Rofo 2012; 184(8): 691
DOI: 10.1055/s-0032-1318839
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ischämischer Brustschmerz – MRT mit Dipyridamol prognostiziert kardiale Ereignisse

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Publication Date:
14 August 2012 (online)

Die Bewertung prognostischer und therapeutischer Auswirkungen der kardialen MRT gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit. Studien konnten in der Vergangenheit den Wert dieser Methode zeigen, ernste kardiale Ereignisse vorherzusagen. Doch Studien hierzu sind nach wie vor knapp. V. Bosi et al. untersuchten den Nutzen der kardialen MRT mit Dipyridamol.

Radiology 2012; 262: 91–100

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Laut den Ergebnissen von Bosi et al. eignet sich ein kardiales MRT mit Dipyridamol bei Patienten mit Ischämischem Brustschmerz ernste kardiale Ereignisse zu prognostizieren. Im Bild: vergrößerter linker Ventrikel (a, SSFP-Cine im 4-Kammer-Blick) und IR-GRE (b) ohne Nachweis von Kontrastanreicherung im Myokard bei einer Patientin mit dilatativer Kardiomyopathie (Hägele J, Hunold P, Barkhausen J. Radiologie up2date 2012; 12: 15–32).

Eingang in die Studie fanden Patienten mit Brustschmerz potenziell koronaren Ursprungs, die sich zwischen Januar 2007 und September 2009 einer kardialen MRT mit Dipyridamol unterzogen. Gründe hierfür waren

  • nicht eindeutige Ergebnisse im Belastungs-EKG,

  • Veränderungen im Ruhe-EKG,

  • die Unfähigkeit zur Ergometrie,

  • die Evaluation intermediärer Koronarläsionen (50–70%ige Koronarstenosen in der Koronarangiografie) oder

  • die 1. diagnostische Maßnahme im Rahmen der Beschwerdeabklärung.

Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom oder Kontraindikationen für Dipyridamol waren von der Teilnahme ausgeschlossen. Alle Patienten wurden mit einem 1,5-T-Gerät untersucht, eine Vasodilatation wurde mit intravenös verabreichtem Dipyridamol induziert. Die Autoren legten ihr Augenmerk auf

  • Wandbewegungsstörungen (WBS) in Ruhe,

  • Perfusionsdefekte (PD),

  • spätes Gadolinum-Enhancement (SGE) und

  • induzierbare WBS.

Anschließend analysierten sie die Assoziation mit ernsten kardialen Ereignissen.

Insgesamt beteiligten sich 1722 Patienten an der Studie. Während einer medianen Beobachtungszeit von 55 Wochen traten insgesamt 61 ernste kardiale Ereignisse (4% der Teilnehmer) auf, davon 36 kardiale Todesfälle und 25 Myokardinfarkte. Diese Ereignisse waren assoziiert mit einer stärkeren Ausprägung von WBS, PD, SGE und induzierbaren WBS (alle p < 0,001). In der multivariaten Analyse erwiesen sich nur PD und induzierbare WBS als unabhängige Prädiktoren. Die Autoren hatten die Patienten in 4 Kategorien eingeteilt:

  • keine PD, SGE oder induzierbare WBS (Kategorie 1),

  • PD ohne SGE und induzierbare WBS (Kategorie 2),

  • SGE ohne induzierbare WBS (Kategorie 3) und

  • induzierbare WBS (Kategorie 4).

Die Raten ernster kardialer Ereignisse in den Kategorien 1, 2, 3, und 4 betrugen 2% (14 / 901), 3% (6 / 219), 4% (15 / 409) und 14% (26 / 193). Eine Revaskularisation aufgrund des MRT-Befunds erfolgte bei 242 Patienten (14%), reduzierte das Risiko für ernste kardiale Ereignisse aber nur in der Kategorie 4 (7 vs. 26% bzw. 6 / 92 vs. 26 / 101).

Fazit

Ein kardiales MRT mit Dipyridamol ist geeignet, um bei ischämischem Brustschmerz ernste kardiale Ereignisse zu prognostizieren. Nach Meinung der Autoren haben Patienten mit induzierbaren WBS diesbezüglich das höchste Risiko und profitieren am meisten von einer Revaskularisation.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen