Zusammenfassung
Mit der Früherkennung und validen Erfassung des präpsychotischen Risikosyndroms und
der sich daraus ableitenden indizierten Prävention verbindet sich die Hoffnung einer
Verhinderung bzw. Verzögerung oder Abschwächung der drohenden psychotischen Ersterkrankung,
einer Verbesserung der aktuellen Symptomatik und die Vermeidung bzw. Verzögerung der
sich bereits in der Vorphase häufig abzeichnenden psychosozialen Behinderung. Mithilfe
einer systematischen Literaturrecherche identifizierten wir sieben abgeschlossene,
randomisierte und kontrollierte Studien zu Interventionen bei Personen mit erhöhtem
Psychoserisiko. Diese Studien evaluierten antipsychotische, neuroprotektive, kognitiv-verhaltenstherapeutische
und integrierte Behandlungsansätze. Insgesamt zeigten alle spezifischen Interventionen
Vorteile gegenüber der jeweiligen Kontrollgruppe bezüglich der Interventionsziele
– wenn auch zum Teil nur auf deskriptiver Ebene. Dieser Vorteil spezifischer Behandlung
konnte durch eine erste Metaanalyse statistisch signifikant abgesichert werden. Aufgrund
der Studienlage kann derzeit jedoch keine spezifische Empfehlung für eine der evaluierten
Strategien gegeben werden. Daher sind Interventionen einer gründlichen Nutzen-/Risikoanalyse
zu unterziehen, wobei die Höhe des individuellen Risikos im Verhältnis zu den geeigneten
Interventionen und deren Nebenwirkungsprofil zu betrachten sind. Methodisch gut geplante
Replikationen der vorgestellten Interventionen mit höheren Fallzahlen sowie eine differenzielle
Evaluation der Behandlungsoptionen sind notwendig.
Abstract
Early and valid detection of the psychosis risk syndrome, and indicated prevention
aim at preventing, delaying or ameliorating frank psychosis, improving current symptoms
as well as emerging psychosocial disability. In a systematic literature search we
identified seven completed randomised controlled trials of interventions for individuals
at high risk of developing first episode psychosis. These studies evaluated antipsychotics,
neuroprotective agents, cognitive behavioural and integrated treatment approaches.
All trials reported advantages for specific interventions as compared to the respective
control conditions (although not significant in each of the studies), which proved
to be significant in the first meta-analysis of the studies. However, the current
results do not allow recommendations for any specific treatment. Therefore, interventions
should be thoroughly reviewed based on their risk/benefit ratio. The level of individual
clinical risk, assumed benefits and side effects of interventions are critical determinants
for these considerations. Future research is needed with sufficiently powered, methodologically
sound replication studies, which are designed to explore differential efficacy of
the interventions.
Schlüsselwörter
Psychose-Risikosyndrom - Personen mit erhöhtem Psychoserisiko - Prodrom - Behandlung
- randomisierte kontrollierte Interventionsstudien - Übersicht
Key words
psychosis risk syndrome - person at risk for psychosis - prodrome - intervention -
randomised controlled trials - review