Key words
pediatric liver transplantation - acute portal vein thrombosis - percutaneous minimally
invasive treatment - thrombus aspiration - thrombolysis
Einführung
Die frühe postoperative Pfortaderthrombose ist mit einer Inzidenz von etwa 8 % eine
relativ häufige und schwere Komplikation nach Lebertransplantation bei Kindern (Corno
V et al. Transplantation Proceedings 2005; 37: 1141 – 1142). Das klinische Bild wird
geprägt durch Zeichen der portalen Hypertension wie Aszites, Splenomegalie, Anämie
und gastrointestinale Blutungen sowie einer Transplantatdysfunktion (Carnevale FC
et al. Pediatr Transplantation 2011; 15: 47 – 52). Das therapeutische Vorgehen wird
durch den Schweregrad der Thrombosierung und der klinischen Symptome bestimmt (Thomas
RM et al. J Gastrointest Surg 2010; 14: 570 – 577). Basistherapie ist die möglichst
rasch einzuleitende Heparinisierung. Bei persistierender oder progredienter Thrombosierung
bzw. persistierenden oder progredienten Symptomen ist eine operative Thrombektomie
oder Retransplantation in Betracht zu ziehen. Die operative Revision geht jedoch mit
einer hohen Morbidität und Letalität einher (Bueno J et al. American Journal of Transplantation
2010; 10: 2148 – 2153). Wir berichten über eine erfolgreiche minimalinvasive perkutane
Thrombenaspiration und Thrombolyse bei einem 5-jährigen Kind mit akuter Pfortaderthrombose
nach Lebertransplantation.
Fallbeschreibung
Eine 5-jährige Patientin (Körpergewicht 16 kg) mit Faktor-V-Leiden-Mutation und Thrombozytose
(538 Thrombozyten pro nl) litt an einer fortschreitenden, venozentrisch akzentuierten
Leberzirrhose, welche eine Lebertransplantation erforderlich machte. Nach orthotoper
Transplantation eines linkslateralen Leberlappens (Lebersegmente II und III) zeigte
sich am 6. postoperativen Tag sonografisch ein deutlich reduzierter Fluss in der Pfortader.
Am 7. postoperativen Tag stellte sich in einer kontrastmittelgestützten CT des Abdomens
die Pfortader regelrecht kontrastiert dar, insbesondere zeigte sich keine Einengung
im Bereich der Anastomose ([Abb. 1]). In der zweiten postoperativen Woche wurde eine akute mittelschwere Abstoßungsreaktion
diagnostiziert und über die peritonealen Drainagen entleerte sich zunehmend Aszites.
Am Ende der zweiten postoperativen Woche lagen der Serumspiegel der Alanin-Aminotransaminase
(ALT), der Aspartat-Aminotransaminase (AST) und des Bilirubins gesamt bei 49 U/l,
61 U/l bzw. 6,0 mg/dl und der Quickwert bei 55 %. Am 17. postoperativen Tag wurde
trotz laufender Heparinisierung in prophylaktischer Dosierung (Ziel-PTT 45 – 55 s)
sonografisch eine Thrombosierung des Pfortaderhauptstamms nachgewiesen ([Abb. 2]). Auch unter intensivierter Heparintherapie (Ziel-PTT 60 – 80 s) waren die Thrombosierung
und die Aszitesbildung (bis zu 2 l pro Tag) zunehmend sowie die Transaminasen ansteigend
(ALT 90 U/l; AST 81 U/l). Der Serumspiegel von Bilirubin gesamt lag weiterhin bei
6 mg/dl und der Quickwert bei 50 %. Nach interdisziplinärer Fallbesprechung mit Vertretern
der Pädiatrie, Viszeralchirurgie und interventionellen Radiologie wurde entschieden,
eine perkutane Thrombenaspiration ggf. in Kombination mit einer lokalen Thrombolyse
durchzuführen. Die Eltern wurden ausführlich über Nutzen und Risiko dieser Intervention
aufgeklärt und erteilten ihr Einverständnis mit dieser Vorgehensweise.
Abb. 1 Axiale Rekonstruktion einer am 7. postoperativen Tag durchgeführten kontrastmittelgestützten
Computertomografie des Oberbauchs. Das Transplantat (L), bestehend aus Lebersegment
II und III, wurde orthotop implantiert. In der abgebildeten Leber demarkieren sich
mehrere Areale mit Perfusionsstörung (*). Regelrechte Kontrastierung des Pfortaderhauptstammes
(PA). In der Loge des entfernten rechten Leberlappens finden sich Darmschlingen (D)
sowie Aszites (A). M, Milz.
Abb. 2 Am 17. postoperativen Tag demarkieren sich sonografisch Thromben (T) innerhalb des
Pfortaderhauptstamms (mittels Pfeilspitzen markiert). L, Leber.
Die Intervention erfolgte am 18. postoperativen Tag in Intubationsnarkose. Die Oberfläche
der Spitze einer CHIBA-Nadel (21 Gauge, Boston Scientific, Natick, MA, USA) wurde
über eine Länge von 0,5 cm mit einem Skalpell aufgeraut, um die Echogenität der Nadelspitze
zu erhöhen. Es wurde mit dieser CHIBA-Nadel sonografiegestützt über einen subxiphoidalen
Zugang ein peripherer Pfortaderasts von Lebersegment III etwa 1,5 cm medial der Leberkapsel
punktiert und in Seldinger-Technik unter Verwendung eines COPE-Drahtes (0,018-inch,
Cook, Bjaeverskov, Denmark) und eines Accustick-Introducer-Systems (Boston Scientific,
Natick, MA, USA) die Spitze einer 5-French-Schleuse (Check-Flo Performer Introducer,
Länge 13 cm, COOK, Bloomington, IN, USA) im Pfortaderast von Lebersegment III platziert
([Abb. 3]). Nach Kontrastmittelinjektion in das Pfortadersystem demarkierte sich anschaulich
die subtotale thrombotische Verlegung des Pfortaderhauptstamms sowie des angrenzenden
Pfortaderasts von Lebersegment III ([Abb. 4]). Zudem zeigte sich ein deutlich verlangsamter Fluss in der extrahepatischen Pfortader
mit Kontrastmittelabstrom über portalvenöse Kollateralen. Nach intravenöser Gabe von
1200 Einheiten Heparin und Sondierung in den Pfortaderhauptstamm wurde die Schleuse
mit einliegendem Dilatator drahtgeführt über die Thrombosierung hinweg vorgeschoben.
Nach Entfernung des Dilatators und des Drahtes konnten im Rückzug zahlreiche Thromben
über die Schleuse aspiriert werden, wobei hier vorsichtig und unter fluoroskopischer
Kontrolle vorgegangen wurde, um eine akzidentelle Dislokation der Schleuse aus der
Pfortader zu verhindern. Dieses Manöver wurde mehrfach wiederholt. Trotz zusätzlicher
Ballondilatation und Thrombenmobilisierung mit einem 5 × 20 mm Ballon (Ultra-soft,
Boston Scientific, Natick, MA, USA) verblieb eine höhergradige Einengung der Pfortader
durch residuelle Thromben. Daher wurde entschieden, eine lokale Thrombolyse durchzuführen.
Nach Beimpfung des Thrombus mit 20 000 Einheiten Urokinase wurden unter intravenöser
Heparinisierung (Ziel-PTT 80 – 100 s) über einen mit der Spitze im Pfortaderhauptstamm
knapp proximal der Thromben platzierten Mikrokatheter (Renegade Hi-Flo, Boston Scientific,
Cork, Irland) 5000 Einheiten Urokinase pro h infundiert. Die Schleuse und der Mikrokatheter
wurden sorgfältig an der Haut fixiert. Bei weiterhin intubierter Patientin erfolgte
alle 4 h eine neurologische Untersuchung sowie alle 8 h eine sonografische Darstellung
des Oberbauchs einschließlich eines Gefäßdopplers der Pfortader.
Abb. 3 Fotografie der subxiphoidal eingebrachten und transhepatisch verlaufenden 5-French-Schleuse,
deren Spitze im Pfortaderast von Lebersegment III einliegt. R, L; rechte bzw. linke
Körperseite.
Abb. 4 a Posterior-anteriore Fluoroskopie nach Kontrastmittelinjektion in das Pfortadersystem.
Es demarkiert sich eine subtotale Kontrastmittelaussparung des Pfortaderhauptstamms
(*) sowie des angrenzenden Pfortaderasts von Lebersegment III (Pfeile). Nur im Randbereich
ist ein geringes Restlumen dieses Gefäßabschnitts abgrenzbar. Pfeilspitze: Röntgendichte
Spitze der im Pfortaderast von Lebersegment III einliegenden Schleuse. R: Rechte Körperseite.
b Posterior-anteriore digitale Subtraktionsangiografie nach Kontrastmittelinjektion
in das Pfortadersystem. Auch hier lässt sich die subtotale thrombotische Okklusion
des Pfortaderhauptstamms sowie des grenzenden Pfortaderasts von Lebersegment III anschaulich
abgrenzen (* und Pfeile). Weiterhin zeigen sich thrombembolische Verlegungen in den
Pfortaderästen von Lebersegment III (X). Pfeilspitze: Spitze eines in der extrahepatischen
Pfortader einliegenden Katheters.
Am Folgetag ergab die Laborkontrolle einen deutlich rückläufigen Bilirubinspiegel
(3,3 mg/dl). In der Kontrollportografie zeigte sich, dass der Mikrokatheter aus der
Pfortader in die Schleuse luxiert war. Nach Kontrastmittelinjektion über die Schleuse
demarkierte sich eine durch die Schleusenspitze hervorgerufene Perforation der Gefäßwand
sowie ein Kontrastmittelparavasat im periportalen Raum im Sinne einer gedeckten Blutung
([Abb. 5]). In einer nach 25-minütiger Wartezeit durchgeführten Kontrollportografie war kein
persistierender Kontrastmittelaustritt mehr abgrenzbar. Im Vergleich zum Ausgangsbefund
([Abb. 4]) war die Pfortaderthrombose deutlich rückläufig ([Abb. 5]). Bei verlangsamtem Fluss in der Pfortader, persistierenden Thromben und einer im
Rahmen der Grunderkrankung bestehenden Thrombophilie wurde im Hinblick auf das Risiko
einer Re-Thrombosierung durch Vertreter der Pädiatrie, Viszeralchirurgie und interventionellen
Radiologie im Konsensus indiziert, die Thrombolyse zumindest für einen Tag fortzusetzen.
Durch Rückzug der Schleuse um 1 cm und Einwechslung eines 4-French-Glidecath-Katheters
(Glidecath, Terumo, Leuven, Belgien) wurde erreicht, dass die Schleuse „harmonisch“
im Pfortaderast einlag und keinen Druck mehr auf die Gefäßwand ausübte ([Abb. 6]). Nach zweistündiger Pause wurde die Thrombolyse unter engmaschiger Überwachung
der Patientin fortgesetzt.
Abb. 5 Nach eintägiger Thrombolyse durchgeführte, posterior-anteriore digitale Fluoroskopie
nach Kontrastierung der intrahepatischen Pfortader über die einliegende Schleuse.
a Von der Schleusenspitze (gebogener Pfeil) ausgehend demarkiert sich ein nach lateral
rechts gerichteter Kontrastmitteljet (schwarze Pfeile) infolge einer Perforation der
Pfortaderwand durch die Schleusenspitze. Das ausgetretene Kontrastmittel verbleibt
im periportalen Raum im Sinne einer gedeckten Blutung (Pfeilspitzen). In b, welche einige Sekunden nach a angefertigt wurde, lässt sich weiterhin das Kontrastmitteldepot im periportalen Raum
abgrenzen (Pfeilspitzen). Im Vergleich zum präinterventionellen Ausgangsbefund (Abb. 3)
nun deutlich verbesserte Durchgängigkeit der Pfortader, wobei noch mehrere Kontrastmittelaussparungen
infolge persistierender Thromben abgrenzbar sind (*).
Abb. 6 Nach 3-tägiger Thrombolyse durchgeführte, posterior-anteriore digitale Portografie
nach Kontrastierung des Pfortadersystems über einen im extrahepatischen Pfortaderhauptstamm
platzierten Katheter. Es demarkieren sich mehrere Kontrastmittelaussparungen als Ausdruck
persistierender Thromben (*). Vor allem im proximalen Anteil des Pfortaderasts von
Lebersegment III noch höhergradige Einengung des Lumens (Pfeile).
Am Folgetag demarkierten sich vor allem in den zentralen Pfortaderästen von Lebersegment
II durch Thromben bedingte, bis 80 %ige Stenosen, sodass die Thrombolyse für einen
weiteren Tag fortgesetzt wurde. Nach 3-tägiger Thrombolyse stellten sich die Thromben
unverändert dar. Durch eine erneute Ballondilatation und Thrombenmobilisierung mit
einem 6mm-Ballon konnte die Thrombuslast in den Ästen von Lebersegment II verkleinert
werden, bei jedoch zunehmenden Thromben im Abgang des Pfortaderasts von Lebersegment
III ([Abb. 6]). Bei persistierenden bzw. rekurrenten Thromben und einer Thrombozytenkonzentration
> 300 pro nl wurde indiziert, mit einer lebenslangen Gabe von Aspirin (3 mg pro Kilogramm
Körpergewicht [= 50 mg] täglich, erste Dosis intravenös) zu beginnen und die Thrombolyse
für einen weiteren Tag fortzusetzen.
Am Folgetag stellten sich die Thromben innerhalb der zentralen Pfortaderanteile weitgehend
unverändert dar. Durch eine erneute Thrombenaspiration mit einem 5-French-Führungskatheter
(Guider Softip, Boston Scientific, Plymouth, MN, USA) und eine Thrombenmobilisierung
mit einem 5-French-Pigtail-Katheter (PIG, COOK, Bloomington, IN, USA) konnte die Pfortader
weitgehend rekanalisiert werden ([Abb. 7]). Zudem wies die Pfortader nun eine regelrechte Flussdynamik auf. Der intrahepatische
Punktionskanal wurde unter Zuhilfenahme eines Mikrokatheters (Renegade Hi-Flo, Boston
Scientific, Cork, Irland) mittels befaserter Mikrocoils (ein ablösbarer 3 mm × 6 cm
Interlock-35 Coil, Boston Scientific, Cork, Irland; zwei 3 × 2 mm Tornado Coils, COOK,
Bloomington, IN, USA) embolisiert. In den sonografischen Kontrollen konnte keine Nachblutung
festgestellt werden.
Abb. 7 Nach 4-tägiger Thrombolyse und mehrfacher Thrombenaspiration durchgeführte, posterior-anteriore
digitale Subtraktionsangiografie nach Kontrastierung des Pfortadersystems über einen
im extrahepatischen Pfortaderhauptstamm (ePA) einliegenden Pigtail-Katheter. a Der Pfortaderhauptstamm sowie der angrenzende Pfortaderast von Lebersegment III sind
wieder frei durchgängig. Pfeilspitze: Spitze der im Pfortaderast von Lebersegment
III einliegenden Schleuse. II, III: Pfortaderast von Lebersegment II bzw. III. b Im Verlauf der Pfortaderäste von Lebersegment II und III lassen sich residuelle,
vor allem wandständige Thromben (X) abgrenzen.
Der Serumfibrinogenspiegel betrug vor Beginn der Thrombolyse 185 mg/dl. Am niedrigsten
war der Spiegel am zweiten Tag der Thrombolyse mit 108 mg/dl. Danach stieg der Fibrinogenspiegel
wieder an. Am zweiten Tag nach Beendigung der Thrombolyse lag er bei 272 mg/dl. Periinterventionell
erfolgte keine Substitution von Fibrinogen.
In den Tagen nach der erfolgreichen Revaskularisierung war die Aszitesbildung rasch
rückläufig und die Transplantatfunktion normalisierte sich. Die Patientin konnte einen
Monat nach der Intervention in gutem Allgemeinzustand entlassen werden. Bei Entlassung
lagen die Serumspiegel von ALT, AST und Bilirubin gesamt bei 40 U/l, 28 U/l bzw. 0,55 mg/dl
und der Quickwert bei 86 %. 19 Monate später befindet sich die Patientin in einem
sehr guten Allgemeinzustand und die Pfortader ist regelrecht perfundiert. Es ist geplant,
die Antikoagulation mittels Clexane (2 × 15 mg s. c. pro Tag) bis zur zweiten Jahreskontrolle
nach Lebertransplantation und anschließend eine alleinige Thrombozytenaggregationshemmung
mit einer täglichen, gewichtsadaptierten Aspiringabe fortzusetzen.
Diskussion
Infolge einer akuten Pfortaderthrombose nach Lebertransplantation können sowohl ein
Transplantatversagen als auch Symptome und Zeichen einer portalen Hypertension wie
Aszitesbildung, Splenomegalie und Varizenblutungen auftreten (Carnevale FC et al.
Cardiovasc Intervent Radiol 2006; 29: 457 – 461). Erweist sich die alleinige Antikoagulation
als nicht ausreichend, dann stellt die operative Revision die Standardtherapie dar.
Die operative Revision ist jedoch mit einer hohen Komplikationsrate assoziiert. Beispielsweise
erfolgte in einem Kollektiv von Corno und Mitarbeiter (Corno V et al. Transplantation
Proceedings 2005; 37: 1141 – 1142) bei 7 Kindern mit akuter Pfortaderthrombose eine
operative Thrombektomie bzw. eine Retransplantation und 4 der Kinder verstarben.
Im vorliegenden Fall wurde die Pfortaderthrombose am 17. postoperativen Tag diagnostiziert.
Zu diesem Zeitpunkt weisen vor allem die Dünndarmschlingen in der Regel ausgeprägte
Adhäsionen auf, welche eine Operation deutlich erschweren und das operative Trauma
sowie das Komplikationsrisiko weiter erhöhen. Unter Berücksichtigung der mit einer
operativen Revision einhergehenden Morbidität und Letalität wurde im vorliegenden
Fall im Konsensus entschieden, eine minimalinvasive perkutane Thrombenaspiration ggf.
in Kombination mit einer lokalen Thrombolyse durchzuführen.
Zunächst erfolgte die alleinige Thrombenaspiration, da hierdurch der Thrombus zügig
verkleinert werden kann und kein systemisches Blutungsrisiko entsteht. Es wurde eine
5-French-Schleuse eingebracht, da erachtet wurde, dass diese Schleusengröße ausreichend
ist, um die Thromben suffizient aspirieren zu können. Generell ist es günstig, eine
Schleuse zu verwenden, bei der das Endstück abnehmbar ist, da sich dadurch in der
Schleuse zurückbleibende Thromben leichter entfernen lassen. Bei der im vorliegenden
Fall verwendeten Schleuse ist das Endstück nicht abnehmbar.
Da durch die Thrombenaspiration keine ausreichende Thrombenreduktion erzielt wurde,
erfolgte eine ergänzende lokale Thrombolyse. Auch bei einer lokalen Thrombolyse können
systemische Blutungskomplikationen auftreten. Daher ist es unerlässlich, Risikofaktoren
für eine Blutung (z. B. Z. n. Schädelhirntrauma, Z. n. zerebraler Blutung) abzuklären,
den Patienten engmaschig zu überwachen (im Besonderen Kontrolle des Blutdrucks und
der Neurologie, Hinweise für Blutung) und dabei unter anderem darauf zu achten, dass
die perkutan einliegende Schleuse nicht akzidentell disloziert. Dies berücksichtigend
ist gemäß unserer Erfahrung sowie Literaturangaben (Liu FY et al. World J Gastroenterol
2009; 15: 5028 – 5034) auch die mehrtägige Thrombolyse unter Verwendung von Urokinase
in einer relativ niedrigen Dosierung (z. B. 400 IE pro kg und Stunde) sicher. Bei
einer Thrombozytenkonzentration > 300 pro nl ist die zusätzliche Gabe von Aspirin
zur Förderung einer effektiven Thrombolyse mutmaßlich günstig. Gemäß unseren Erfahrungen
und Literaturangaben (Liu FY et al. World J Gastroenterol 2009; 15: 5028 – 5034) ist
dieses Vorgehen nicht mit einer erhöhten Blutungsrate assoziiert.
Primäres Ziel der Rekanalisierung war es, den Pfortaderhauptstamm und die zentralen
Anteile der großen Seitäste wieder zu eröffnen und einen antegraden Fluss in der extra-
und intrahepatischen Pfortader zu erhalten. Kleinere, in periphere Pfortaderäste umverteilte
Thromben spielen hämodynamisch eine geringere Rolle und werden aufgrund der geringen
Größe rasch lysiert. Im vorliegenden Fall wurde mittels Thrombenaspiration und eintägiger
Thrombolyse eine deutliche Thrombenreduktion erzielt ([Abb. 4]), sodass an diesem Punkt die Beendigung der Intervention in Betracht zu ziehen war,
zumal eine gedeckte Blutung vorlag. Bei noch verlangsamtem Fluss in der Pfortader,
persistierenden Thromben und bestehender Thrombophilie wurde im Hinblick auf das Risiko
einer Re-Thrombosierung indiziert, die lokale Thrombolyse fortzusetzen. Im weiteren
Verlauf gelang es schließlich nach zusätzlicher Gabe von Aspirin und erneuter Thrombenaspiration,
die Pfortader weitgehend zu rekanalisieren und einen guten antegraden Pfortaderfluss
zu erhalten.
Bei vorsichtiger Durchführung der Intervention ist unseres Erachtens das Risiko einer
Ruptur einer frisch jedoch regelrecht angelegten Pfortaderanastomose gering. Werden
im Rahmen der Intervention größere Mengen Blut aspiriert, dann ist vor allem bei Kindern
unter Berücksichtigung der Vital- und Laborparameter ggf. periinterventionell eine
Erythrozytensubstitution notwendig.
Nach unserem Wissen ist dies der erste Bericht über eine erfolgreiche perkutane Aspiration
und Thrombolyse zur Rekanalisierung einer frühen postoperativen Pfortaderthrombose
bei einem Kind. Carnevale und Mitarbeiter (Carnevale FC et al. Cardiovasc Intervent
Radiol 2006; 29: 457 – 461) führten in einem vergleichbaren Fall eine perkutane Thrombenaspiration
in Kombination mit einer Stentangioplastie durch. Bei dieser Vorgehensweise besteht
kein Risiko einer Thrombolyse-assoziierten Blutung, es können jedoch In-Stent-Thrombosen
und In-Stent-Stenosen auftreten.
Der vorliegende Fall zeigt, dass die perkutane Thrombenaspiration und Thrombolyse
auch bei Kindern eine effektive minimalinvasive Therapieoption für die Rekanalisation
einer akuten Pfortaderthrombose darstellt.