Rofo 2012; 184(11): 982-983
DOI: 10.1055/s-0032-1318960
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hirnreife bei Frühgeborenen – MT-Ratio für die Beurteilung geeignet

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Publication Date:
26 October 2012 (online)

Die MR-Bildgebung mit dem Magnetisierungstransfer (MT) ist ein wichtiges diagnostisches Instrument bei der multiplen Sklerose. Bislang wurde die Methode nicht für die Beurteilung der grauen Hirnsubstanz verwendet. Nossin-Manor et al. untersuchten nun die Hirnreife von Frühgeborenen mit dieser Methode.

Radiology 2012; 263: 510–517

Der Magnetisierungstransfer beschreibt den Austausch der Magnetisierung zwischen gebundenen und freien Protonen. Die MT-Ratio (MTR) ergibt sich aus der prozentualen Differenz zwischen 2 Aufnahmen (mit und ohne off-Resonanzpuls). Die Autoren setzten die Methode bei Frühgeborenen (< 32. Schwangerschaftswoche) ein, weil die Prämyelinisierung und Myelinisierung maßgeblich in dieser Reifungsphase stattfindet. Während mit konventionellen MRT eine qualitative Beurteilung gelang, soll die MTR eine quantitative Aussage ermöglichen.

42 Frühgeborene wurden in der 24.–32. Schwangerschaftswoche geboren. 19 Jungen und 23 Mädchen wogen durchschnittlich 1150 g. In der konventionellen MRT (T1-, T2- und Diffusionswichtung), die innerhalb von 2 Wochen stattfand, hatten 23 Babys Normalbefunde. Bei 9 Kindern bestanden Auffälligkeiten der weißen Substanz (WMI) und bei 7 zusätzlich eine Blutung der germinalen Matrix (Grad II). Drei Patienten mit WMI-Befund und leichter Blutung wurden ebenso wie 24 weitere, die eine Blutung des Grades III oder IV und / oder Auffälligkeiten der grauen Hirnsubstanz hatten, von der weiteren Analyse ausgenommen. Zielregionen waren die Basalganglien, Thalami und die Pons.

Die MTR war eine Funktion des Alters und nahm mit der Gestationszeit zu. Dies galt für die Patienten mit Normalbefunden und mit WMI in der konventionellen MRT. Die Zuwachsraten waren in den Basalganglien und Thalami vergleichbar und im Ponsbereich geringer. Unter Berücksichtigung des Alters bestätigten sich die Befunde auch für die Gruppe mit WMI und Matrixblutungen. Die Kinder mit Normalbefunden hatten stärkere Zunahmen als diejenigen mit WMI (p = 0,02). In einer Subanalyse wurden 14 Ergebnisse mit T1-Resultaten für die Basalganglien und Thalami assoziiert. Mit steigenden T1-Werten zeigten die MTR eine signifikante lineare Abnahme um –0,004% / ms (p < 0,0001). Dabei ergab sich für die Basalganglien und die Thalami kein bedeutsamer Unterschied (p = 0,5654).

Die Beobachtung der negativen Korrelation von MTR und T1 sei ein Hinweis auf die unterschiedlichen biologischen Prozesse, die damit reflektiert würden. Während die MTR mit der Axondichte assoziiert sei, habe T1 die höchste Sensitivität für den Wassergehalt des Gewebes. Die komplementären Informationen erlaubten in den einzelnen Reifungsstadien eine 2-dimensionale Beschreibung der Gewebeeigenschaften. Die Verwendung der MTR in Kombination mit der T1-Relaxometrie ermögliche die Feststellung regionaler Variationen im Entwicklungsprozess.

Fazit

Die Magnetisierunggstransfer-Ratio war für die Darstellung der Myelinisierung im reifenden Gehirn geeignet. Sie machte Veränderungen sichtbar, die T1- und T2-gewichtete Aufnahmen nicht zeigten, so die Autoren.

Dr. Susanne Krome, Melle