Einleitung
Die fetale MRT-Diagnostik hat sich als bildgebende Ergänzungsmethode, insbesondere
im Bereich der Hirndiagnostik etabliert [1]. Das MRT erbringt aufgrund der differenten Gewebeabbildung und des höheren Weichteilkontrasts
eine zum Ultraschall (US) komplementäre Information.
In Praxen oder kleineren Krankenhäusern wird fetales MRT selten ausgeführt, da die
Expertise hier aufgrund niedriger Fallzahlen und der notwendigen interdisziplinären
Diskussion der MRT-Befunde schwerer zu erreichen ist. Für interdisziplinär ausgerichtete
Fetalzentren ist jedoch die additive Mehrinformation des fetalen MRT für bestimmte
Indikationen inzwischen unverzichtbar geworden.
Vor jeder fetalen MRT-Diagnostik muss ein qualifizierter Ultraschallbefund vorliegen,
aus dem sich eine Indikation ableitet und eine Fragestellung an das fetale MRT ergibt.
Die Indikationsbreite für das fetale MRT reicht dann von der Frage nach assoziierten
Fehlbildungen bis hin zur Planung bei fetaler Chirurgie [2]. Auch für die Unterstützung des elterlichen Verständnisses für eine komplexe Pathologie
und die nachfolgende interdisziplinäre Beratung kann ein MRT hilfreich sein.
Bei einzelnen Krankheitsentitäten, z. B. der Myelomeningozele, hat sich das unmittelbar
pränatal durchgeführte MRT als gleichwertig mit der postpartalen Diagnostik herausgestellt.
In diesen Fällen ist die In-utero-Untersuchung schonender für das Kind.
Wegen der kindlichen Bewegungen und der damit notwendigen schnellen Sequenzen erreicht
das fetale MRT bisher nicht die hohe räumliche Auflösung, die heute bei postnatalen
Standard-MRT-Untersuchungen an Kindern erwartet werden kann (Abb. [1]). Bei guten High-End-Ultraschallgeräten liegt die räumliche Auflösung über der räumlichen
Auflösung von 1,5-Tesla-MRT-Geräten. Bei 3,0-Tesla-Geräten ist sie etwa gleich gut.
Im Vergleich dazu ist jedoch die Kontrastauflösung der MRT deutlich besser als im
Ultraschall.
Abb. 1 a, b Vergleich eines pränatalen MRT in der 22. SSW (a: obere Reihe, Messdauer 28 Sekunden pro Sequenz) mit einem postmortalen MRT bei einem
gleichaltrigen Feten (b: untere Reihe, Messdauer 8 Minuten pro Sequenz). Das pränatale MRT hat aufgrund der
Kürze der Datenakquisition eine schlechtere räumliche Auflösung und einen niedrigeren
Weichteilkontrast.
Durch die Komplementarität von Kontrast- und räumlicher Auflösung ergänzen sich MRT
und Ultraschall ideal.
Der indikationsgerechte Einsatz des MRT als „Second-Line-Imaging“ ist heute Gegenstand
wissenschaftlicher Studien. Im Schädelbereich hat sich die fetale MRT- Diagnostik
als Ergänzung fest etabliert [3]. Bei bestimmten Entitäten des Thorax- und Abdomenbereichs ist ein Zusatznutzen sehr
wahrscheinlich. Bei selteneren Anomalien ist die Datenlage noch zu unsicher und kasuistisch,
um über den diagnostischen Mehrgewinn des MRT eine Aussage treffen zu können [4].
Das fetale MRT weist gegenüber dem Ultraschall einen deutlich höheren Weichteilkontrast
auf und ist daher methodenbedingt in der Gewebedifferenzierung überlegen.
Praktische Durchführung
Der Durchmesser der MRT-Geräteöffnung (Gantry) beträgt 60 cm, bei einigen neueren
Geräten auch 70 cm. Dieses Gerätemaß kann sowohl bei adipösen Frauen als auch in der
späten Schwangerschaft limitierend sein. Das Gleiche trifft für Zwillingsschwangerschaften
zu.
Die Patientinnen werden bis zur 29. SSW in Rückenposition gelagert, ab der 30. SSW
in der Regel in Seitenlage.
Auf das Abdomen der Patientin wird eine lokale Spule (eine sogenannte Body-Array-Spule)
in den Abmessungen 50 × 60 × 5 cm aufgelegt und mit Gurten befestigt. Diese lokale
Spule empfängt das Nutzsignal vom Fetus. Das umgebende MRT-Gerät stellt dagegen nur
das homogene Magnetfeld (1,5 Tesla oder 3,0 Tesla) und die sog. Gradientenfelder zur
Verfügung.
Die Patientin wird mit den Füßen zuerst in das Gerät eingefahren, um klaustrophobische
Reaktionen zu vermeiden.
Die Untersuchung beginnt mit 3 Übersichtssequenzen von 5 mm Schichtdicke, um die Lage
des Kindes im Uterus zu orten. Erst die nachfolgenden Untersuchungssequenzen bringen
dann die gewünschte diagnostische Information, wobei immer 3 exakt orthogonal zueinander
stehende Schichtorientierungen angestrebt werden.
Wegen der Bewegungen des Kindes wird die jeweils nächste Untersuchungssequenz immer
auf der letzten, zuvor beendeten MRT-Sequenz geplant. Dadurch wird gewährleistet,
dass keine Fehlmessungen in falschen Kindspositionen entstehen. Die MRT-Untersuchung
wird dadurch – analog zum Ultraschall – zu einer interaktiven Untersuchung. Die Durchführung
einer guten fetalen MRT-Untersuchung wird dadurch allerdings auch untersucherabhängig
und ist nur mit geschultem Assistenzpersonal durchführbar.
In 90 % der MRT-Untersuchungen ist mit einer guten Bildqualität zu rechnen, in 10 %
der Fälle kommt es durch Kindsbewegungen zu einer eingeschränkten Beurteilbarkeit.
Eine einzelne Sequenz mit ca. 20 Bildern dauert im Durchschnitt 20–30 Sekunden. Zusammen
mit den Abstimmzeiten zwischen den Sequenzen (Shim-Vorgang) und der Notwendigkeit,
einige Sequenzen bei Bewegungsunschärfen zu wiederholen, dauert eine fetale MRT-Untersuchung
20–30 Minuten. Bei Zwillingsschwangerschaften oder sehr diffizilen Fragestellungen
kann sich die Untersuchungszeit bis auf 30–45 Minuten verlängern.
Adipositas und Oligohydramnion beeinflussen die Bildqualität nicht negativ.
Sequenzen
Obwohl die MRT-Diagnostik seit 25 Jahren etabliert ist, konnte sich die fetale MRT
erst mit der Einführung von ultraschnellen T2-Sequenzen seit 10 Jahren in der Fetaldiagnostik
etablieren. Die Akquisition von ca. 20 Bildern in 20 Sekunden wird mit dem Nachteil
einer deutlich reduzierten örtlichen Auflösung erkauft. Dadurch lassen sich die prinzipiellen
Vorteile der MRT-Diagnostik im Fetalbereich bisher nicht vollständig realisieren.
Die einzelne Schichtdicke beträgt im Regelfall 3 mm. Dünnere Schichtdicken sind möglich,
bringen aber verrauschtere Bilder.
Ultraschnelle T2-gewichtete Sequenzen. Sie sind das „Arbeitspferd“ der fetalen MRT-Diagnostik. Eine alleinige T2-Bildgebung
ist heute aber nicht mehr ausreichend.
T2-Dickschichtbilder können hilfreich bei der Darstellung von ausgeprägten Pathologien
sein, die auf einem Übersichtsbild visualisiert werden sollen. Da sie mit einer Frequenz
von 10 Bildern/s zu erhalten sind, dienen sie zudem als dynamische Sequenzen zur Visualisierung
von kindlichen Bewegungen und internen fetalen Bewegungen (Zwerchfellbewegungen etc.).
T2-Standard-Bilder werden entweder als T2-HASTE- oder als T2-SSFP-Bilder ausgeführt.
Beide Methoden haben Vor- und Nachteile, doch es gibt auch gerätetechnische Unterschiede
und Qualitätsunterschiede, sodass die Entscheidung zwischen beiden Sequenztypen gemeinsam
vor Ort mit dem Radiologen getroffen werden sollte. SSFP-Bilder sind an neueren 3,0-Tesla-Geräten
den T2-HASTE-Bildern überlegen.
T1-gewichtete Sequenzen. Diese werden benötigt, um den Darm, die Leber und die Schilddrüse sowie die Hypophyse
abzubilden. Sie dienen darüber hinaus dem spezifischen Blutnachweis (Methämoglobin),
insbesondere im Gehirn.
Ultraschnelle Sequenzen in T2-Wichtungen in allen 3 Ebenen und eine Ebene einer schnellen
T1-Wichtung gehören zum Basisprotokoll einer fetalen MRT-Untersuchung.
Weitere Wichtungen. Bei speziellen Fragestellungen sind weitere Wichtungen notwendig: Dazu gehören Diffusionswichtungen
mit einem b-Wert von 700 zur Visualisierung von Infarkten und zur Nierendarstellung
bei Verdacht auf Gewebeanomalien. Diffusionswichtungen werden darüber hinaus auch
zur Faserverlaufsdarstellung des Gehirns verwendet. Diese Untersuchungen befinden
sich aber noch in einem experimentellen Stadium (Abb. [2]) [5]. Gleiches gilt für die Spektroskopie: Wegen der langen Sequenzdauer von über 4 Minuten
sind verlässliche Informationen über Stoffwechselprodukte des fetalen Hirnes ohne
kindliche Sedierung bisher nicht routinemäßig zu gewinnen.
Abb. 2 Faserdarstellung (Traktografie) mittels Diffusionsbildgebung in einem postmortalen
MRT eines Fetus in der 22. SSW. Unterschiedliche Faserverläufe werden mit unterschiedlichen
Farben dargestellt. Der Verlauf der Pyramidenbahn (blau) ist auch in der 22. SSW schon
gut zu erkennen.
Allgemeines zu Indikationen
Allgemeines zu Indikationen
Gründe für den Einsatz der fetalen MRT-Diagnostik sind mütterlicher oder kindlicher
Natur.
Mütterliche Indikationen. In Situationen, in denen die Ultraschalluntersuchung eine unzureichende Information
ergibt (schlechte Schallbedingungen, z. B. durch ausgeprägte Adipositas oder Oligohydramnion
oder Hirndiagnostik bei schon tief im Becken stehendem Kopf), ist die MRT-Diagnostik
eine Alternative zum Ultraschall.
Kindliche Indikationen. Aufgrund des besonders guten Weichteilkontrasts ist die MRT für den Ausschluss oder
die Bestätigung von zerebralen Anomalien und für die Darstellung von komplexen Pathologien
im Hirnbereich hilfreich [6].
Raumforderungen im Hals-Thorax-Bereich mit Trachealeinengung, Lungenfehlbildungen
und Zwerchfellhernien sind die häufigsten Untersuchungsindikationen im Thoraxbereich.
Im Abdomen stehen Tumoren (Teratome oder Lebertumoren) sowie die Darmobstruktionen
bezüglich der Indikationsstellungen im Vordergrund. Insbesondere die signalreiche
Darstellung des Mekoniums erleichtert die Darmbeurteilung des Feten im MRT. Bei Bauchwanddefekten
wird von Kinderchirurgen häufig eine MRT-Visualisierung gewünscht. Details zu Indikationen
sind den einzelnen Organsystemen zugeordnet.
Akzeptierte fetale MRT-Fragestellungen [
7], [
8]
-
Adipositas per magna
-
ausgeprägtes Oligohydramnion
-
komplexe Hirnfehlbildungen, Hirntumoren, Hirnblutungen
-
Lungenfehlbildungen und Zwerchfelldefekte (Lungenvolumina und Lungenreife)
-
Darmatresie
-
Bauchwanddefekte
-
fetale Tumoren
-
Vermeidung einer erneuten postnatalen Bildgebung vor geplanter OP (z. B. Myelomeningozele)
– Mutter als „schonender“ Transportinkubator
-
übersichtliche Visualisierung bei älteren Feten für den nachbehandelnden Kinderchirurgen
(z. B. bei Omphalozele)
-
unklare Ultraschallbefunde trotz qualifizierter US-Untersuchung (DEGUM II und III)
vor einem interdisziplinären Konsil
Kontraindikationen. Magnetisches Metall im Körper kann das Magnetfeld stören und damit lokal die Beurteilung
behindern. Äußere Metallgegenstände wie Gürtel mit Metallverschlüssen, auch BH und
lokales Piercing sind vor der Untersuchung zu entfernen. Medizinisch eingebrachtes
Metallmaterial besteht in der Regel aus Titan, dieses ist amagnetisch und daher keine
Kontraindikation.
Cave! Bei komplexen implantierten Geräten (Cochlea-Implantat, Pacemaker, Baclofen-Pumpe
etc.) muss stets ein Gerätepass vorgelegt werden, der die MRT-Tauglichkeit explizit
bestätigt. Dieses sollte der Patientin vom überweisenden Gynäkologen im Vorfeld mitgeteilt
werden.
Sicherheit
Bisher sind keine Langzeiteffekte durch MRT-Untersuchungen an Mutter oder Fetus beschrieben
worden. Als potenzielle Gefahr werden aber folgende Punkte diskutiert:
-
Energieeintrag. Der Energieeintrag in Mutter und Fetus durch das statische und das Gradienten-Magnetfeld
wird bei jeder einzelnen Untersuchung als spezifische Energieabsorptionsrate (SAR)
gemessen und berechnet. Je nach Land legt eine Kommission die zulässige Höhe des SAR-Limits
mit einem entsprechenden Sicherheitsfaktor fest. Eine Überschreitung von diesen Grenzwerten
ist geräteseitig ausgeschlossen und nur im Rahmen von genehmigten Studien möglich.
Die maximale Temperaturerhöhung der Patientin muss weniger als 0,5 °C betragen. In
Tierexperimenten fand sich bisher kein Nachweis von teratogenen Effekten oder chromosomalen
Veränderungen. Obwohl in 20 Jahren seit der breiten Einführung der MRT-Diagnostik
keine Nebeneffekte gesehen wurden, empfiehlt das National Radiation Protection Board
(USA) die Durchführung von fetalen MRT-Untersuchungen erst ab dem Beginn des 2. Trimenons,
obwohl es dafür keine wissenschaftliche Evidenz gibt.
-
Akustische Belästigung des Fetus. Die hohe Lautstärke von bis zu 98 dB im MRT-Gerät erreicht den Fetus nicht. Die Dämpfung
durch das Fruchtwasser führt zu Schalldrücken von bis zu 30 dB am Fetus. Eine ursächliche
Hörschädigung nach fetaler MRT-Diagnostik wurde bisher nicht berichtet.
-
Kontrastmittelapplikation. Es gibt widersprüchliche Angaben über die Durchgängigkeit der Plazentaschranke für
Gadolinium. Da aber eine gewisse Menge Gadolinium-Chelat die Plazenta passiert und
die Gefahr von Ablagerungen oder toxischen Schäden durch freies Gadolinium nicht auszuschließen
ist, wird der Gebrauch von Kontrastmittel in der Schwangerschaft nicht empfohlen.
Bisher gibt es keinen Nachweis einer Schädigung des Feten durch die Kernspintomografie.
Zentrales Nervensystem
Untersuchungen des zentralen Nervensystems sind die häufigste Indikation für eine
fetale MRT-Diagnostik [9].
Vorteile der fetalen MRT-Diagnostik sind:
-
Deutlich besserer Weichteilkontrast der MRT-Bilder im Vergleich zum Ultraschall. Dieser
ermöglicht eine bessere Differenzierung zwischen weißer und grauer Substanz. Es sind
mit der MRT zudem die streng regelhaft ablaufende Myelinisierung, die neuronale Migration
und die Gyrierung sowie deren Störungen erkennbar.
-
Keine Beeinträchtigung der Bildgebung durch die zunehmende Kalzifizierung der Kalotte.
-
Orthogonale Darstellung von 3 exakt aufeinander senkrecht stehenden Ebenen.
-
Im Vergleich zum US klarere Darstellung der hinteren Schädelgrube und des kraniozervikalen
Übergangs.
-
Bessere Darstellung von ischämischen, hämorrhagischen und entzündlichen Läsionen.
-
Eine präzise morphologische Diagnostik und die interdisziplinäre Beratung der Eltern
bezüglich der sich daraus ergebenden klinischen Konsequenzen sind für die Entscheidung
der Eltern für oder gegen einen Schwangerschaftsabbruch von zentraler Wichtigkeit
[10]. Es besteht Konsens, dass durch das fetale MRT des Hirnes in entscheidungsrelevanten
Situationen neue Aspekte zum US hinzugefügt werden können. So erfordert insbesondere
die Einschätzung der neuronalen Migration, der Nachweis von Heterotopien und die genaue
Fehlbildungsklassifikation eine ergänzende MRT-Diagnostik.
Hirnentwicklung
Die neuronale Migration und die Hirnfaltung verlaufen nach streng zeitlich festgelegten
Abläufen, deren Varianz nur gering ist. Der Nachweis der 4 Schichtungen des Großhirns
vor der 28. SSW und deren zeitgerechtes Verschwinden danach ist ein wichtiger Marker
für eine ungestörte Hirnentwicklung. Im MRT sind vor der 28. SSW folgende Zonen von
innen nach außen erkennbar:
Abb. 3 a, b Normaler, zonaler Aufbau des Hirnmantels in der 20. SSW. a In dieser Schwangerschaftswoche ist der 4-lagig gegliederte Aufbau der Hirnstruktur
noch nachweisbar, da die neuronale Migration der Nervenzellen aus der Ventrikulärzone
in den Kortex noch nicht abgeschlossen ist. b Ausschnittvergrößerung: von innen nach außen (1) Ventrikulärzone, (2) Intermediärzone,
(3) Subplate, (4) Cortical Plate.
Abb. 4 a, b Vergleich der Gyrierung und der Hirnschichtung in der 18. SSW (a) und der 28. SSW (b). In der 18. SSW ist die Hirnoberfläche noch glatt und der zonale Aufbau des Hirnes
noch klar erkennbar. In der 28. SSW ist die Mehrzahl der Sulci und Gyri ausgebildet.
Das Ausbleiben dieser phasenhaften Entwicklung und die Verzögerung der sich in engen
zeitlichen Grenzen vollziehenden Gyrierung weist auf eine zerebrale Fehlentwicklung
hin. Folge können dann schwerwiegende Erkrankungen wie Heterotopien, Lissenzephalie
und andere Gyrierungsstörungen sein [12].
Die neuronale Migration ist bildgebend ausschließlich im MRT zu erkennen.
Ventrikulomegalie und Hydrozephalus
Moderat erweiterte Ventrikel sind häufig. Bei einer konstanten Borderline-Ventrikelweite
von 10–12 mm ist eine MRT-Diagnostik nicht notwendig, da das Outcome in diesen Fällen
ohnehin gut ist. Wegen der schlechten Prognose sollten aber schwere Hydrozephali mit
einer Ventrikelweite über 20 mm stets im MRT untersucht werden, da der Nachweis von
assoziierten Fehlbildungen mit der MRT häufiger gelingt [13]. Typische Begleitfehlbildungen wie Schizenzephalie, aber auch gering ausgebildete
Fehlbildungen der hinteren Schädelgrube entziehen sich gelegentlich dem sonografischen
Nachweis [14].
Mit dem MRT ist häufig die Ursache des Hydrozephalus zu diagnostizieren.
So ist z. B. ein x-linked-Hydrozephalus durch Aquäduktstenose an der Aquäduktkonfiguration
und dem kleinen 4. Ventrikel erkennbar (Abb. [5]).
Abb. 5 a, b Aquäduktstenose, 24. SSW bei später genetisch bestätigtem x-linked Hydrozephalus.
a Kleiner 4. Ventrikel und b massive Erweiterung der Seitenventrikel mit deutlicher Verschmälerung des Hirnmantels.
Fehlbildungen des zentralen Nervensystems
Fehlbildungen des Großhirns
Balkenagenesie. Sie ist die häufigste Fehlbildung des Großhirns und sonografisch meist sicher an
der Kolpozephalie – den unförmigen erweiterten Hinterhörnern bei schmalen Vorderhörnern
– zu erkennen. Im MRT lässt sich die Balkenstruktur oder ihr Fehlen in sagittalen
und koronaren Schnitten gut identifizieren. Beim Fehlen des Balkens finden sich unmittelbar
an den 3. Ventrikel reichende Gyri (sog. „Hahnenkammzeichen“). Typisch ist die Stierhornform
der Seitenventrikelvorderhörner im Koronarschnitt und der Parallelverlauf der Seitenventrikel
im Transversalschnitt (Abb. [6]). Die wichtigste Fragestellung an das MRT ist der Nachweis bzw. Ausschluss von Hirnfehlbildungen,
da diese die Prognose eines Balkenmangels entscheidend beeinflussen.
Abb. 6 a – d Balkenagenesie, 31. SSW. a Typische Stierhornform der Ventrikel, b Erweiterung der Hinterhörner der Seitenventrikel (Kolpozephalie), c Parallelverlauf der Seitenventrikel, d typisches Hahnenkammbild im Sagittalschnitt – die Sulci reichen bis unmittelbar an
den 3. Ventrikel heran.
Zysten. Diese sind häufig und können klinisch sehr relevant sein. Auch kleine Zysten können
bei einer Lokalisation im Bereich der Liquorwege zu einer Abflussbehinderung, z. B.
zu einer Blockade des Foramen Monroi, führen und damit einen einseitigen Hydrozephalus
hervorrufen. Interhemisphärische Zysten sind stets ein Indikator für weitere Begleitfehlbildungen.
Dagegen sind Arachnoidalzysten oft große, eindrucksvolle Befunde, allerdings klinisch
meistens ohne Relevanz (Abb. [7], [8], [9]).
Abb. 7 a – c Überweisung wegen unklarem Hydrozephalus in der 34. SSW. Das MRT zeigt die einseitige
Ventrikelerweiterung. Ursache ist eine Blockade des linken Foramen Monroi durch eine
neuroepitheliale Zyste (schwarzer Pfeil, a). Das hellere Signal des linksseitigen Marklagers spricht für eine druckbedingte
Liquordiapedese (weiße Pfeile, b, c).
Abb. 8 a, b Interhemisphärische Zyste Typ II bei Balkenagenesie. Links pränatale Bilder in der
20. SSW, rechts postnatales MRT im Alter von 3 Monaten. Die unmittelbare Zystenwand
ist im MRT häufig nicht nachweisbar, dagegen die lokale Erweiterung im Interhemisphärenspalt.
Abb. 9 a, b Arachnoidalzyste rechts basal. Das Parenchym und der rechte Seitenventrikel werden
durch die Zyste komprimiert.
Heterotopien der grauen Substanz. Hierbei handelt es sich um kongenitale Anomalien, die zu einer Epilepsie oder verzögerten
geistigen Entwicklung führen können. Sie bestehen aus Zellnestern an grauer Substanz,
die auf dem Weg der neuronalen Migration von der subependymalen germinalen Matrixzone
zur Kortexoberfläche liegen geblieben sind.
Häufig gehen Heterotopien mit anderen Störungen der Kortexentwicklung einher, wie
z. B. Polymikrogyrien oder kortikalen Dysplasien. Aber auch eine diffuse Heterotopie
mit Pachygyrie bzw. Lissenzephalie ist möglich. Treten sie hingegen fokal isoliert
auf, so können die Symptome später auch mild bzw. die Patienten asymptomatisch sein.
Heterotopien können in verschiedenen Erscheinungsformen auftreten:
-
Fokale Heterotopien. Dies sind noduläre Neuronenansammlungen, entweder entlang der Wand der Seitenventrikel,
wobei der Kortex zumeist unauffällig oder verdünnt erscheint (Abb. [10]), oder fokal innerhalb des Marklagers gelegen.
-
Subkortikale bandförmige Heterotopien mit Gyrierungsstörungen. Sie sind deutlich seltener, jedoch häufiger mit kontralateralen Pyramidenbahnzeichen
und fokal-motorischen Anfällen assoziiert. Die MRT zeigt typischerweise 2 parallele
Schichten des Kortex (sog. Double Cortex Syndrome), bestehend aus einem dünneren inneren
Band und einem dickeren äußeren Band, welche durch eine dünne Schicht weißer Substanz
getrennt werden.
-
Diffuse Marklagerheterotopie. Diese ist immer verbunden mit einer Lissenzephalie (griech. = „glattes Gehirn“, Abb. [11]). Die Lissenzephalie – als Überbegriff und gleichzeitig Maximalform einer Faltungsanomalie
des Gehirns – ist durch einen Verlust der normalen Gyri und Sulci des Gehirns gekennzeichnet.
Die Ausprägung dieser Malformation reicht dabei von einer Agyrie über die Pachygyrie
bis hin zur nur lokalen Polymikrogyrie. Patienten mit einer Lissenzephalie haben typischerweise
eine schwere geistige Behinderung, eine Epilepsie und häufig auch eine Mikrozephalie.
In der MRT zeigt sich eine sanduhrglasförmige Konfiguration des Gehirns mit gelegentlich
nur lokalen Anteilen von Pachygyrie oder Polymikrogyrie sowie einer flachen Sylvischen
Fissur (Abb. [12]) [15].
Abb. 10 a – c Fokale subependymale Heterotopien in der Wand der beiden Seitenventrikel. Die Heterotopien
sind als kleine signalarme Vorwölbung in das Ventrikellumen zu erkennen (Pfeile in
a und b; fetales MRT in der 32. SSW), c postnatales MRT im Alter von 8 Wochen.
Abb. 11 a, b a Diffuse Marklagerheterotopie sowie altersuntypische glatte Hirnoberfläche (Lissenzephalie)
bei einem Fetus der 33. SSW. Teilabbildung b zeigt dagegen die Hirnstruktur bei einem gleichaltrigen Fetus (33. SSW) zum Vergleich.
Abb. 12 a, b Ausgeprägte lokale Gyrierungsstörung (Polymikrogyrie) bei einem Feten der 30. SSW.
a Der Koronarschnitt zeigt eine Verschmälerung des parietalen Marklagers und die Polymikrogyrie,
insbesondere im Bereich der Insula/Fissura Sylvii. b Transversalschnitt. Das Marklager enthält diffus verteilte heterotope graue Substanz
und erscheint deshalb dunkel, Sanduhrglasform des Hirnes.
Die Gyrierung entwickelt sich zwischen der 20. und 30. Schwangerschaftswoche und ist
mit der MRT besser zu objektivieren als im Ultraschall. Die sichere Diagnose einer
Gyrierungsstörung ist jedoch erst ab der 30. SSW möglich.
Schizenzephalie. Sie scheint im MRT sicherer diagnostizierbar zu sein als im Ultraschall, insbesondere
bei offenen Spalten. Im MRT findet sich dann als zusätzliches Zeichen die signalarme
graue Rindensubstanz entlang des Spaltes. Sie lässt sich vom Ventrikel bis zur Hirnoberfläche
verfolgen (Abb. [13]). Bei der geschlossenen Form der Schizenzephalie kann dieser Nachweis auch dem MRT
entgehen, und man erkennt die Spaltbildung dann nur an einer lokalen Ausziehung der
Ventrikelwand. Die graue Substanz zeigt im Bereich der Spalte und im angrenzenden
Rindenbereich häufig eine Polymikrogyrie der Hirnoberfläche.
Abb. 13 a, b Bilaterale offene Schizenzephalie: offene Spalten des Hirnmantels bei einem 20 Wochen
alten Feten. Im Unterschied zu multiplen Infarkten reicht die graue Hirnsubstanz bei
der Schizenzephalie bis an die Ventrikelwand heran (Pfeile).
Fusionsstörungen. Diese kommen überwiegend innerhalb des Spektrums der Holoprosenzephalie vor. Während
die ausgeprägten Formen (alobare Holoprosenzephalie, Abb. [14]) leicht zu erkennen und meist nicht lebensfähig sind, sind Minimalformen (fehlendes
Septum pellucidum als Ausdruck einer lobaren Form der Holoprosenzephalie) klinisch
irrelevant. Bei jedem Verdacht auf eine Fusionsstörung muss insbesondere nach einer
begleitenden Balkenanlagestörung, dem Vorhandensein der Sehnerven (septooptische Dysplasie)
und einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte gesucht werden.
Abb. 14 a, b Alobare Holoprosenzephalie als Maximalform einer Fusionsstörung: vollständige Verschmelzung
der beiden Hemisphären bei fehlender Falx, Monoventrikel ohne Septum; a: pränatales MRT, b: Bestätigung der Diagnose im postmortalen MRT.
Meningozele und Enzephalozele. Im Bereich des Kopfes sind Meningozele und Enzephalozele durch den hohen Weichteilkontrast
zwischen Gewebe und Liquor im MRT leicht zu diagnostizieren (Abb. [15], ;[16], [17]). Meningozelen sind gegenüber den ebenso häufigen dysontogenetischen Zysten in der
Mittellinie durch den Nachweis eines Knochendefekts abzugrenzen.
Abb. 15 a – c Frontale Meningoenzephalozele mit knöchernem Defekt im Bereich der Stirn (a). Oberhalb der Nasenwurzel wölbt sich der Zelensack nach außen vor (b). Der rechte Frontallappen ist in den frontalen Zelensack verlagert und daher nicht
mehr an typischer Stelle nachweisbar (c).
Abb. 16 a – c Okzipitale Meningozele (Kreis). Die Kalotte weist in dieser Lokalisation einen Defekt
auf (Pfeil).
Abb. 17 a, b Dysontogenetische Zyste okzipital in der 20. SSW. Im Gegensatz zur Differenzialdiagnose
der Meningozele ist hier die darunterliegende Kalotte intakt.
Kleinhirnfehlbildungen und Myelomeningozele
Bei einem fetal diagnostizierten Hydrozephalus unklarer Genese ist stets ein dezidierter
Ausschluss von Kleinhirnfehlbildungen vorzunehmen, der wegen der Knochenüberlagerung
sonografisch gelegentlich Schwierigkeiten bereiten kann. Die beiden häufigsten Fehlbildungen
sind
Arnold-Chiari-Malformation. Die Hauptkriterien der Arnold-Chiari-Malformation sind die kleine hintere Schädelgrube,
die in den Spinalkanal reichenden Kleinhirntonsillen sowie die begleitende Myelomeningozele,
die auf jeder Höhe des Spinalkanals auftreten kann. In den meisten Fällen ist ein
Hydrozephalus nachweisbar (Abb. [18] und [19]).
Abb. 18 Arnold-Chiari-Malformation mit Tiefstand der Kleinhirntonsillen im zervikalen Spinalkanal
bei einem Fetus der 36. SSW (weißer Pfeil). Die hintere Schädelgrube ist deutlich
verkleinert, das Tentorium setzt zu tief an (gestrichelter Pfeil).
Abb. 19 a, b Gleicher Patient wie Abb. [18]. Darstellung der großen lumbosakralen Myelomeningozele mit Insertion der Rückenmarksfasern
in der Plakode (Pfeil).
Dandy-Walker-Malformation (DWMF). Diese Störung ist dagegen durch eine vergrößerte hintere Schädelgrube mit Flüssigkeitssignal
charakterisiert. Im typischen Fall handelt es sich um eine Hypoplasie des Vermis mit
zystischer Dilatation des 4. Ventrikels und angehobenem Tentorium. Häufig liegt auch
ein Hydrozephalus vor (Abb. [20]) [16].
Abb. 20 a – c Dandy-Walker-Malformation mit Hydrozephalus in der 22. SSW: hochgradige Vermishypoplasie,
Tentoriumhochstand, zystische Dilatation des 4. Ventrikels nach okzipital (schwarzer
Pfeil), Ventrikeldilatation.
Bei der Dandy-Walker-Malformation sollte nach assoziierten Fehlbildungen wie Balkendysgenesien
oder kortikalen Dysplasien gefahndet werden.
Nicht in jedem Fall ist es möglich, die Zystenwand des 4. Ventrikels innerhalb des
Liquors nachzuweisen. In diesen Fällen kann es sich um einen DWMF-ähnlichen Befund
handeln, der unter dem etwas verschwommenen Begriff der Dandy-Walker-Variante subsummiert
wird.
Die Megacisterna magna wird als Minimalvariante des Dandy-Walker-Komplexes angesehen.
Hierbei ist der 4. Ventrikel nicht erweitert, der Vermis ist nicht hypoplastisch,
ein Hydrozephalus fehlt.
Das MRT muss die klinisch relevante Unterscheidung einer DWMF zu einer Arachnoidalzyste
treffen.
Im Unterschied zur DWMF komprimiert die Arachnoidalzyste das Kleinhirn von hinten,
der 4. Ventrikel ist schmal und z. T. nach vorn verlagert [17].
Auch der fehlende Nachweis des Kleinhirnwurms ist von hoher klinischer Relevanz für
das Kind und die Eltern. Im Falle einer Verschmelzung der Hemisphären handelt es sich
um eine Rhombenzephalosynapsis. Im Falle einer Aplasie oder einer höchstgradigen Hypoplasie
kann ein Joubert-Syndrom vorliegen. Typisch sind folgende Hinweise:
-
das „Molar-Tooth“-Zeichen – das Mesenzephalon stellt sich auf den Transversalschnitten
wie ein Backenzahn dar,
-
die verdickten abgerundeten Pedunculi cerebellares. Die Hemisphären liegen dann aneinander,
sind aber getrennt.
Die Beurteilung der hinteren Schädelgrube ist bei zunehmender Kalottenkalzifizierung
und ausgeprägtem Beckentiefstand des Kopfes mit dem MRT sicher möglich. Sie ist daher
eine sinnvolle bildgebende Option bei sonografisch vermuteter Kleinhirnpathologie
in der späten Schwangerschaft.
Pränatal erworbene Hirnerkrankungen im MRT
Blutungen
Pränatal auftretende Blutungen sind im MRT wegen der klaren Sequenzabhängigkeit der
Blutabbauprodukte deutlich spezifischer zu identifizieren als im Ultraschall. Frische
Blutungen sind dunkel in der T2-Wichtung und hell in T1-Wichtung (Abb. [21]).
Abb. 21 a, b Epidurales Hämatom, 32. SSW. Das frische Blut stellt sich in der T2-Wichtung dunkel
(a), in der T1-Wichtung hell (b) dar.
In Analogie zu der Klassifikation der Blutungen bei Frühgeborenen werden 3 Blutungstypen
unterschieden:
-
subependymale Blutung
-
Ventrikelblutung
-
Parenchymeinblutung
Die am häufigsten auftretende Blutung ist die subependymale Blutung (ICB Grad I, Abb. [22]
a), meistens in der nukleothalamischen Furche nachweisbar. Wenn die subependymalen
Blutungen sekundär in das Ventrikelsystem einbrechen, resultiert die klassische Ventrikelblutung,
die dann oft mit einem Hydrozephalus verbunden ist (Abb. [22]
b). Die Parenchymeinblutung entspricht dem Typ IV der neonatalen ICB-Klassifikation.
Abb. 22 a, b Intrakranielle Blutung in der 35. SSW. a Die subependymale Blutung ist erkennbar an dem dunklen Signal in der nukleothalamischen
Furche (Pfeil). Deutliche hinterhornbetonte Erweiterung der Seitenventrikel und erweiterter
3. Ventrikel. b intraventrikuläre Blutung Grad III mit einem großen Koagulum im linken Seitenventrikel
(gestrichelter Pfeil), konsekutiver posthämorrhagischer Hydrozephalus.
Blutungen ins Hirnparenchym und in die äußeren Liquorräume haben ein charakteristisches
Signalverhalten und sind daher im MRT eindeutig von anderen pathologischen Läsionen
zu differenzieren.
Infektionen und Infarkte
Das fetale Hirnparenchym reagiert auf Noxen, Infektionen und ischämische Alterationen
recht uniform mit der gleichen Reaktion: Es entwickeln sich Kolliquationsnekrosen
(Abb. [23]). Am häufigsten finden sich kleine diffuse unspezifische Nekrosen. Nach Gewebeuntergang
kann es hier auch zu Verkalkungen kommen, die öfter bei Infektionen (CMV, Toxoplasmose
etc.) beschrieben werden, die aber nicht spezifisch hierfür sind.
Abb. 23 a, b Bilaterale Thalamusnekrose nach CMV-Infektion (a, Pfeil). Hydrozephalus internus, kleines Bild (b): Das postmortale MRT nach der Schwangerschaftsbeendigung bestätigt die Diagnose
der lokalen Thalamusnekrose.
Im Fall von Infarkten können die Nekrosen gelegentlich auch definierten Gefäßterritorien
zugeordnet werden.
Die schwerste Form der generalisierten Hirnnekrotisierung ist die Hydranenzephalie
(Abb. [24]).
Abb. 24 a – d Fast vollständiger Untergang des Großhirngewebes in der 28. SSW. a und b pränatales MRT; c und d virtuelle Autopsie nach Schwangerschaftsbeendigung; komplette nekrotische Umwandlung
des Großhirns, während Hirnstamm und Kleinhirn strukturell unauffällig erscheinen.
Eine sichere ätiologische Zuordnung solcher Läsionen ist auch mit MRT oft nicht möglich
oder wenn, dann im Kontext und in Kenntnis der Rahmenbedingungen (Infektionsparameter,
Plazentapathologie etc.). Im Einzelfall können Diffusionswichtungen helfen, die postischämische
Genese zu belegen, jedoch gelingt das wegen der Länge der Diffusionsmessung nur bei
ausgewählten ruhigen Feten. Dieser Befund stellt zudem nur die morphologische Endreaktion,
aber nicht die Ursache der Ischämie dar [18].
Hirntumoren
Es kommen fast ausschließlich 2 Entitäten vor;
Im Ultraschall ist gelegentlich die Differenzierung zwischen Hirntumor und Blutung
nicht eindeutig. Im MRT gelingt dieses dagegen aufgrund des Weichteilkontrasts leicht.
Eine MRT-Kontrastmitteluntersuchung mit Gadolinium ist zwar prinzipiell in solchen
Fällen als Einzelfallentscheidung möglich, jedoch nur, wenn die Diagnose nicht schon
vor KM-Gabe eindeutig erscheint (Off-Label-Use des Kontrastmittels). Es ist dabei
weiterhin zu beachten, dass MR-Kontrastmittel nur gering plazentagängig sind und bei
Hirntumoren oft keine oder nur eine geringe Kontrastmittelaufnahme nachweisbar ist
(Abb. [25]).
Abb. 25 a – d Pränataler Hirntumor (histologisch PNET). Links (a, c) pränatales MRT in der 32. SSW, rechts postnatales MRT im Alter von 2 Wochen. a und b T2-Wichtungen: sehr heterogener Tumor mit zystischen und soliden Anteilen, perifokalem
Ödem und Mittellinienverlagerung. Abb. c und d T1-Wichtung nach Kontrastmittelgabe: inhomogenes Enhancement der soliden Tumoranteile.
Die ausgeprägte Parenchymdestruktion und die sich im MRT sehr unterschiedlich darstellenden
Gewebeanteile sind typisch für fetale Hirntumoren.
Thorax
Lungenfehlbildung im fetalen MRT
Das normale Lungengewebe stellt sich im MRT homogen und von leicht erhöhter Signalintensität
dar. Die flüssigkeitsgefüllten Atemwege sind etwas besser im MRT darstellbar als im
Ultraschall, dagegen ist das Herz wegen der Bewegungsunschärfe bisher nicht in einer
Routineuntersuchung diagnostisch zu beurteilen. Die Signalintensität der Lunge nimmt
in T2-Wichtung mit dem Reifegrad der Lunge zu und ist damit ein indirekter Lungenreifeparameter
(Abb. [26]).
Abb. 26 Normale Lungendarstellung im MRT in der 22. SSW. Die Signalintensität der Lunge korreliert
in T2-Wichtung mit dem Reifezustand der Lunge. Die flüssigkeitsgefüllten Atemwege
(Pfeil) grenzen sich durch ihr helles Signal ab.
Typische kongenitale Entwicklungsanomalien der Lungen sind:
-
seltene Atresien (Larynx, Trachea, Bronchien)
-
kongenitale Lungen-Atemwegs-Malformation CPAM (bisher als CCAM bezeichnet)
-
bronchopulmonale Sequestration
Die kongenitale lobäre Flüssigkeitsüberladung (CLFO) ist eine spontan regrediente
Lungenauffälligkeit und daher gegen die vorgenannten Entitäten abzugrenzen. Andere
Fehlbildungen (Single thoracic Cysts, AV-Malformationen) sind sehr selten (< 10 %
der Kinder) [19].
Die häufigsten Fehlbildungen scheinen eine gemeinsame entwicklungsgeschichtliche Grundlage
zu haben, nämlich eine Atemwegsobstruktion zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Embryonalentwicklung.
Dies führt zu differierenden Erscheinungsbildern, aber auch zu Mischformen. Wegen
dieser Überschneidungsbereiche scheint eine pränatale MRT-Differenzierung von CPAM
und Sequestration bildgebend nicht mehr so sicher möglich, wie man dies noch vor wenigen
Jahren annahm. Dennoch sind tendenziell die im Folgenden beschriebenen Fehlbildungsentitäten
zu unterscheiden.
Zystisch adenomatoide Malformation der Lunge
Zystisch adenomatoide Malformationen der Lunge (Congenital pulmonary Airway Malformation
= CPAM, früher CCAM genannt) sind am häufigsten. Bis zu 50 % der Lungenfehlbildungen
entfallen auf diese hamartösen Malformationen. Sie erscheinen häufig primär lobuliert.
In 95 % der Fälle treten sie unilateral auf und zudem in 85 % in nur einem Lungenlappen,
meist im Unterlappen (Abb. [27]).
Abb. 27 Congenital pulmonary Airway Malformation (CPAM). Fetus der 28. SSW – die großzystischen
Veränderungen des Mittellappens sind gegenüber der Lunge an ihrem helleren Signal
zu erkennen.
Abweichend von der postnatalen Röntgen-Klassifikation wird im pränatalen MRT lediglich
eine Unterteilung in mikrozystische (< 5 mm) und makrozystische CPAM (> 5 mm) vorgenommen
(Abb. [27]). Das Risiko eines Hydrops (10–75 %), eines Polyhydramnions oder eines Mediastinalshifts
ist wegen des größeren Volumeneffekts bei makrozystischer CPAM naturgemäß größer.
CPAM können in 50 % spontan regredient sein, die Regression setzt nach der 28. SSW
ein.
Lungensequester
Lungensequester sind die zweithäufigsten Lungenfehlbildungen. Sie sind scharf begrenzte
oder lobulierte, homogene, hyperintense Raumforderungen. Sie sind definiert durch
einen fehlenden Anschluss an das Bronchialsystem und eine versorgende Arterie aus
der thorakalen Aorta oder der abdominellen Aorta. Dieses Gefäß zeigt einen Signalverlust
(Signal Void) und bildet sich daher im MRT strichförmig signalarm ab, wenn es in der
Schnittebene liegt. Dadurch gelingt eine Abgrenzung zur CPAM/CCAM.
Meist liegt eine Kombination von CPAM und Sequester im Sinne einer Hybridfehlbildung
vor, was die eindeutige Zuordnung erschwert.
Falls spontan eine Regredienz des Sequesters eintritt, zeigt sich das durch eine zunehmende
Randunschärfe und abnehmende Signalintensität im 3. Trimenon. Lungensequester können
atypischerweise auch im Bereich des oberen Abdomens vorkommen.
Congenital Lobar Fluid Overload
Der Congenital Lobar Fluid Overload (CLFO) zeigt einen einseitigen flüssigkeitsüberladenen
Lungenlappen ohne strukturelle Anomalie. Die Lungengefäße sind gestreckt. Der Befund
normalisiert sich meist im 3. Trimenon.
Atresie der Atemwege
Eine Atresie der Atemwege (Congenital high Airway Obstruction, CHAOS) führt zu einer
Überladung beider Lungen mit der sezernierten Flüssigkeit des Lungenparenchyms, die
nicht über die Trachea abfließen kann. Die Folge sind bilateral prall überfüllte Lungen,
die das Zwerchfell konvex nach abdominal vorwölben und zwischen den Rippen hindurch
prolabieren. Zudem können kleine periphere Zysten auf die Lungenparenchymschädigung
hinweisen (Abb. [28]).
Abb. 28 a – c Larynxatresie bei einem Fetus der 19. SSW. a Das pränatale MRT zeigt das erweiterte Tracheobronchialsystem, die erheblich vergrößerten,
nach kaudal konvexen Lungen, Aszites sowie einen generalisierten Hydrops. Angedeutet
sind auch kleine periphere Lungenzysten erkennbar (Pfeil). b und c zeigen ein postmortales MRT im Rahmen der virtuellen Autopsie nach Schwangerschaftsbeendigung.
Erkennbar sind die peripheren Lungenzysten (Pfeilspitze) als Ausdruck der Lungenparenchymschädigung
sowie das extrem schmale, durch die vergrößerten Lungen komprimierte Herz.
Wenn der Verschluss komplett ist, z. B. durch eine laryngotracheale Atresie, so ist
die Prognose infaust. Wenn jedoch eine druckentlastende Fistel zum Ösophagus besteht,
ist die Symptomatik wenig ausgeprägt. Ein eindeutiger Ausschluss einer Fistel gelingt
aber auch mit der MRT nicht. In der Regel ist die Höhenlokalisation des Verschlusses
im MRT möglich [20].
Kongenitaler Zwerchfelldefekt (Zwerchfellhernie)
Die Prognose der Zwerchfellhernie mit ihrer noch immer hohen Mortalität hängt fast
ausschließlich von der pulmonalen Hypoplasie und der damit korrelierenden strukturellen
Lungenveränderung ab. Die Prognoseparameter sind daher heute an das Lungenvolumen
der kontralateralen und der ipsilateralen Restlunge gebunden [21]. Das Volumen der ipsilateralen Lunge ist sonografisch nur in der Hälfte der Fälle
bestimmbar [22]. Mit der MRT wird sowohl das Volumen der unbeeinträchtigten Lunge als auch das der
Restlunge auf der ipsilateralen Seite als absolutes Volumen gemessen und ins Verhältnis
gesetzt zum erwarteten Lungenvolumen der entsprechenden Altersgruppe. Anhand dieses
Wertes ist eine Einteilung in eine Low-Risk- und eine High-Risk-Gruppe möglich; entsprechend
sind die Prognoseaussichten und die Aggressivität der notwendigen Therapie zu wählen
[23].
Die MRT eignet sich zur Vermessung der Volumina beider Lungenflügel.
Ein weiterer Prognosefaktor ist die Lage der Leber, deren Position sicher pränatal
bestimmt werden muss. Mit dem MRT kann die Herniation des linken Leberlappens eindeutig
visualisiert werden, da im Gegensatz zum US die Signalcharakteristik der Leber und
der Lunge vollkommen different ist. Auch die Frage, ob Dickdarmanteile innerhalb der
Herniation intrathorakal liegen, kann aufgrund des hellen Signals in T1 eindeutig
beantwortet werden (Abb. [29]).
Abb. 29 a – c Zwerchfellhernie, 34. SSW. a Verlagerung von Leber (gestrichelter Pfeil), Magen (Pfeilspitze) und Milz (schwarzer
Pfeil) in den linken Hemithorax. Unter dem Magen findet sich Dünndarm (T2-Wichtung).
b In T1-Wichtung ist das Kolon durch das helle Mekonium gut zu erkennen (weißer Pfeil)
und belegt, dass auch Teile des Kolons intrathorakal gelegen sind (c).
Bei einem kongenitalen Zwerchfelldefekt ist die MRT des fetalen Thorax eine notwendige
Zusatzuntersuchung, um die anstehenden Therapieentscheidungen auf der Kenntnis einer
bestmöglichen morphologischen Basis zu treffen.
Kongenitaler Hydrothorax
Eine Unterscheidung zwischen kongenitalem Chylothorax und kongenitalem Hydrothorax
ist durch den höheren Eiweißgehalt bei ersterem mit dem MRT möglich. Es handelt sich
um Anomalien im Verlauf des Ductus thoracicus. Die pleurale Flüssigkeit ist dann in
der T1-Wichtung signalreicher, aber nicht so hell wie frisches Blut.
Beim kongenitalen Hydrothorax liegt dagegen eine schwerwiegende Grunderkrankung vor,
z. B. Herzfehler, Infektionen oder metabolische oder immunologische Störungen (= sekundärer
Hydrothorax durch ein Dysäquilibrium an den pleuralen Membranen). Trotz einer systemischen
Erkrankung kann der Hydrothorax gelegentlich nur einseitig auftreten (Abb. [30]). Die Prognose des sekundären Hydrothorax ist in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden
Erkrankung schlechter als beim kongenitalen Chylothorax. Beim ausgeprägten, lang dauernden
Hydrothorax kann eine Lungenhypoplasie entstehen [24].
Abb. 30 a, b Ausgeprägter Pleuraerguss, rechts mehr als links, bei einem Fetus 33. SSW. a Deutlicher Zwerchfelltiefstand rechts und Verlagerung von Herz und Mediastinum zur
Gegenseite (gestrichelter Pfeil). b Es resultiert eine erhebliche Lungenhypoplasie beidseits (Pfeile). Die Genese der
Pleuraergüsse erschließt sich aus dem MRT nicht.
Kasuistik zum fallorientierten Lernen
Anamnese
Eine 21-jährige Erstgravida wurde zur Einholung einer Zweitmeinung im Ultraschall
(DEGUM II) vorgestellt; im Anschluss daran erfolgte die Überweisung zum fetalen MRT.
Vorausgegangen war eine Amniozentese bei hyperechogenem Darm und Ventrikulomegalie.
Es ergab sich hierbei kein pathologischer Befund. Im Ultraschall in der 22. + 0 SSW
lag der Kopfumfang unter der 5. Perzentile, und unterhalb des Interhemisphärenspalts
war eine 11 mm große Zyste nachweisbar. Das Corpus callosum war bei dorsoposteriorer
Kindslage nicht sicher darzustellen. Die Fragestellung an das MRT war der Ausschluss
bzw. der Nachweis einer möglichen Balkenagenesie und ggf. der Nachweis weiterer Begleitfehlbildungen.
Befund
Das MRT wurde in der 23. + 2 SSW durchgeführt. Dabei zeigte sich eine geringe Hinterhornbetonung
mit 9 mm bei jedoch unauffälligen Seitenventrikelvorderhörnern. Der Balken war im
Bereich des vorderen Balkenknies und des Corpus sicher nachweisbar, das Splenium stellte
sich nicht eindeutig dar. Es fand sich weiterhin die sonografisch vorbeschriebene,
1 cm große interhemisphärische Zyste okzipital ohne Kommunikation mit dem Ventrikelsystem
(Typ II a).
Neben diesen, den Ultraschall bestätigenden Befunden stellten sich mehrere Spaltbildungen
im Sinne einer Open-Lip-Schizenzephalie dar: rechts okzipital und rechts parietal
sowie links temporal (s. Abb. [K1]).
In der 24. SSW sollten sowohl der Sulcus parietooccipitalis als auch der Sulcus calcarinus
schon abgrenzbar sein. Da das beim Fetus noch nicht der Fall war, musste zusätzlich
der dringende Verdacht auf eine Gyrierungsstörung geäußert werden. Prinzipiell besteht
ein enger Zusammenhang zwischen Gyrierung und Migration. In der 24. SSW ist die Migration
jedoch auch physiologischerweise noch nicht fortgeschritten, der frühe zonale Aufbau
des Hirnmantels war noch deutlich erkennbar, sodass ein Migrationsarrest beim Fetus
noch nicht verlässlich diagnostizierbar war.
Diagnose
Mehrfache Open-Lip-Schizenzephalie, V. a. Gyrierungsstörung, interhemisphärische Zyste
Typ II a bei Balkenhypogenesie.
Verlauf
Durch die im MRT zusätzlich erhobenen Befunde einer doppelseitigen Schizenzephalie
und den Verdacht auf eine Gyrierungsverzögerung verschlechterte sich die neuropädiatrische
Prognose erheblich. In einem interdisziplinären Konsil wurden die Befunde gemeinsam
von Neuropädiater, Gynäkologen und Kinderradiologen demonstriert. Es erfolgte eine
Beratung bezüglich der Spannbreite der zu erwartenden klinischen Symptomatik. Zudem
wurden die therapeutischen Möglichkeiten und die medizinischen und psychosozialen
Hilfsangebote dargestellt. Die Frau sah sich trotz der ergebnisoffenen Beratung nicht
in der Lage, die Schwangerschaft fortzusetzen und entschied sich für eine vorzeitige
Schwangerschaftsbeendigung.
Abb. K1 23. + 2 SSW: offene Spaltbildung links temporal und rechts parietal und okzipital
(kleine Pfeile), interhemisphärische Zyste Typ II a (gepunkteter Pfeil).
Abdominelle und retroperitoneale Fragestellungen
Abdominelle und retroperitoneale Fragestellungen
MRT-Untersuchungen des fetalen Abdomens und Beckens sind in der täglichen Routine
deutlich seltener als die des Kopfes und des Thorax. Sie machen nur 2–18 % aller fetalen
MRT-Anforderungen aus [25]. Das MRT bietet aber gerade im Abdominalbereich einige methodenbedingte Vorteile
in der Visualisierung der Organe: Durch das hohe Signal des Mekoniums in der T1-Wichtung
ab der 20. SSW kann das Kolon sehr gut und selektiv signalreich in der MRT abgebildet
werden (Abb. [31]) [26]. Die Dünndarmschlingen und die pathologischen Befunde dieser Darmabschnitte sind
dagegen besser in der T2-Wichtung durch ihre Distension und Wasserfüllung nachweisbar.
Allerdings können im Falle eines pathologischen Dünndarmbefundes auch hier in Einzelfällen
hohe Signalintensitäten in der T1-Wichtung auftreten. Dieses wurde vor allem bei distaler
Dünndarmatresie gefunden, aber auch bei der zystischen Fibrose. Der Weichteilkontrast
des MRT ist in vielen Fällen eine wichtige Ergänzung bei folgenden Fragestellungen:
Abb. 31 „Kolonografie“ in der MPR-Darstellung: Das mekoniumgefüllte Kolon stellt sich in
der T1-Wichtung hell dar, alle anderen Organe erscheinen dunkel im Hintergrund.
Verlagerung von Darmschlingen
Neben der kongenitalen Zwerchfellhernie (CDH, siehe Thoraxuntersuchungen) kommen Verlagerungen
von Darmabschnitten bei der Gastroschisis und der Omphalozele vor (Abb. [32]).
Abb. 32 a, b Omphalozele: Das MRT zeigt die nach außen verlagerte Leber und den Dünndarm innerhalb
des Zelensacks.
Die Position der Darmanteile und der zu erwartende Bruchsackinhalt können wegen des
hohen Weichteilkontrasts und des deutlich größeren „Field of View“ (FOV, im MRT bis
zu 50 cm) den kinderchirurgischen Partnern untersucherunabhängig und reproduzierbar
demonstriert werden.
Zystische abdominelle Raumforderungen
Zystenbefunde im Abdomen stellen für alle bildgebenden Modalitäten eine Herausforderung
dar. Der Ursprung der zystischen Läsion ist häufig auch im MRT nicht eindeutig zuzuordnen,
dennoch wurde beschrieben, dass es zu therapierelevanten Mehrinformationen durch ein
fetales MRT bei sonografisch unklaren Befunden kam [27]. Statistisch am häufigsten sind die Ovarialzysten (Abb. [33]), die einbluten können und dann mit dem MRT sicher als blutgefüllt identifiziert
werden können. Differenzialdiagnosen sind Mesenterialzysten, abdominelle Lymphangiome,
Hydronephrose mit Megaureter und Hydrometrokolpos.
Abb. 33 a, b Große Ovarialzysten bds. (O, weiße Pfeile). a An der rechten Zyste ist ein signalarmer Anteil erkennbar (schwarzer Pfeil), der
für eine Verkalkung spricht. b Im Sagittalschnitt ist die Lagebeziehung zur normalen Niere (N) gut erkennbar. Postnatal
persistierte die rechte Zyste, links hatte sich die Zyste zurückgebildet. Die OP im
Alter von 5 Monaten zeigte eine Schokoladenzyste rechts bei Z. n. Stieldrehung des
Ovars.
Fehlbildungen des Magen-Darm-Traktes
Hierbei handelt es sich um Atresien, Stenosen und Duplikaturen. Eine fehlende Magendarstellung
lenkt zunächst stets den Verdacht auf eine Ösophagusatresie. Umgekehrt kann der Magen
aber trotz einer Atresie über die tracheoösophageale Fistel gefüllt sein. Ein sicherer
Ausschluss einer Ösophagusatresie ist dann auch mit der MRT nicht möglich.
Die Duodenalatresie ist leicht an dem postnatalen bekannten „Double-Bubble-Phänomen“
zu erkennen, d. h. der vermehrten Flüssigkeit im dilatierten Magen und dem gleichzeitig
ballonierten Bulbus duodeni (Abb. [34]).
Abb. 34 Duodenalstenose: Im pränatalen MRT sind der große flüssigkeitsgefüllte Magen und
der Bulbus duodeni erkennbar.
Ganz allgemein zeigt jede Atresie und jede hochgradige Stenose eine präatretische
Dilatation.
Mithilfe von dynamischen T2-SSFP-Sequenzen kann ergänzend die Darmmotilität des Fetus
gut visualisiert werden. Bei Stenosen liegt meistens eine Hyperperistaltik vor.
Die Darstellung der Kolonschlingen und der Pathologie des Kolons ist eine Domäne der
MRT.
Durch das in T1-Wichtung sehr helle Signal des Mekoniums ist eine selektive Kolondarstellung
möglich. Allerdings ist das Lumen des Kolons nicht immer homogen hell kontrastiert,
was auf unterschiedliche Konzentrationen von Eiweiß und Mineralien des Mekoniums zurückgeführt
wird. Durch eine Summation der Einzelschnittbilder kann zusätzlich ein räumlicher
Bildeindruck ähnlich wie bei einem Kolonkontrasteinlauf erreicht werden, was die Beurteilung
sehr erleichtert (Abb. [31]). Die hohe Form einer Analatresie ist daher sicher mit dem MRT zu erkennen, da das
helle Mekoniumsignal im Rektum fehlt bzw. konvexbogig endet [28].
Bei den tiefen Formen der Analatresie und bei der (sehr häufigen!) ventralen Fistel
zum Damm kann die Atresie gelegentlich dem MRT-Nachweis entgehen. Falls eine solche
Fistel besteht, aber sich nicht zum Damm, sondern zur Blase oder zu einem Sinus urogenitalis
öffnet, so ist dieses wiederum leicht an der Hyperintensität in T1 in der Blase und
am gleichzeitig hellen Signal des Rektums in T2 zu diagnostizieren.
Das Mekonium stellt sich in der T1-Wichtung isoliert hell (weiß) dar. Da es sich um
ein kolontypisches spezifisches Signalverhalten handelt, ist es für die Erkennung
von Kolonfehlbildungen oder Kolonverlagerungen ein sehr hilfreiches diagnostisches
Kriterium.
Tumoren im Abdominalbereich
Teratome. Teratome, insbesondere die Ovarial- und Steißbeinteratome, sind die häufigsten abdominellen
Tumoren bei Feten. Das MRT ermöglicht in diesen Fällen eine präzise Diagnose, wenn
sich relevante Fettanteile innerhalb des Tumors befinden.
Fett ist in allen Wichtungen (T1 und T2 und Mischsequenzen) signalreich, eine Eigenschaft,
die kein anderes Körpergewebe aufweist. Da Fett anderseits nur in Teratomen zu finden
ist, ist die Diagnose damit verlässlich mit dem MRT zu stellen.
Im Zweifelsfall kann eine fettunterdrückende Sequenz zur Gewebecharakterisierung herangezogen
werden. Deshalb ist die ergänzende MRT-Bildgebung bei abdominellen Tumoren als Zweitmethode
zur Artdiagnose eines Tumors wichtig geworden (Abb. [35]). Zudem erlaubt die MRT wegen des hohen Weichteilkontrasts eine präzise Bestimmung
der Infiltrationstiefe von Tumoren. Die Kenntnis der Organfiltration und der genauen
Infiltrationstiefe ist v. a. bei pränatalen Eingriffen (z. B. ultraschallgestützte
Radiofrequenzablation von Steißbeinteratomen) von Bedeutung für die Therapiewahl und
-intensität.
Abb. 35 Großes Steißbeinteratom bei einem Feten der 25. SSW.
Teratome lassen sich im MRT durch ihre Signalcharakteristik eindeutig diagnostizieren,
aber nur, wenn sie einen Fettanteil haben.
Fetale Lebertumoren. Diese sind selten. 5 % aller fetalen Tumoren entfallen auf die Leber [29]. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um vaskuläre Tumoren (Hämangioendotheliome
und Hämangiome) und zystische mesenchymale Hamartome. In knapp 20 % der Fälle werden
aber auch Hepatoblastome gefunden. Eine Differenzierung ist schwierig, jedoch sprechen
rein zystische Läsionen am ehesten für ein mesenchymales Hamartom (Abb. [36]). Diese Läsionen wachsen oft sehr schnell, sodass ggf. eine Schnittentbindung erwogen
werden muss. Die Unterscheidung zwischen zystischem Charakter und gewebiger Grundstruktur
einer Raumforderung lässt sich im MRT auch ohne Kontrastmittelgabe leichter als im
US treffen.
Abb. 36 Zystische Raumforderung in der Leber eines Feten der 33. SSW (Histologie: mesenchymales
Hamartom). Das kleine Bild zeigt das MRT des Kindes im Alter von 4 Wochen. Die benigne
Raumforderung hat deutlich an Größe zugenommen.
Bei zystischen Lebertumoren handelt es sich fast ausschließlich um mesenchymale Hamartome.
Nieren und urogenitale Erkrankungen
Die Rolle des MRT bei urogenitalen Erkrankungen besteht im Nachweis bzw. der Differenzierung
von Fehlbildungen bei einer zuvor sonografisch nachgewiesenen Anomalie. Durch gute
Differenzierung der Flüssigkeiten in T2-Bildern ist insbesondere bei Stauungen und
Zysten eine Zusatzinformation durch das MRT zu erwarten.
Konnatale Hydronephrose
Da sich die Ureteren sonografisch nicht ausreichend abbilden, ist das MRT in der ätiologischen
Aufklärung der „kongenitalen Hydronephrose“ überlegen. In den meisten Fällen ist es
mit dem MRT möglich, Urethralklappen, Ureterostiumstenosen oder vesikoureteralen Reflux
als Ursache für eine pränatale Hydronephrose zu benennen und zu differenzieren [30].
Nierenerkrankungen
Die multizystisch dysplastische Niere (MCDK) ist ein relativ häufiger, meist einseitiger
Befund. Sie ist häufig in Kombination mit einer kontralateralen distalen Ureterobstruktion
und einem kontralateralen Megaureter zu finden. Sie tritt mit einer Inzidenz von 1 : 3500
auf und hat langfristig eine gute Prognose.
Die autosomal-rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPCKD) tritt dagegen bilateral
auf. In der perinatalen oder neonatalen Form hat sie eine schlechte Prognose. In der
Hälfte der neonatalen Fälle liegt eine assoziierte Leberfibrose vor.
Feten mit ARPCKD zeigen hyperintense, vergrößerte Nieren in der T2-Wichtung durch
in den Tubuli gefangene Flüssigkeit. Erst im 3. Trimenon sind diese auch zu morphologisch
erkennbaren Zysten gereift (Abb. [37]).
Abb. 37 a – c Zystische Nierendysplasie und subvesikale Obstruktion, a und b pränatales MRT, c virtuelle Autopsie. a Deutlich vergrößerte Harnblase mit verdickter Wand. b Kleinzystische Veränderungen der rechten Niere. c Das postmortale MRT zeigt die zystische Nierendegeneration bds. und den Megaureter
rechts.
Als Differenzialdiagnose kommen bei signalreichen Nieren im frühen Stadium auch andere
angeborene Nierenerkrankungen infrage, wie die tuberöse Sklerose oder Tubulopathien.
Hier entwickeln sich jedoch keine Zysten, und die Nieren sind meistens auch nicht
vergrößert.
Harnblasenanomalien
Der wiederholt fehlende Nachweis einer Harnblase weist auf eine Blasenekstrophie hin.
Nach Begleitfehlbildungen sollte dann immer mit dem MRT gesucht werden. Eine subvesikale
Obstruktion ist insbesondere durch die verdickte Blasenwand und den begleitenden Reflux
in die Ureteren zu erkennen (Abb. [38]).
Abb. 38 a, b Ausgeprägte Hydronephrose bds. Die deutlich verdickte Harnblasenwand (gestrichelter
Pfeil, rechts) deutet auf eine subvesikale Obstruktion als Ursache der Hydronephrose
hin.
Eine verdickte Harnblasenwand mit Trabekulierung und vesikoureteralem Reflux tritt
anderseits auch bei Fehlbildungen des Myelons und des Spinalkanals auf. Als weitere
Differenzialdiagnose ist das Megazystissyndrom zu nennen, dieses weist allerdings
keine verdickte trabekulierte Blasenwand auf, und die Hälfte dieser Fälle bildet sich
spontan zurück [31].
Die erweiterten Möglichkeiten der morphologischen MRT-Diagnostik bei Feten gehören
in das moderne Diagnostikspektrum jedes Fetalzentrums.
Die in der Fetaldiagnostik verwendeten MRT-Sequenzen sind ultraschnelle T2- und T1-gewichtete
Spezialprotokolle. Die fetale MR-Untersuchung erfolgt durch speziell geschultes Personal,
da die Untersuchung interaktiv erfolgt, um sich der ständig wechselnden Lage des Feten
anzupassen.
Der komplementäre Informationszuwachs durch das MRT beruht auf der deutlich höheren
Kontrastauflösung und damit einer besseren Gewebedifferenzierung im Vergleich zum
Ultraschall.
Jede MRT-Untersuchung benötigt eine vorausgehende qualifizierte Ultraschalluntersuchung
und eine präzise formulierte Fragestellung, die auch mit der MR-Methode beantwortet
werden kann.
In Einzelfällen können auch schlechte Schallbedingungen bei der Mutter – wie Adipositas
per magna oder Oligohydramnion – eine fetale MRT-Diagnostik rechtfertigen, da diese
Kriterien eine MRT-Untersuchung in ihrer Bildqualität nicht beeinträchtigen.
Danksagung
Für die langjährige fruchtbare, sachorientierte Zusammenarbeit bedanken wir uns bei
unseren beiden engsten gynäkologischen Kooperationspartnern, Prof. H. Stepan, Leipzig,
und Prof. R. Faber, Leipzig.