Pneumologie 2012; 66(12): 700
DOI: 10.1055/s-0032-1331637
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pharmakotherapie – Gesundheitswesen – Hausärzte verschreiben häufig Off-Label-Medikamente

Contributor(s):
Susanne Krome
Eguale T et al.
Arch Intern Med 2012;
172: 781-788
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Publication History

Publication Date:
10 December 2012 (online)

 

    Die Anwendung von Arzneimitteln außerhalb der genehmigten Anwendungsgebiete ("Off-Label-Use") ist häufig. T. Eguale et al. haben in ihrer Studie die dafür typischen Patientengruppen, Arzneimittelklassen und Arztcharaktere bestimmt.
    Arch Intern Med 2012; 172: 781–788

    Das kanadische MOXXI-Pimary-Care-Network-Programm mit Verknüpfung von Verordnungen und Indikationen war Datenquelle der Studie: Bei jedem Rezept wählt der Arzt aus einem Menü seine Indikation aus (off-/on-label). Bei nicht aufgeführten Off-Label-Indikationen ist ein freies Textfeld für Einträge verfügbar. Die Substanz-Indikations-Paare wurden mit einem weiteren System hinsichtlich Evidenzgrad, Effektivität und Anwendungsempfehlung überprüft, das Krankenkassen in Kostenerstattungsfragen nutzen. 3 Fragen standen im Vordergrund: Welche Medikamente werden häufiger off-label verwendet? Gibt es typische Patienten? Welche Ärzte verschreiben häufiger Off-Label-Präparate?

    253 347 Substanz-Indikations-Paare wurden gefunden. 11% der Substanzen waren off-label verordnet worden. Diese im Vergleich zu anderen Studien geringere Zahl war mittels Studiendesign erklärbar, nach dem ausschließlich Erwachsene aufgenommen wurden. Der wissenschaftliche Evidenzgrad war bei 79 % der Off-Label-Verordnungen gering.

    Off-Label-Verordnungen waren besonders häufig bei zentralnervösen Erkrankungen (26,3 %; v.a. Antikonvulsiva, Antipsychotika, Antidepressiva). Auch Antiinfektiva (17,1 %) und HNO-Präparate (15,2 %) wurden häufiger off-label eingesetzt. Medikamente auf Positivlisten fanden sich seltener. Hauptindikationen waren u. a. nächtliche Beinschmerzen, benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel, neurogene Schmerzen und Herzrhythmusstörungen. Ältere Substanzen wurden öfter off-label verschrieben als neuere. Durch den abgelaufenen Patentschutz sei eine Finanzierung wissenschaftlicher Studien für die Überprüfung neuer Indikationsgebiete wahrscheinlich begrenzt. Schwerer Kranke erhielten seltener Off-Label-Verordnungen. Das Alter spielte keine Rolle, jedoch waren Frauen die bevorzugte Patientengruppe. Hinsichtlich der Arztcharakteristika waren Ausbildungsgrad und Geschlecht unerheblich, jedoch verschrieben Hausärzte mit evidenzbasierter Ausrichtung seltener off-label.

    Fazit

    Mehr als jedes 10. Medikament wurde off-label verordnet, so die Autoren. Dabei fanden sich bestimmte Häufigkeiten; v.a. die Ausrichtung der Ärzte sei hierbei relevant. Wichtig sei die Implementierung eines festen Dokumentationssystems, das Off-Label-Verordnungen erfasse.


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