Sportverletz Sportschaden 2012; 26(02): 67
DOI: 10.1055/s-0032-1316394
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Physiologie – Musik mildert diurnale Fluktuation der Muskeln

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Publication Date:
12 June 2012 (online)

 

Eine tunesische Arbeitsgruppe hat kürzlich herausgefunden, dass das Musikhören während des Aufwärmtrainings die Spitzenleistung und die mittlere Muskelkraft von Athleten deutlich erhöht. Offenbar verschwanden durch die Musik die bereits bekannten diurnalen Variationen der Muskelleistung oder schwächten sie zumindest ab.
Sports Med 2012; 33: 43–47

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Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass die Muskelleistungen tageszeitabhängig sind und morgens niedriger liegen als am Nachmittag. Ferner beeinflusst Musik die wahrgenommene Kraftanstrengung (subjektives Belastungsempfinden; Rated Perceived Exertion = RPE). Das Ziel der Untersuchungen von Nizar Souissi und Kollegen bestand darin, die Auswirkungen dieses auditorischen Stimulus auf die diurnalen Fluktuationen des Kraftoutputs im Wingate-Test zu erforschen.

An der Untersuchung nahmen 12 Sportstudenten teil. Sie unterzogen sich um 7:00 Uhr und um 17:00 Uhr jeweils 2 Wingate-Testdurchläufen, nach dem sie sich mit oder ohne Musik aufgewärmt hatten. Das Aufwärmen erfolgte durch 10-minütiges Pedaltreten bei einer konstanten Drehzahl von 60 upm gegen eine leichte Belastung von 1 kg. Der Wingate-Test besteht aus einem 30-Sekunden-Sprint auf einem Fahrradergometer gegen einen konstanten, auf das Körpergewicht abgestimmten, drehzahlabhängigen Widerstand. Ein Computer ermittelt die Spitzenleistung (peak power output = PP) und die durchschnittliche Leistung (mean power = MP).

Leistung steigt diurnal

Der Hauptbefund war, dass sich Spitzenleistung und durchschnittliche Leistung vom Morgen bis zum Nachmittag nach dem Aufwärmen auch ohne Musik um 5,3 und 3,3 % verbesserten (p < 0,001 bzw. p < 0,01). Das Aufwärmen mit Musik am Morgen eliminierte die diurnalen Variationen der durchschnittlichen Leistung ganz, auch die Spitzenleistung erreichte durch die Musik am Morgen fast den Wert des Abends (p < 0,05). Auch am Abend holte die Musik mehr aus den Athleten raus: Sowohl die Spitzen- als auch die durchschnittliche Leistung nach dem Aufwärmen mit Musik während der zwei Testzeiten war signifikant höher (je p < 0,05).

Die RPE-Scores bestimmten die Untersucher am Ende der Aufwärmphase und nach dem Ende des Wingate-Test. Sie lagen ebenfalls nach dem Aufwärmen mit Musik morgens höher als ohne Musik (p < 0,05). Nach dem Absolvieren der Wingate-Tests lag das die RPE-Scores sowohl morgens als auch abends mit Musik signifikant höher als ohne Musik.

Fazit

Die Ergebnisse verdeutlichen nach Ansicht der Autoren, dass Musik während der Aufwärmphase vor dem Wingate-Test wirksam die Kraft verbessert. Damit ließen sich vor allem während der Morgenstunden negative Auswirkungen der Tageszeit auf die Muskelleistung vermeiden. Die Autoren sehen Musik als eine zusätzliche Hilfe, die Sportler während des Aufwärmens einsetzen sollten, vor allem wenn kraftvolle Muskelkontraktionen gefordert sind.

Dr. Volker Kriegeskorte, Martinsried


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