Pneumologie 2012; 66(11): 632
DOI: 10.1055/s-0032-1330895
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asthma bronchiale – Umbau der Muskulatur beeinflusst Krankheitsverlauf

Contributor(s):
Matthias Manych
James AL et al.
Am J Respir Crit Care Med 2012;
185: 1058-1064
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Publication History

Publication Date:
06 November 2012 (online)

 

Im Zuge des asthmatischen Entzündungsprozesses vermehrt sich die Muskelmasse in den Atemwegen. Hypertrophie und Hyperplasie sind daher typische Veränderungen der glatten Atemwegsmuskulatur. A. L. James et al. haben nun den Einfluss der Muskelzellvergrößerung, -vermehrung und Veränderungen der extrazellulären Matrix auf die Erkrankungsschwere und -dauer untersucht.
Am J Respir Crit Care Med 2012; 185: 1058–1064

Für diese Studie wurden postmortem entnommene Gewebeproben von Patienten ohne bekannte Asthma- oder eine andere Lungenerkrankung (Kontrollgruppe), von Asthmatikern, die aufgrund einer anderen Ursache gestorben sind (nicht tödlicher Krankheitsverlauf) und von an der Erkrankung Verstorbener (tödlicher Krankheitsverlauf) untersucht. Anhand dünner (0,5 μm) und dicker (30 μm) Querschnitte bestimmten die Wissenschaftler das Zellvolumen (VC), die Zellzahl pro Atemwegsstrecke (NL) sowie die Volumenanteile an extrazellulärer Matrix (fECM) innerhalb der glatten Atemwegsmuskulatur (Airway Smooth Muscle, ASM). Im Fokus standen Ergebnisse für das Verhältnis der gesamten glatten Atemwegsmuskulatur (ASMarea) zum Umfang der retikulären Basalmembran (Basement Membrane Perimeter, Pbm), für VC und NL sowie die Volumenanteile fASM.

Unterschiede im Krankheitsverlauf

Insgesamt standen 635 Gewebeproben von 51 Kontrollpatienten, 49 Patienten mit nicht tödlichem und 55 Patienten mit tödlichem Krankheitsverlauf zur Verfügung. Der Wert für ASMarea/Pbm war bei tödlichem bzw. nicht tödlichem Verlauf deutlich erhöht (p <0,001 bzw. p = 0,006). Die Werte für fASM waren bei tödlichen Asthmaerkrankungen im Vergleich zu den Kontrollen erhöht (p = 0,008), nicht aber bei nicht fatalen Verläufen (p= 0,492). Beschränkt auf große Atemwege (Pbm > 10 mm) waren die ASM-Volumenanteile bei Patienten mit tödlichem Krankheitsverlauf deutlich größer als bei den nicht an Asthma Verstorbenen (p = 0,018). Die fECM-Ergebnisse von Asthma- und Kontrollpatienten waren vergleichbar.


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Hyperplasie und Hypertrophie

Männer hatten gegenüber Frauen höhere VC-Werte (p = 0,008). Das VC war bei tödlichen und nicht tödlichen Verläufen (p = 0,005 und p = 0,014) und hierbei in den großen Atemwegen erhöht (p < 0,001 und p = 0,015). Die Zellzahl pro Atemwegsstrecke war im Kontrollvergleich nur bei tödlichem Ausgang und dann in allen Atemwegen erhöht (p > 0,001, nicht tödlicher Verlauf: p = 0,086). Gegenüber den nicht tödlich verlaufenen Asthmafällen fielen die NL-Ergebnisse bei tödlichem Ausgang für kombinierte Atemwegsgrößen sowie bei mittleren (Pbm = 4-10 mm) und großen Atemwegen deutlich höher aus (p < 0,001 sowie p < 0,001 und p = 0,003). Die Dauer der Asthmaerkrankung hatte einen kleinen positiven Effekt auf das Verhältnis ASMarea/Pbm (p = 0,012) und NL (p = 0,042).

Fazit

Bei tödlichem Asthmaverlauf war die Hyperplasie nach Angaben der Autoren in allen Atemwegen Ursache einer vergrößerten Masse der glatten Atemwegsmuskulatur. Die Hypertrophie ist an diesem Umbau in den großen Atemwegen sowohl bei tödlichen als auch bei nicht tödlichen Verläufen beteiligt.


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