Der Klinikarzt 2012; 41(06/07): 324
DOI: 10.1055/s-0032-1322483
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Polypharmazie problematisch – Vorsicht bei der Antikoagulation geriatrischer Patienten

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Publication Date:
25 July 2012 (online)

 
 
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(Bild: Thieme Verlagsgruppe)

Geriatrische Patienten mit Thrombosen haben ein erhöhtes Blutungsrisiko. Dies muss bei der Therapie unbedingt berücksichtigt werden, sagt Dr. Horst Gerlach aus Mannheim, Vorsitzender des Berufsverbands der Phlebologen und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie. Eine Alternative zur Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten sind niedermolekulare Heparine, so der Experte auf den 18. Bonner Venentagen.

Bedingt durch Alterssyndrome und typische Erkrankungen sind diese geriatrischen Patienten eine besonders sensible Patientengruppe. "Die häufigsten Komplikationen resultieren aus einer Polypharmazie", berichtet Gerlach. Denn viele Standardmedikamente für ältere Patienten interagieren mit Antikoagulanzien. So kann die Kombination von Vitamin-K-Antagonisten mit nichtsteroidalen Antirheumatika, Sulfonamiden oder Makrolid- bzw. Fluorchinolon-Antibiotika zu erheblichen Blutungskomplikationen führen. Gerlachs Rat: "Vor der Verordnung von Antikoagulanzien sollte daher immer eine sorgfältige Arzneimittelanamnese durchgeführt werden."

Thrombosetherapie: Empfehlungen der Leitlinien

Die aktuelle S2-Leitlinie [ 1 ] empfiehlt niedermolekulare Heparine (NMH) zur Initialtherapie venöser Thromboembolien und Vitamin-K-Antagonisten (VKA) zur Sekundärprophylaxe. "Grundsätzlich sind aber auch NMH zur Sekundärprophylaxe geeignet", so Gerlach. Für Patienten mit malignen Erkrankungen empfehlen die Leitlinien mit dem höchsten Evidenzgrad (1A) ausschließlich eine längerfristige Therapie mit NMH, da unter NMH weniger VTE-Rezidive auftreten als unter VKA.

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Tab. 1 Häufigste Komplikationen durch Polypharmazie beim alten Patienten [ 5 ].

Doch orale Antikoagulanzien erhöhen das Blutungsrisiko im Alter erheblich: Während das Risiko, unter VKA eine schwere oder tödliche Blutung zu erleiden, im Durchschnitt 1,3 % beträgt, steigt es für 80-Jährige auf 10 % [ 2 ]. Neben Medikamenteninteraktionen erhöhen Vorerkrankungen wie gastrointestinale Blutungen, Myokardinfarkt oder Apoplex das Risiko weiter. Auch ein Diabetes, Kreatininwerte über 1,5 mg/dl oder Hämatokritwerte unter 30 % wirken sich negativ aus [ 3 ].


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NMH: sichere Bioverfügbarkeit und gut zu steuern

Zur Therapie geriatrischer Patienten mit hohem Blutungsrisiko können alternativ NMH eingesetzt werden: Diese haben eine sichere Bioverfügbarkeit und sind gut steuerbar. Da mit dem Alter auch die Nierenfunktion kontinuierlich abnimmt, sollte ein NMH mit einem hohen durchschnittlichen Molekulargewicht gewählt werden, das nicht vorwiegend renal eliminiert wird. Tinzaparin (innohep®) zeigt keine Kumulation bis zu einer Kreatinin-Clearance von 20 ml/min [ 4 ] und kann daher laut Fachinformation ohne Dosisreduktion in voller therapeutischer Dosis eingesetzt werden. Zudem kann Tinzaparin mit Protamin in hohem Maße antagonisiert werden, wodurch sich die Behandlungssicherheit weiter erhöht. "Für dieses NMH liegen langjährige Praxiserfahrungen selbst für hochbetagte Patienten vor", so Gerlach. Tinzaparin war das erste NMH, das in Deutschland für die Therapie der Venenthrombose und Lungenembolie zugelassen wurde.

Quelle: LEO Pharma GmbH, Neu-Isenburg


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  • Literatur

  • 1 Blättler W et al. Vasa 2010; S/78: 1-39
  • 2 Penning-van Beest F et al. Eur J Clin Pharmacol 2005; 61: 439-444
  • 3 Kerk N et al. J Invest Dermatol 2010; 130: 2259-2268
  • 4 Siguret V et al. Thromb Haemost 2000; 84: 800-804
  • 5 Wehling M, Burkhardt H. Arzneitherapie für Ältere. 2. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer; 2011: 90

  • Literatur

  • 1 Blättler W et al. Vasa 2010; S/78: 1-39
  • 2 Penning-van Beest F et al. Eur J Clin Pharmacol 2005; 61: 439-444
  • 3 Kerk N et al. J Invest Dermatol 2010; 130: 2259-2268
  • 4 Siguret V et al. Thromb Haemost 2000; 84: 800-804
  • 5 Wehling M, Burkhardt H. Arzneitherapie für Ältere. 2. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer; 2011: 90

 
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(Bild: Thieme Verlagsgruppe)
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Tab. 1 Häufigste Komplikationen durch Polypharmazie beim alten Patienten [ 5 ].