physiopraxis 2012; 10(05): 6-8
DOI: 10.1055/s-0032-1314906
physioforum
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Briefe an die Redaktion


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Publication Date:
17 May 2012 (online)

 

Zum Artikel „ Nackte Wahrheiten “, physiopraxis 3/12

Niveau der „Bravo“

Ist es ernst gemeint, einen auf „Bravo“-Niveau liegenden Artikel in einer Fachzeitschrift abzudrucken? Die Diskussion dieses Themas ist sicherlich in der Physiotherapieausbildung angebracht, jedoch nicht in einer reißerischen Form in einer Fachzeitschrift. Diese wird von praktizierenden Physiotherapeuten gelesen, die geschult sind, in einer gesunden therapeutischen Distanz den Körper eines Patienten zu untersuchen. Ich finde diesen Artikel hochgradig diskriminierend für jeden ernsthaft arbeitenden Physiotherapeuten, der den erhobenen Zeigefinger von Frans van den Berg zu diesem Thema sicher nicht braucht.

Marita Klaus-Baunach, Physiotherapeutin aus Mainz-Kostheim


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Witzig und wahr

Sehr geehrte Damen und Herren,
dieser Artikel ist einsame Spitze! Es ist mehr als nötig, auch so ein Thema anzusprechen, ist es doch im Praxisalltag sehr relevant, gerade auch für junge Kollegen, die in ihrer Euphorie über neu Erlerntes manchmal das Empfinden der Patienten übersehen. Das Thema „Schamgefühl“ wird im Unterricht und in den Fortbildungen kaum angesprochen. Die Fotos zum Thema und die Sprechblasen sind einfach so wahr und witzig!

Sabine Kanzler-Soiné, Physiotherapeutin aus Freiburg

Zum Artikel „ Kettenreaktionen “, physiopraxis 2/12


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Hat mich begeistert

Sehr geehrte physiopraxis-Redaktion,
begeistert habe ich den Artikel von Dr. Jürgen Siegele über die Folgen eines Supinationstraumas gelesen. In meiner Bachelorarbeit beschäftige ich mich mit der Frage, ob Verletzungen des Fußes Auswirkung auf proximal gelegene Strukturen haben. Leider ist im Artikel keine Literatur aufgeführt.

Mit freundlichen Grüßen Jens Hüsers, Physiotherapeut aus Haren

Anmerkung der Redaktion

In dem Artikel wurden keine Studien zitiert, weil wir Prof. Dr. Jürgen Siegele baten, einen Praxisartikel ohne Quellenangabe zu schreiben. Doch wie wir durch mehrfache Zuschriften sahen, ist das Interesse an Literaturangaben auch in Artikeln mit Fallbeispielen sehr groß, wir werden das künftig berücksichtigen. Prof. Siegele nennt unten die Quellen.

Anmerkung des Autors auf die zwei Leserbriefe aus physiopraxis 4/12

Gerne antworte ich auf die beiden Leserbriefe. Für diesen Artikel habe ich mich an einem Fallbeispiel aus der Praxis orientiert. Es handelte sich dabei um einen Leichtathleten, der über Schmerzen klagte, die nicht unmittelbar mit der Schmerzursache, einem Supinationstrauma, in Zusammenhang gebracht werden. Wir alle kennen solche Beispiele aus unserem Berufsalltag.

Es sollte, auch auf Wunsch der Redaktion, ein Praxisartikel sein. Der Artikel sollte Therapeuten dafür sensibilisieren, dass die Orte der auftretenden Schmerzen und die Orte für deren Ursachen häufig nicht korrelieren. Er sollte zeigen, dass die Behandlung komplexer Zusammenhänge nach einem kasuistischen Prinzip erfolgen kann (wenn …, dann …).

Im Laufe der letzten Jahre forschte ich zu diesem Thema mit der Frage: Bestehen signifikante Zusammenhänge bzw. Unterschiede in Bewegungsketten im Bereich der unteren Extremitäten? Hierzu ent wickelte ich unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten ein spezielles Messgerät, welches ich auch in meiner täglichen Praxis einsetze [1]. Mein Artikel soll unter anderem dazu motivieren, im Bereich von Ursachen-Folge-Ketten verstärkt empirisch zu forschen.

Beste Grüße, Prof. Dr. Jürgen Siegele


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Medienspiegel – Frühförderung in der Presse

Es kann einem Artikel nichts Besseres passieren, als dass die dpa als größte Nachrichtenagentur Deutschlands darauf aufmerksam wird, eine Nachricht dazu verfasst und dann verbreitet. Kürzlich geschehen mit dem Beitrag „12 Mythen über das erste Lebensjahr“ von Monja Sales Prado aus physiopraxis 3/12. Die dpa verschickte über ihren Verteiler eine Meldung mit der Überschrift „Kinder nicht mit Förderangeboten überfordern“. Darin wurde Monja Sales Prado als physiotherapeutische Expertin zitiert. Als Marktführer erreicht die dpa zahlreiche Medien, die tagesaktuell über Ereignisse berichten. Und so gab es auch etliche wie rhein-zeitung.de, augsburger-allgemeine.de, news.de, ruhr-nachrichten.de und suedkurier.de, die das Thema Frühförderung aufgegriffen hatten. Der Artikel fand Anklang. Auf Web.de kommentierte beispielsweise eine Leserin: „Eigentlich sollte man meinen, dass das, was im Artikel geschrieben steht, doch zum Eltern-Allgemeinwissen gehört. Dennoch stelle ich immer wieder fest, dass wir von anderen Eltern schief angeguckt werden, da wir mit unserer dreijährigen Tochter keinen einzigen Kurs besuchen und auch in der Säuglingsphase keine Kurse besucht haben.“ Auch die Ärzte wurden darüber informiert, was die Physiotherapeutin zum Thema Frühförderung zu sagen hatte – über netdoktor.at.

ba


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Impuls – Wozu 76 Konzepte der Manuellen Therapie?

Ein Blick in die Kataloge der Fortbildungsinstitute stößt auf immer wieder neue „Arten und Gattungen“ der Manuellen Therapie. Neben den Klassikern Kaltenborn-Evjenth, Cyriax und Maitland gibt es etliche mehr: biokybernetische, osteopathische, integrative, neuroorthopädische und viele weitere „neue“ Konzepte. Insgesamt komme ich auf etwa 76 verschiedene Konzepte für Manuelle Therapie.

Sie verbindet die Definition: Dienst mit der Hand. Doch Herangehensweise und Gewichtungen von Untersuchung, Behandlung, Denk- und Entscheidungsprozessen sind verschieden. Die Techniken hingegen scheinen teilweise sehr ähnlich, wenn auch anders benannt oder mit alternativer Zielformulierung.

Brauchen wir für die Manuelle Therapie 76 verschiedene Lehrgruppen bzw. Weiterbildungsträger? Bringt das wirklich mehr Qualität? Anhand welcher Kriterien entscheidet man sich für seine Manuelle Therapie? Worin liegen die Unterschiede? Wie gut ist welches Konzept? Die Zahl der Instruktorengemeinschaften ist in den letzten Jahren weiter gestiegen. Manche Instruktoren trennen sich von ihrer Instruktorgemeinschaft und gründen ihre eigene neue Arbeitsgruppe. Der Fortbildungsmarkt wird so noch undurchsichtiger – vor allem für Berufseinsteiger. Wäre es nicht sinnvoller, die Manuelle Therapie zusammenzuführen, statt sie immer weiter zu verstreuen? Das wäre auch ein wichtiger Schritt für die Professionalisierung der Physiotherapie. Wir sollten nach Gemeinsamkeiten der Konzepte suchen und diese standardisieren sowie weitere Gemeinsamkeiten schaffen. Mögliche Kriterien zur Reduktion der Konzepte:

  • > ein bundesweites, am besten international tätiges, Dozententeam mit OMT-Niveau

  • > nur Mitglieder der DFAMT (Deutsche Föderative Arbeitsgemeinschaft für Manuelle Therapie) und der IFOMPT (International Federation of Orthopaedic Manipulative Physical Therapists)

  • > nur Angebote mit Möglichkeit zum international anerkannten Abschluss (OMT)

  • > nur Konzepte, die Studien vorlegen können

  • > integriertes QM-System

Das sind nur mögliche Kriterien, anhand derer der Markt sich gesundschrumpfen könnte. Sie müsste eine Arbeitsgruppe aus Instruktoren und Berufsverbänden festlegen, die sich auch mit der Weiterentwicklung der MT befasst. Das würde Transparenz schaffen, die Kommunikation erleichtern und das Bild gerade anderen Disziplinen gegenüber wie den Ärzten professioneller erscheinen lassen.

Fazit: Manchmal ist weniger mehr. Ich wünsche mir eine Reduktion der Konzepte und eine große, professionelle und starke Interessengemeinschaft, die die Konzepte für MT vereinheitlicht und voranbringt.

Jakob Kamphans, Physiotherapeut, Würzburg


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