Wie präzise können Hunde Tumore „erschnüffeln“?
Die Seminararbeit
In Deutschland lässt sich jeder vierte Todesfall auf eine Krebserkrankung zurückführen.
Lungenkrebs tritt besonders häufig auf und verläuft oft tödlich. Innerhalb von fünf
Jahren liegt die Überlebensrate bei nur 10 %. Das liegt vor allem daran, dass die
Symptome bei dieser Krebsart häufig erst spät auftreten beziehungsweise kleine Herde
teilweise erst im Endstadium entdeckt werden. Zudem gibt es bisher keine geeignete
Früherkennungsuntersuchung für Lungenkrebs. In den 1970er-Jahren fanden Wissenschaftler
heraus, dass der menschliche Atem flüchtige organische Komponenten enthält, die beispielsweise
auf eine Krebserkrankung hindeuten können. Ende der 1990er-Jahre beobachtete man einen
Hund, der ständig an den Muttermalen seiner Besitzerin schnüffelte. Es stellte sich
heraus, dass sie ein bösartiges Melanom hatte. Mittlerweile wurden erste Studien durchgeführt,
um diesen Erkenntnissen weiter nachzugehen. Katrin Veit wollte sich in ihrer Seminararbeit
einen Überblick über die Studienlage verschaffen und herausfinden, welche Aussagen
sie zur diagnostischen Genauigkeit der Hundenasen treffen kann. Dazu führte sie eine
Literaturrecherche in verschiedenen Datenbanken durch. Letztendlich konnte sie zwei
Studien und ein Review in ihre Arbeit aufnehmen. Deren Qualität beurteilte sie mit
zwei verschiedenen Checklisten: Für die Einzelstudien nutzte sie QUADAS (Quality Assessment
of Diagnostic Accuracy Studies), für das Systematische Review CAT (Critical Appraisal
Tool).
Ergebnisse
Katrin Veit hat herausgefunden, dass ...
-
> die Qualität der Einzelstudien gut ist (11 bzw. 13 von 14 Punkten), bei dem Review
hingegen wesentliche Angaben, etwa zur Recherche, fehlen.
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> die Studien schwer vergleichbar sind, da sich die Trainingsmethoden, die Krebsarten,
die Proben (z. B. Gewebe oder Atem) und die Hunderassen unterschieden.
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> die Hunde im Mittel eine 95,4 %ige Sensitivität (Anteil der korrekt als positiv identifizierten
Proben) und eine 83,2 %ige Spezifität (Anteil der korrekt als negativ identifizierten
Proben) erreichten. Im Vergleich dazu erreicht eine Positronen-Emissions-Tomografie
- ein nuklearmedizinisches Schnittbildverfahren - bei der Diagnostik von Bronchialkarzinomen
eine Sensitivität und Spezifität von etwa 90 %.
Fazit
Zusammenfassend kann Katrin Veit festhalten, dass ...
-
> im Atem eines Patienten mit Lungenkrebs eine „Duftstruktur“ vorhanden zu sein scheint,
die sich von Essensgerüchen, Medikamenten und anderen Erkrankungen wie einem Lungenemphysem
unterscheidet.
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> die Ergebnisse der Studien zwar verheißungsvoll sind, die Zuverlässigkeit der Hunde
im Screening aber aufgrund der wenigen Studien noch nicht abschließend beurteilt werden
kann.
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> weitere Studien auch den Einsatz von Hunden für die Diagnostik anderer Erkrankungen
untersuchen sollten.
→ Veit K. Diagnostische Genauigkeit von Hunden bei der Erkennung von Lungenkrebs. Fallstudie
im Modul Wissenschaftliche Methodenkompetenz im Bachelorstudiengang Präventions-,
Therapie- und Rehabilitationswissenschaften an der Dresden International University;
2011