Starke Exsudation
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Superabsorber (z. B. Sorbion Sachet S®) beinhalten ein Kunstoffgranulat und können
mehrere 100 ml Flüssigkeit unter Volumenausdehnung aufnehmen. Aufgrund des hohen Gewichts,
das die Verbände erreichen können, sollten sie nicht vollständig gesättigt und rechtzeitig
gewechselt werden. Vorsicht bei der Fixierung mittels Folie: Expansion des Superabsorbers
bedenken.
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Feinporige Polyurethanschaum- / Hydropolymerverbände (z. B. Askina Foam®; Biatin®);
Hydrokapillarverbände (z. B. Alione®). Die Verbände sind selbsthaftend oder müssen
mit einem Sekundärverband (Film, Rollenpflaster, Binden) angewickelt oder geklebt
werden. Ausreichend über den Wundrand hinaus legen. Bevor Feuchtigkeitsflecken den
Wundrand erreicht haben, sollten Schaumverbände gewechselt werden.
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Saugkompressen (z. B. Zetuvit®); empfehlenswert wenn häufige Verbandwechsel notwendig
sind. Der Wechsel erfolgt, wenn die Kompresse durchgeschlagen ist.
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Einsatz von Drainage und Stomamaterial / Inkontinenzprodukten in Erwägung ziehen
Bei Wundhöhlen ggf. in Kombination mit:
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Alginat (z. B. Askina Sorb®): Alginate geben unter Druck (z. B. bei Lagerung) die
aufgenommene Flüssigkeit fast vollständig wieder ab → Mazeration der Wundumgebung.
Sie sind deshalb auf Wundgröße zuzuschneiden und mit einem Abstand von 1–2 mm zum
Wundrand in die Wunde einzulegen.
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Hydrofaser (z. B. Aquacel®): können das 25-fache des Eigengewichts an Wundexsudat
aufnehmen. Die Wundumgebung bleibt trocken, da das Exsudat nur in vertikaler Richtung
abgeleitet wird. Hydrofaserverbände dürfen deshalb über den Wundrand hinaus gelegt
werden.
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Cavitiy Schaum (z. B. Allevyn plus cavitiy®): Material dehnt sich aus, deshalb Wundhöhle
nur zur Hälfte lose austamponieren.
Option
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Mäßige bis schwache Exsudation
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Dünne Polyurethanschaum- / Hydropolymerverbände (z. B. Allevyn thin®)
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Hydrokolloidverbände (z. B. Hydrocoll®)
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Hydroaktivverbände (z. B. 3 M Tegaderm Absorbent®)
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Irritation und Mazeration von Wundrand und -umgebung
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Wahl einer Wundauflagen mit ausreichender Exsudataufnahmekapazität
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Nicht zu lange mit dem Verbandwechsel warten
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Auftragen eines lang anhaltenden, transparenten und atmungsaktiven Hautschutzfilms
(z. B. Cavilon®), gut trocknen lassen
oder
oder
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Geruch
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und / oder
oder
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Applikation von medizinischem Honig (z. B. Medihoney®): Die enthaltenen hydrolytischen
Enzyme hemmen das Wachstum von Bakterien. Zudem können potentiell noch verbleibende
Bakterien kurzfristig den Zucker des Honigs metabolisieren, dessen Abbauprodukte nicht
riechen. Nachteil: Gegebenenfalls häufiger Verbandwechsel wegen erhöhter Exsudatproduktion
(osmotischer Wasserentzug).
In Kombination mit
Bei anaerob besiedelten Wunden ggf.
Option aus der Phytotherapie
Zusätzlich
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Einsatz von Nidolor® (synthetischer Geruchsbinder)
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Je nach Vorliebe: Raumaromatisierung mittels herber, frischer Düfte wie z. B. Kiefer,
Thymian, Eukalyptus, Pfefferminze oder Zitrone.
Ultima Ratio
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Blutungen
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Präventiv
Leichte Blutung
Stärkere Blutung
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Bei drohender Blutung: Notfallplan und Notfallkoffer erstellen / bereithalten
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Kompressen mit Xylometazolin (z. B. Otriven®) oder Naphazolinnitrat (Privin®) tränken
und damit die Blutungsquelle bedecken, ggf. komprimieren (off-label-use).
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Alternativ: Suprarenin® in der Verdünnung 1:10 000 (1 Ampulle Suprarenin-Injektionslösung
1:1000 mit 9 ml NaCl 0,9% verdünnen), auf eine Kompresse lokal applizieren
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Einsatz von resorbierbaren Hämostyptika (z. B. Tabotamb®, Gelita® Tampon, Spongostan®Standard),
diese können nach Applikation auf der Wunde belassen werden
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Nicht resorbierbares Hämostyptikum, das durch die Aktivierung von Gerinnungsfermenten
blutstillend wirkt: Clauden®-Gaze (oder Clauden®-Tupfer).
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Schmerzen
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Regelmäßiges Schmerzassessment vor, während und nach dem Verbandwechsel
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Das Reinigen der Wunde erfolgt sanft durch Spülung oder Nass-Trocken-Phase
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Spüllösungen vor Gebrauch anwärmen (z. B. im Wasserbad, Einsatz eines Babykostwärmers)
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Die routinemäßige Verwendung von Pinzetten oder Gaze zum Abwischen der Wundoberfläche
ist nicht zu empfehlen: besser Spülung
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Stechen in die Wunde und Anstoßen der Wunde unbedingt vermeiden
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Wahl von Verbänden, die beim Anlegen und Entfernen Traumata / Schmerzerfahrung auf
ein Minimum reduzieren (z. B. Hydrofaser, Hydrogel, Schaumstoffverbände, perforierte
nicht adhärente (haftende) Silikonverbände)
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Bei ausgetrockneten Verbandmaterialien oder verkrustetem Wundexsudat empfiehlt sich
ein schonendes Ablösen der Wundauflage durch vorheriges Anfeuchten mit angewärmter
isotonischer Kochsalzlösung oder abgekühltem Salbeitee (2–3 EL Salbei mit 1 Liter
kochendem Wasser übergießen und mindestens 4 min ziehen lassen)
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Wahl von Verbänden zur Minimierung wundbedingter Schmerzen in Bezug auf Tragezeit
und Mazeration. Ziel sollte die Reduktion der Verbandwechsel sein, denn weniger Verbandwechsel
bedeuten weniger Schmerzen. Wahl eines Verbandes, der in der Lage ist, das Exsudat
angemessen zu speichern und ein Austreten von Flüssigkeit verhindert
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Optimaler Wundrand und -umgebungsschutz zur Vermeidung schmerzhafter Mazeration (s.o.)
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30–40 min vor dem Verbandwechsel sollte dem Patienten ein angepasstes, schnell wirksames,
also nicht retardiertes Analgetikum verabreicht werden
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bei starken Ängsten vor dem Verbandwechsel neben der Analgesie an sedierende und anxiolytische
Maßnahmen denken (z. B. Lorazepam 1–2 mg s. l., Midazolam 7,5 mg p. o., Flunitrazepam
1–2 mg p. o., ggf. auch sc. oder i. v.)
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Einsatz analgetischer Gele auf Morphinbasis zur Linderung von Wundschmerzen: 1 mg
Morphin wird dabei mit einem 1 g Hydrogel vermischt und meist 1x tgl. auf die Wunde
aufgetragen
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Je nach Bedürfnis und Wunsch des Patienten: Einsatz von Musik, Entspannungsverfahren,
Ablenkung, angeleitete Fantasiereisen, Lymphdrainage, TENS (transkutane elektrische
Nervenstimulation), Akupunktur
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Patienten bequem lagern!
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