Pneumologie 2012; 66(08): 459
DOI: 10.1055/s-0032-1324658
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lungenembolie – Autoimmunstörungen erhöhen das Embolierisiko

Contributor(s):
Gross Horst Berlin
Zöller B.
Lancet 2012; (379) 244-249
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Publication History

Publication Date:
08 August 2012 (online)

 

Polymyositis und andere Autoimmunerkrankungen bedingen passager eine erhebliche Störung der Blutgerinnung und steigern das Risiko einer Lungenembolie zum Teil um ein Vielfaches. Dies konnte eine Erhebung durch die Arbeitsgruppe von B. Zöller von der Universitätsklinik Malmö aufzeigen.
Lancet 2012;379: 244–249

Dass Autoimmunerkrankungen mit venösen Thrombosen assoziiert sind, ist ein bekannter Befund. Deshalb lag die Vermutung nahe, dass auch das Risiko einer Lungenembolie mit dieser Krankheitsgruppe verbunden ist. Zu dieser Fragestellung gab es es bisher kaum empirisches Material, welches die relevanten Risiken aufzeigt und eventuelle Interventionsstrategien erkennen lässt.

33 spezifische Erkrankungen herausgefiltert

Die Autoren der Studie hatten daher ein umfassendes schwedisches Gesundheitsregister (MigMed2) ausgewertet, das die Gesamtbevölkerung des Landes abbildet. Somit standen den Autoren alle relevanten Daten im Zeitraum von 1964 – 2008 zur Verfügung. Sie identifizierten alle Patienten, bei denen eine Autoimmunerkrankung neu diagnostiziert wurde und die noch nie wegen einer Lungenembolie stationär behandelt worden waren. Bei diesen Patienten wurde überprüft, wie oft und wann es nach der Diagnosestellung „Autoimmunerkrankung" zu einer stationären Aufnahme mit einer diagnostizierten Lungenembolie kam. Bei der Auswertung differenzierten die Autoren zwischen 33 typischen autoimmunologischen Krankheitsbildern.

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Bei der Studie von B. Zöller et al. kristallisierten sich Autoimmunerkrankungen mit besonders hohem Risiko für das Auftreten einer Lungenembolie heraus. Dazu zählt auch die hier abgebildete Dermatomyositis.(Bild: H.S. Füeßl/Thieme Verlagsgruppe)

Im Beobachtungszeitraum von fast 45 Jahren wurden 535 538 Patienten neu mit einer Autoimmunerkrankung diagnostiziert. Im ersten Jahr nach Diagnosestellung hatten diese Patienten im Mittel ein 6-fach erhöhtes Lungenembolierisiko. Bei einigen Krankheitsbildern kam es zum Risikoexzess. So war bei der Polymyositis oder Dermatomyositis das Lungenembolierisiko im ersten Jahr um das 16-fache, bei der Polyarthritis nodosa um das 13-fache und beim systemischen Lupus erythematodes um das 10-fache erhöht. Das Embolierisiko nahm zwar in der Folge ab, persistierte bei einigen Erkrankungen aber bis zu 10 Jahre.

Fazit

Bei Patienten mit einer neu diagnostizierten Autoimmunerkrankung muss nach Auffassung der Autoren dringend eine prophylaktische Antikoagulation erwogen werden. Der Einsatz von niedermolekularen Heparinen sollte bei dieser Indikation intensiviert werden – eine Empfehlung, die besonders im ersten Jahr nach Diagnosestellung und bei risikoträchtigen Krankheitsbildern relevant wird.


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Bei der Studie von B. Zöller et al. kristallisierten sich Autoimmunerkrankungen mit besonders hohem Risiko für das Auftreten einer Lungenembolie heraus. Dazu zählt auch die hier abgebildete Dermatomyositis.(Bild: H.S. Füeßl/Thieme Verlagsgruppe)