernachlässigte aber nichtsdestotrotz bedeutsame Tropenkrankheit gewonnen hat. Vor allem aber die Diagnostik der Darmprotozoeninfektionen hat er durch systematische Evaluierung und Verbesserung der parasitologischen und serologischen Nachweisverfahren maßgeblich beeinflusst.

    Ein weiterer Fokus waren die in den Tropen bedeutsamen Infektionen von schwangeren Frauen und Neugeborenen mit Chlamydia trachomatis und Streptokokken der Gruppe B. Seiner Profession gemäß beschäftigten sich zahlreiche seiner Arbeiten auch mit der Reise- und Impfmedizin.

    Untersuchungen zur Tropentauglichkeit waren seit seiner Freiburger Zeit das spezielle Interesse und die heimliche Liebe des Forschers Wolfram Höfler: "Beziehung zwischen Schweißmenge, Verdunstung und Körpertemperatur bei der Akklimatisation in künstlichem feuchtheißen Klima" war der Titel einer seiner Publikationen zu diesem Thema. Dazu hatte er am Institut in Tübingen eine Klimakammer mit Ergometern und Messgeräten für die entsprechenden Experimente an Freiwilligen einbauen lassen.

    Neben seinen Lehrtätigkeiten im "Grund- und Fortgeschrittenenkursus Humanparasitologie", die hauptsächlich für Biologen konzipiert waren, las er für Mediziner "Klinik und Epidemiologie der Krankheiten warmer Länder" und bot "Praktische Übungen zur tropenmedizinischen Diagnostik" an. Zusammen mit dem Heidelberger Institut für Tropenhygiene organisierte er den siebenwöchigen Kursus: "Medizin in Entwicklungsländern zur Vorbereitung von Ärzten auf ihren Einsatz in der tropenmedizinischen Entwicklungshilfe" sowie einen einwöchigen Kursus für in Deutschland ausgebildete afrikanische Ärzte.

    Wichtig bis zuletzt war ihm die ideelle und finanzielle Unterstützung des Sacred Heart Hospitals in Abeokuta, Nigeria. Dort hat er insbesondere in seiner aktiven Zeit als Tropenmediziner zur Verbesserung der Laboratoriumsdiagnostik beigetragen.

    Seinen Mitarbeitern und Untergebenen am Institut war Wolfram Höfler ein fürsorglicher Vorgesetzter. Wollte er nach Dienstschluss in der von ihm geleiteten tropenmedizinischen Ambulanz forschend tätig sein, zog er sich in ein kleines Büro unter dem Dach eines Institutsnebengebäudes zurück, wo er ungestört arbeiten konnte.

    Nach dem Ausscheiden aus dem Universitätsbetrieb widmete sich Höfler wieder verstärkt seinen musischen Interessen. Diese galten vor allem der Malerei, der Dichtung und der Musik:
    So hatte er zum Beispiel schon als junger Mann Gedichte von Gertrud von le Fort vertont. Diejenigen, die ihn noch persönlich kannten, wird seine menschliche und zurückhaltende Art in guter Erinnerung bleiben. Unser Mitgefühl gilt seinen Hinterbliebenen.

    Prof. Dr. Peter Kremsner,
    Dr. Wolfgang Hoffmann,
    Institut für Tropenmedizin Tübingen


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