physiopraxis 2012; 10(10): 62-69
DOI: 10.1055/s-0032-1329739
physiospektrum
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Schwarzes Brett


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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. Oktober 2012 (online)

Zweitmeinungsservice – Online-Portal für Patienten mit Krebs

Welche Therapie verspricht die besten Heilungschancen? Welche Klinik ist die richtige? Nach dem ersten Schock der Diagnose stehen Menschen, die an Krebs erkrankt sind, vorvielen Fragen. Sie müssen Entscheidungen treffen, die unter Umständen weitreichende Konsequenzen haben. Eine zweite Meinung könnte ihnen mehr Sicherheit geben.

Doch gerade in ländlichen Regionen, abseits von Universitätskliniken und Krankenhäusern, ist es oft mit großem Aufwand verbunden, eine qualitativ hochwertige Zweitmeinung einzuholen. Hierfür können Patienten mit Krebs seit Oktober 2011 den Online-Dienst krebszweitmeinung.de nutzen. Nach der Anmeldung klärt ein persönlicher Betreuer (Case Manager) kostenlos ab, ob der Patient für den Zweitmeinungs-service in Frage kommt. Dann unterstützt er ihn bei der Beschaffung notwendiger Unterlagen und legt für den Patienten eine persönliche Gesundheitsakte (online Akte) an. Sie enthält alle Daten des Patienten, seine Befunde, die Untersuchungsergebnisse, Röntgenbilder, Verordnungen und Arztbriefe. Sind die Unterlagen komplett, leitet sie der Case Manager an eine passende Klinik oder ein Krebszentrum weiter. Dort begutachtet ein interdisziplinäres Expertengremium (Tumorboard) den Fall und diskutiert den Behandlungsweg, der am meisten Erfolg verspricht. Innerhalb kurzer Zeit erhalten dann der Patient und sein behandelnder Arzt die Zweitmeinung sowie eine Therapieempfehlung.

Der Betreiber, die Health Management Online (HMO) AG, entwickelte und erprobte das Tumorportal gemeinsam mit der Felix Burda Stiftung. Im Juni 2012, neun Monate nach dem Start, legte die HMO AG erste Zahlen vor: Bei fast 50 Prozent der Zweitmeinungen gab es Abweichungen von der Therapieempfehlung des Erstbehandlers. Teilweise waren diese sogar erheblich. Bei Patienten in Großstädten gab es weniger Abweichungen als bei Patienten aus ländlichen Regionen. Zusätzlich ließen sich durch die korrigierten Therapieempfehlungen laut den Betreibern durchschnittlich etwa 3.000€ pro Patient sparen. Der Service kostet den Patienten derzeit einmalig 379€. Doch erste Kooperationen mit den Krankenkassen laufen bereits.

giro