Einleitung
Zur Behandlung von Atemwegserkrankungen wie COPD und Asthma steht heute eine Vielzahl
wirksamer Medikamente zur Verfügung [1 ]
[2 ]
[3 ]
[4 ]
[5 ]
[6 ]. Die Inhalationstherapie stellt hierbei als wirksame und nebenwirkungsarme Methode
eine entscheidende Säule der Therapie dar [7 ]. Inhalativ werden in erster Linie antinflammatorische Medikamente wie Steroide und
antiobstruktive Wirkstoffe wie Beta-2-mimetika und Anticholinergika verabreicht und
gezielt am gewünschten Wirkort deponiert [1 ]
[2 ]
[3 ]
[4 ]
[5 ]
[6 ]. Die Deposition des Wirkstoffes in der Lunge ist von physikalischen und Patienten-individuellen
Parametern abhängig. So spielen die Partikelgröße des Inhalates, die physikalischen
Eigenschaften des Inhalationsgerätes (Device), die Stärke und der Verlauf des inspiratorischen
Atemflusses des Patienten und die korrekte Handhabung des jeweiligen Inhalationsgerätes
eine entscheidende Rolle für die optimale bronchiale Deposition und damit für die
Effektivität der Inhalationstherapie [8 ]
[9 ].
Fehler bei der Inhalation
Fehler bei der Inhalation
Die Handhabung der verschiedenen Inhalatoren ist sehr komplex. Jedes Inhalationsgerät
erfordert ein individuelles Inhalationsmanöver und stellt ganz bestimmte Device-eigene
Anforderungen an die korrekte Inhalation. Eine fehlerhafte Inhalationstechnik gefährdet
jedoch den Erfolg der Therapie und muss daher zwingend vermieden werden [8 ]
[10 ]
[11 ]
[12 ]
[13 ]. Dafür muss bereits im Vorfeld eine individuelle Auswahl des Devices in Abhängigkeit
von den zu applizierenden Wirkstoffen und Wirkstoffkombinationen sowie den kognitiven,
manuellen und respiratorischen (Atemfluss) Fähigkeiten des Patienten getroffen werden.
Der Patient muss anschließend vor Erstanwendung intensiv in die Handhabung des Inhalationsgerätes
durch einen Arzt oder geschultes Fachpersonal eingewiesen werden. Die Inhalationstechnik
sollte in regelmäßigen Abständen auf Fehler überprüft werden, um eine korrekte Inhalation
zu gewährleisten. Im klinischen Alltag fällt bei Patienten mit inhalativer Therapie
oftmals eine hohe Fehlerquote in der Inhalationstechnik auf. Wichtige und gravierende
in der Literatur aufgeführte Fehler der Inhalation sind in [Tab. 1 ] genannt [8 ]
[10 ]
[11 ]
[12 ]
[13 ].
Tab. 1
Fehler bei der Inhalation von Atemwegstherapeutika.
Häufig (> 50 %)
Gelegentlich (ca. 10 – 50 %)
fehlerhafte Vorbereitung des Device (Laden der Dosis z. B. bei Turbohaler, Respimat,
Diskus. Einlegen/Anstechen der Kapsel z. B. bei HandiHaler, Breezhaler, Aerolizer,
Cyclohaler, etc.)
Selten (< 10 %)
DPI = dry powder inhaler = Trockenpulver-Inhalator MDI = metered dose inhaler = Dosieraerosol
Gründe für die fehlerhafte Handhabung des Inhalationsgerätes sind sowohl auf Seite
des Verordners als auch auf Seite des Patienten zu suchen. So darf davon ausgegangen
werden, dass der Verordner nicht immer ein komplettes Detailwissen über alle derzeit
verfügbaren Geräte hat, insbesondere vor dem Hintergrund der stetig neuen Markteinführungen
mit neuen Devices [8 ]. Schwerwiegender aber mutet die Tatsache an, dass ein Zeit- und Personalmangel dafür
verantwortlich gemacht werden muss, dass nicht genügend Kapazitäten für individuell
gerechte Einweisungen in die korrekte Inhalation zur Verfügung stehen. Erschwerend
können fehlende Räumlichkeiten oder fehlende Schulungsmaterialien hinzukommen. Die
Patienten werden somit oft mangelhaft in die Gerätetechnik eingewiesen, unzureichend
und zu selten geschult und hinsichtlich einer korrekten Inhalation überprüft. Konsequenzen
hieraus ergeben sich möglicherweise in einer unzureichenden Symptomkontrolle, einer
Einschränkung der Therapie-Compliance oder sogar einer Zunahme der Exazerbationsrate
der Atemwegserkrankung, ggf. mit der Notwendigkeit zu ambulanten oder stationären
Behandlungen [10 ]
[11 ].
Wünschenswert ist daher eine möglichst flächendeckende Verfügbarkeit einer Aufklärungsplattform,
bei der sowohl die Verordner und das Einweisungspersonal als auch die Patienten jederzeit
die notwendigen und korrekten Informationen und Anleitungen über die jeweiligen Inhalationsgeräte
und Techniken abrufen können.
Voraussetzungen für eine effiziente und ubiquitär verfügbare Inhalationseinweisung
Voraussetzungen für eine effiziente und ubiquitär verfügbare Inhalationseinweisung
Voraussetzung für eine effiziente und ubiquitär verfügbare Inhalationseinweisung und
Überprüfung der Inhalationstechnik mittels einer Aufklärungsplattform ist eine zielgerichtete,
verständliche und zeitlich adäquate Präsentation der wesentlichen Handhabungsschritte.
Eine Möglichkeit hierzu bieten Filmsequenzen, die über das Internet oder eine DVD
jederzeit abrufbar sind und für jeden frei zur Verfügung stehen. Alle wesentlichen
Fakten der Inhalation können hier Schritt für Schritt und leicht verständlich mittels
eines Videos und gesprochener Anleitung sowie Einblendung wichtiger Informationen
vermittelt werden, wobei insbesondere auch auf mögliche Fehlerquellen hinzuweisen
ist. Aus dieser Darstellung ergeben sich wesentliche Vorteile für die Inhalationseinweisung
mittels Filmsequenzen, die die Nachteile solcher bei weitem überwiegen ([Tab. 2 ]).
Tab. 2
Vor- und Nachteile von Internet-basierten Filmsequenzen in der Einweisung in die korrekte
Inhalation.
Vorteile
Nachteile
Zum Ausgleich der Nachteile einer alleinigen Videoaufklärung kommt auch die Kombination
einer Videoaufklärung zusammen mit einer Einweisung durch ärztliches und medizinisches
Fachpersonal in Frage. Dies könnte vorteilhafterweise in sequenzieller Weise geschehen,
wobei z. B. nach Videoaufklärung die richtige Inhalation durch Fachpersonal überprüft
wird und offene individuelle Fragen geklärt werden.
Erstellung von Filmsequenzen durch die Deutsche Atemwegsliga e. V.
Erstellung von Filmsequenzen durch die Deutsche Atemwegsliga e. V.
Um eine effiziente und ubiquitär verfügbare Aufklärungsplattform zu schaffen, wurde
2011 durch die Deutsche Atemwegsliga e. V. die Erstellung von Filmsequenzen zur korrekten
Inhalation initiiert, organisiert und finanziert. Die Atemwegsliga versteht sich als
Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Fachgesellschaft und Patienten sowie allen
Ärzten, die Patienten mit Atemwegserkrankungen versorgen. Ihre vorrangige Aufgabe
ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Durch Empfehlungen
und Beiträge, die von Expertengruppen erarbeitet werden, sollen Standards für Atemwegserkrankungen
etabliert werden.
Die hier benannten Filme wurden zwischen Juli 2011 und Januar 2013 produziert. Alle
handelsüblichen Inhalationsgeräte wurden mit einer Kombination aus Videosequenz, gesprochenem
Text und Informationseinblendung Schritt für Schritt verfilmt, unter Einschluss der
wichtigen Schritte wie Vorbereitung, Durchführung und Beendigung der Inhalation. Die
ärztliche wissenschaftliche Beratung erfolgte durch die Lungenklinik Köln-Merheim.
Unter Berücksichtigung der Gebrauchsanweisung des Herstellers wurden ärztlicherseits
klar verständliche Texte formuliert und gesprochen. Die Konzeption und das Produktmanagement
erfolgten durch die iKOMM GmbH in Bonn. Bei der Erstellung der Videos wurde auf Produktneutralität
und einen adäquaten Zeitrahmen der Aufnahme von weniger als drei Minuten geachtet.
Durch den Vorstand und Expertenrat der Deutschen Atemwegsliga e. V. wurden die Filme
anschließend überprüft, begutachtet und ggf. revidiert. Erst dann erfolgte die Veröffentlichung
der Videos über das Internet und einer DVD mit Textbeilage. Alle Videos sind im Internet
auf Facebook und YouTube abrufbar. Die Beiträge sind öffentlich, eine Anmeldung oder
Registrierung ist nicht erforderlich.
Erste Ergebnisse
Bisher wurden allein auf dem YouTube-Kanal der Deutschen Atemwegsliga e. V. über 70 000-mal
die Videos aufgerufen. Eine detaillierte Auflistung der Kenndaten sowie der Aufrufraten
der jeweiligen Einzelvideos ist in [Tab. 3 ] gegeben. Von einigen Kliniken wird bereits die Inhalationseinweisung mittels Filmsequenz
genutzt, mit positiver Resonanz und guten Resultaten.
Beispielhaft sind einzelne Ausschnitte aus dem Inhalationsvideo zum Dosieraerosol
in [Abb. 1 ] gezeigt.
Abb. 1 Ausschnitte aus dem Inhalationsvideo zum Dosieraerosol, überschrieben mit dem Inhalt
des dazu gesprochenen Textes
Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassung und Ausblick
Die Erstellung von Einweisungsfilmen der Deutschen Atemwegsliga e. V. in die korrekte
Inhalation von Atemwegstherapeutika verfolgt das Ziel der Bereitstellung einer Fortbildungsplattform,
die einfach, verständlich, pragmatisch, Ziel-orientiert sowie ubiquitär und uneingeschränkt
zugänglich ist. Dabei werden die Einzelfilme bereits jetzt schon viel genutzt. Vorstellbar
ist zukünftig auch eine Anwendung der Videos in Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken,
Rehabilitationsstätten, medizinischen Einrichtungen sowie dem Außendienst der Pharmaunternehmen,
um die Effizienz der Inhalationstherapie zu verstärken. Selbstverständlich sollte
der Patient ebenfalls freien Zugang zu den Videos haben, wobei auch diejenigen Patienten,
die schon länger eine inhalative Therapie durchführen, auf die Videos aufmerksam gemacht
werden sollten, um die Therapie zu überprüfen.
Allerdings muss angemerkt werden, dass die Akzeptanz der Inhalationsvideos bei den
unterschiedlichen Berufsgruppen und Anwendern nicht evaluiert ist. Unklar ist auch,
ob die Filme tatsächlich Anwendungsfehler vermeiden oder korrigieren können. Aus diesem
Grund wird gegenwärtig eine aktuelle Studie durchgeführt, welche überprüft, ob bestehende
Anwendungsfehler bei der Inhalation durch die Videos korrigierbar sind und ob diese
Strategie nicht nachteilig gegenüber dem ärztlichen Aufklärungsgespräch, wohl aber
Zeit-effizienter ist.
Auch sollten zukünftige Studien klären, ob Anwendungsfehler bei der Leitlinien-gerechten
und Studien-basierten Behandlung mittels inhalativer Therapie durch etablierte Schulungsprogramme
vermieden oder zumindest korrigiert werden können.