Rofo 2012; 184(7): 601
DOI: 10.1055/s-0032-1318792
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungenbiopsie – Weniger Pneumothoraces mit „rapid-needle-out-time“

Further Information

Publication History

Publication Date:
28 June 2012 (online)

Ob die Komplikationsrate nach transthorakalen Biopsien durch Lagerung des Patienten auf der Läsionsseite vermindert werden kann, ist umstritten. O'Neill et al. zeigten nun, dass die Zeit für die Umlagerung des Patienten der entscheidende Faktor sein könnte.

Radiology 2012; 262: 314–319

CT des Thorax im Lungenfenster. Pneumomediastinum (schwarze Pfeile), Pneumoperikard (weißer Pfeil) und Pneumothorax (schwarze Pfeilspitze) sowie bilateraler Pleuraerguss (weiße Pfeilspitzen) nach Ösophagusruptur (Bild: Kawel N, Bremerich J. Radiologie up2date 2010; 10: 235–252).

Der Verminderung von Pneumothoraces durch Lagerung des Patienten auf der punktierten Körperseite wird mit einer Verminderung der Alveolenweite im Punktionsgebiet und einem „natürlichen“ Belüftungsverschluss erklärt. Während tierexperimentelle Studien schon 1982 für ein derartiges Vorgehen sprachen, bestätigten andere Untersuchungen die Reduktion der Komplikationsraten nicht. O'Neill et al. verglichen die Häufigkeiten von Pneumotharaces in Abhängigkeit von der Umlagerungszeit.

201 Patienten waren durchschnittlich 67,9 Jahre alt und wurden wegen unklarer Lungenherde mit einer 20-Gauge-Biopsienadel punktiert. Männer und Frauen waren etwa gleich häufig vertreten. In Gruppe 1 (n = 81) wurde die Nadel sofort postpunktionell entfernt und der Patient auf die betroffene Seite gelegt. In Gruppe 2 (n = 120) erfolgte dies in maximal 10 s. Eine und 4 h nach dem Eingriff oder bei Beschwerden wurde die Lunge geröntgt. Die Größe der Tumoren, Lokalisation, Pleurabeteiligung, Dignität und vorangegangene Thoraxoperationen waren in den Gruppen nicht wesentlich verschieden. In Gruppe 2 bestanden mehr Risikofaktoren für einen Pneumothorax:

längerer Punktionsweg (28,4 vs. 20,5 mm; p = 0,006), die Nadellage musste öfter korrigiert werden (33 vs. 9; p = 0,001) und Emphyseme waren häufiger (p = 0,04).

Die durchschnittliche Zeit von der Nadelentfernung bis zur Positionierung des Patienten in Seitenlage betrug 9,5 s (Gruppe 2). Ein höheres Lebensalter verlängerte die Zeit nicht. 76% der über 70-Jährigen wurden in weniger als 10 s problemlos umgelagert. In Gruppe 1 erfolgte keine Zeitnahme, sie wurde auf 2 bis 3 min geschätzt. Bei diesen Patienten kamen Pneumothoraces häufiger vor (37 vs. 23%; p = 0,04). In 15 und 4% der Fälle waren Thoraxdrainagen erforderlich (p = 0,029). Einblutungen waren nicht signifikant verschieden (jeweils 15; p = 0,32). In Gruppe 1 waren Emphyseme und die Läsionsgröße unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten eines Pneumothoraxes. Für Gruppe 2 mit schneller Umlagerungszeit wurden keine unabhängigen Prädiktoren identifiziert.

Fazit

Nicht nur die postpunktionelle Lagerung auf der Läsionsseite, sondern auch die Schnelligkeit der Positionierung waren laut den Autoren für die Häufigkeit von Pneumothoraces nach transthorakalen Punktionen entscheidend. Traten diese trotzdem auf, waren Thoraxdrainagen seltener erforderlich.

Dr. Susanne Krome, Melle

    >