Krankenhaushygiene up2date 2013; 08(01): 65-80
DOI: 10.1055/s-0032-1326273
Antibiotikaanwendung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asymptomatische Bakteriurie: wen screenen – und wen behandeln?

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  • Marc Fabian Küpper

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Publication Date:
27 March 2013 (online)

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Kernaussagen
  • Jede positive Urinkultur sollte einer der Entitäten Kontamination, Kolonisation (= asymptomatische Bakteriurie) oder Infektion zugeordnet werden.

  • Asymptomatische Bakteriurie (ASB) und asymptomatische Candidurie sind bei vielen Patientengruppen anzutreffen und in den allermeisten Fällen nicht behandlungsbedürftig.

  • Schwangere mit ASB sowie Patienten vor mukosaverletzenden und mit relevantem Blutungsrisiko einhergehenden urogenitalen Eingriffen sollten antibiotisch behandelt werden.

  • Screening mittels Urinkulturen sollte im wesentlichen auf diese beiden Gruppen beschränkt bleiben.

  • Die ASB bei prämenopausalen Frauen mit rezidivierenden Harnwegsinfektionen hat nachgewiesenermaßen einen protektiven Charakter; eine antibiotische Therapie einer ASB führt bei diesen Patientinnen sogar zu vermehrten Episoden und ist kontraindiziert.

  • Für mehrere Patientengruppen (Diabetikerinnen, Ältere in Seniorenheimen, Patienten mit Rückenmarksverletzungen) ist belegt, dass die nicht indizierte Behandlung einer ASB zu vermehrten unerwünschten Ereignissen und zur Selektion multiresistenter Erreger führt.

  • Für eine ASB mit multiresistenten Erregern (MRE) wie ESBL und VRE gelten die gleichen Therapieindikationen. Unabhängig hiervon kann bei Patienten mit häufig rezidivierenden Harnwegsinfektionen mit MRE und persistierender Kolonisation von Harnblase und Darm individuell ein Eradikationsversuch unternommen werden.

  • Blasendauerkatheter sind mit einer sehr hohen Prävalenz von asymptomatischer Bakteriurie vergesellschaftet. Die Indikation sollte wegen des Risikos symptomatischer Harnwegsinfektion sowie katheterassoziierter Traumata streng gestellt und die Liegedauer kurz gehalten werden.

  • S. aureus (und weniger häufig Candida) in der Urinkultur sind oftmals Ausdruck einer systemischen Infektion und nicht einer primären Infektion der Harnwege.