Rofo 2012; 184(11): 984
DOI: 10.1055/s-0032-1318962
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Endometriose oder kolorektales Karzinom – Bessere Differenzierung mittels DWI-MRT?

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Publication Date:
26 October 2012 (online)

Mit der diffusionsgewichteten MRT (DWI-MRT) ist es bei qualitativer Beurteilung möglich, kolorektale Karzinome festzustellen. Gleichzeitig können aber sowohl benigne als auch maligne Läsionen auf DWI-Bildern mit hohen b-Werten signalreich erscheinen. Zudem kann ihre Unterscheidung in der DWI-MRT schwierig sein, da sich die Werte des scheinbaren Diffusionskoeffizienten (ADC) überschneiden können. Busard et al. prüften den Nutzen der DWI-MRT zur Differenzierung zwischen tief infiltrierender Endometriose (TIE) und kolorektalem Karzinom.

Eur J Radiol 2012; 81: 1376–1380

Insgesamt 66 Patienten mit Verdacht auf TIE wurden zusätzlich zur Standard-MRT mit der DWI-MRT untersucht. Als Referenz der TIE-Diagnosen dienten histopathologische und klinische Befunde sowie der Expertenkonsensus. Die Vergleichsgruppe wurde aus 15 zufällig ausgewählten Patienten (12 Männer, 3 Frauen, Durchschnittsalter: 70 Jahre) gebildet, die wegen kolorektaler Karzinome untersucht wurden. Alle MRT fanden in einem 1,5-T-System mit einer 6-Kanal-Beckenspule statt. Zwei Untersucher werteten die Aufnahmen im Konsens aus. Für die TIE-Diagnose diente das gemeinsame Auftreten von auffälligen Signalintensitäten und morphologischen Abweichungen. Bei allen Patienten wurden DWI-Aufnahmen mit hohen b-Werten (800 s / mm2) qualitativ (signalreich / signalarm) bewertet. Für die quantitative Auswertung berechneten die Ärzte die ADC-Werte mit b-Werten von 50, 400 und 800 s / mm2.

Von den 66 Patienten sind 15 mit TIE diagnostiziert worden. Ihr Durchschnittsalter lag bei 33 Jahren. Mit der Standard-MRT wurden TIE-Läsionen im Rektum (9 Patienten) und Rektosigmoid (5 Patienten) lokalisiert. Im Vergleich zum Muskel erschienen 14 Läsionen in T1-gewichteten, fettunterdrückten Aufnahmen homogen und 1 Läsion inhomogen isointens. Die meisten Darmtumoren ergaben in T1-gewichteten und T2-gewichteten, fettunterdrückten Aufnahmen isointense bis leicht hyperintense Signale. Der mittlere ADC-Wert der DWI-Bildgebung betrug bei TIE 0,80 x 10–3 mm2 / s und war damit signifikant niedriger als bei kolorektalen Karzinomen (0,86 x 10–3 mm2 / s, p = 0,02). Während in den DWI-Aufnahmen mit hohem b-Wert (800 s / mm2) alle TIE-Läsionen signalarm waren, zeigten die Karzinome hohe Signalintensitäten.

Für die Studie werden folgende Limitationen genannt: Für die mithilfe der MRT diagnostizierten TIE-Fälle gab es nur in 3 Fällen entsprechende histopathologische Bestätigungen. An der Studie nahmen auch Männer teil. Die Studienpatienten konnten nicht entsprechend dem Alter angeglichen werden.

Fazit

Trotz der Limitationen kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die qualitative Beurteilung von DWI-MRT-Aufnahmen die Differenzierung zwischen tief infiltrierender Endometriose und kolorektalem Karzinom unterstützen kann.

Matthias Manych, Berlin (Medizinjournalist)