Schulung bei Typ-1-Diabetes – PRIMAS – ein neues, zeitgemäßes Schulungsprogramm

Mehrmals täglich den Blutzucker messen, Insulin korrekt dosieren und richtig anwenden, die nächste Mahlzeit bestimmen – in Deutschland leben etwa 350 000 Typ-1-Diabetiker, die ihre Therapie- und Alltagsentscheidungen in der Regel selbst treffen. Ihr Ziel dabei: Den Blutzucker so einzustellen, dass der HbA_1c-Wert im Norm- beziehungsweise angestrebten Bereich liegt, um Folgeerkrankungen zu vermeiden, ohne Hypoglykämien zu riskieren. Wichtig für diese Patienten sei es, dass sie entsprechend geschult werden, erklärte Prof. Norbert Hermanns vom Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM) bei einer Pressekonferenz in Berlin. "Schulung ist ein integraler Bestandteil einer gelingenden Diabetes-Therapie." Sie erklärt den Betroffenen ihre Erkrankung, vermittelt technisches Wissen und manuelle Fähigkeiten und unterstützt in der Motivation, das Gelernte täglich anzuwenden.

In Deutschland ist seit 1982 das ICT-Schulungsprogramm etabliert. Es sei angesichts der Entwicklungen und Fortschritte der Diabetologie allerdings "etwas in die Jahre gekommen", erklärte Hermanns das Motiv, ein neues Programm zu etablieren. Mit PRIMAS steht nun seit Mai 2012 ein Schulungs- und Behandlungsprogramm für ein selbstbestimmtes Leben mit Typ-1-Diabetes zur Verfügung. Entwickelt haben es das FIDAM unter Leitung von Hermanns und PD Dr. Bernhard Kulzer in Kooperation mit dem Pharma-Unternehmen Berlin-Chemie AG und im Feedback mit Diabetes-Zentren.

Moderne Didaktik statt Frontalunterricht

PRIMAS soll auch aktuellen Entwicklungen in der Schulung gerecht werden: Das Programm setzt mit moderner Didaktik auf Empowerment und bindet die Patienten aktiv und interaktiv in den Unterricht ein. In 12 ambulanten Kurseinheiten à 90 Minuten soll den Teilnehmern in kleinen Gruppen (3 bis 8 Patienten) neben Diabeteswissen vor allem die praktische Fähigkeit vermittelt werden, den Alltag mit ihrer Erkrankung in eigener Verantwortung zu managen, Probleme zu erkennen und kompetent Strategien zu entwickeln, diese selbständig zu lösen. Die Schulungsinhalte seien zeitgemäß und leitliniengerecht, wie Kulzer berichtete. Sie reichen von der Ernährung und Insulindosierung bis zur Therapiemotivation und Fragen zu Bewegung oder Sport. Dr. Kristina Pralle, Berlin, berichtete über erste positive Erfahrungen aus ihrem Diabeteszentrum, das an der Evaluation von PRIMAS beteiligt war. Sie betonte, dass die Erfahrung der Patienten, ihren Diabetes erfolgreich selbst steuern zu können, wesentlich dazu beiträgt, die Erkrankung aktiv in das Leben zu integrieren und damit die Lebensqualität zu steigern.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Pressekonferenz "Zeitgemäße Diabetesschulung: der Patient im Mittelpunkt", Berlin 23. März 2012, Veranstalter: Berlin-Chemie AG