ARDS-Definition-Task-Force.
JAMA 2012;
307: 2526-2533
Das erstmals 1967 beschriebene akute Atemnotsyndrom (ARDS) ist eine schwere Lungenschädigung
aufgrund diverser Noxen, die selbst eine maschinelle Beatmung problematisch macht.
Bisherige ARDS-Kriterienkataloge kamen infolge eines Expertenkonsensus zustande. Die
internationale ARDS-Definition-Task-Force hat nun eine korrigierte ARDS-Definiton
vorgestellt.
JAMA 2012; 307: 2526–2533
Der internationale Expertenkonsensus sah 3 Schweregrade vor: mild, moderat und schwer.
Diesen lagen als Hauptkriterium der PaO2/FiO2-Quotient sowie 4 Hilfskriterien zugrunde
(radiologischer Befund, Lungencompliance, positiver endexspiratorischer Atemwegsdruck
[PEEP], korrigiertes exspiratorisches Minutenvolumen). Die Relevanz dieser Kriterien
wurde anhand einer Metaanalyse von 7 hochwertigen prospektiven Studien mit 4188 Patienten
evaluiert. Dabei stellte sich heraus, dass die 4 Nebenkriterien keine prädiktive Validität
hinsichtlich der ARDS-Mortalität hatten. Die korrigierte Berlin-Definition basiert
daher lediglich auf dem PaO2/FiO2-Quotienten. Damit errechnet sich für milde, moderate
und schwere Formen eine ansteigende Mortalität: 27, 32 und 45 % (p < 0,001). Die Zahl
der Beatmungstage nimmt mit steigendem Schweregrad ebenso deutlich zu.
Im Vergleich zur bisher angewandten AECC-Definition der "American-European Consensus
Conference" erlaubt die Berlin-Klassifikation einen geringfügig, jedoch statistisch
signifikant besseren Vorhersagewert für die Mortalität: Die Fläche unter der Receiver-Operating-Characteristic-
Kurve (AUROC) ergab einen Wert von 0,577 vs. 0,536 unter Anwendung der AECC-Kriterien
(p < 0,001).
Für die Entwicklung klinischer Definitionen sei die empirische Evaluation eines Expertenkonsens
ein nachahmenswerter Ansatz, so die Autoren. Dieser könne für die praktische Patientenversorgung,
die Forschung und das öffentliche Gesundheitswesen genauere sowie evidenzbasierte
Instrumente zur Verfügung stellen.