Rofo 2012; 184(11): 977
DOI: 10.1055/s-0032-1318954
Bildessay
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostische Bildgebung – Erhöhte Strahlenbelastung durch größeren Anteil der modernen Bildgebung

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Publication Date:
26 October 2012 (online)

Genaue Daten über die Anwendung moderner radiologischer Verfahren und der damit verbundenen Strahlenbelastung bei Teilnehmern von integrierten Programmen in US-amerikanischen Gesundheitszentren liegen bisher nicht vor. Die Wissenschaftler R. Smith-Bindman et al. aus den USA untersuchten deshalb retrospektiv Häufigkeitsmuster der bildgebenden Methoden und den Verlauf der Strahlenbelastung von Teilnehmern aus 6 größeren landesweiten integrierten Gesundheitseinrichtungen der USA im Verlauf von 1996 bis 2010.

JAMA 2012; 307: 2400–2409

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Die Strahlenbelastung durch z. B. Untersuchungen mittels PET-CT ist laut den Autoren in den letzten Jahren stark gestiegen. Sie empfehlen EBM-basierte Leitlinien für die moderne Bildgebung zu entwickeln, um eine Risiko-Nutzen-Balance herstellen zu können (Bild: Thieme Verlagsgruppe, Lutz Freudenberg).

In der integrierten Gesundheitsversorgung der USA geht der Trend in der bildgebenden Diagnostik seit ca. 2 Jahrzehnten hin zur vermehrten Anwendung von hochentwickelten Verfahren wie CT oder PET. Diese nicht invasiven Techniken ermöglichen einerseits schnelle und exakte Diagnosestellungen. Andererseits sind sie kostenintensiv und setzen gegenüber konventionellen Methoden erhöhte ionisierende Strahlung frei. Es wird geschätzt, dass bei anhaltendem Trend der gehäuften Bildgebungen ca. 2% aller zukünftigen Krebserkrankungen durch die Strahlenbelastung verursacht sein werden. Ziel dieser Studie war es, den Trend der letzten 15 Jahre zu analysieren und die damit verbundene gestiegene Strahlenbelastung zu ermitteln.

Erfasst wurden Teilnehmer aus jeweils einem der 6 integrierten Gesundheitseinrichtungen der HMO (Health Maintenance Organization), die alle über das HMO Research Network verbunden sind. Während der 15-jährigen Studie von 1996 bis 2010 wurden pro Jahr 1 bis 2 Mio. untersuchte Personen eingeschlossen, bei denen insgesamt 30,9 Mio. bildgebende Verfahren angewandt wurden (25,8 Mio. Personenjahre). In 35% aller Bildgebungen wurden hochentwickelte Verfahren eingesetzt (CT, MRT, Nuklearmedizin und Sonografie).

Die modernen Verfahren der diagnostischen Bildgebung nahmen im Beobachtungszeitraum zu. CT-Aufnahmen zeigten eine jährliche Steigerungsrate von 7,8%, MRT von 10% und Sonografien von 3,9%. PET-Aufnahmen nahmen seit 2004 jährlich um 57% zu. Lediglich nuklearmedizinische Aufnahmen nahmen jährlich um 3% ab.

Die gehäuften CT-Aufnahmen von 1996 bis 2010 resultierten in einer erhöhten Strahlenbelastung der Untersuchten mit einer Verdoppelung der effektiven Pro-Kopf-Dosis von 1,2 auf 2,3 mSv. Auch der Anteil der Untersuchten, die hohe Dosen (> 20–50 mSv) oder sehr hohe Dosen (> 50 mSv) erhielten, zeigten jährliche Steigerungsraten im Untersuchungszeitraum von 1,2 auf 2,5% bzw. von 0,6 auf 1,4%. Im Jahr 2010 waren 6,8% der Untersuchten einer hohen und 3,9% einer sehr hohen jährlichen Strahlenbelastung ausgesetzt.

Fazit

Die Ergebnisse belegen, dass mit der stark angestiegenen Anwendung moderner diagnostischer bildgebender Techniken im Rahmen integrierter Gesundheitsprogramme im Zeitraum von 1996 bis 2010 auch ein starker Anstieg der Strahlenbelastung zu verzeichnen war. Um eine Risiko-Nutzen-Balance herzustellen, sollten nach Anregung der Autoren EBM-basierte Leitlinien für moderne Bildgebungsverfahren entwickelt werden.

Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)