Pneumologie 2012; 66(12): 702
DOI: 10.1055/s-0032-1331639
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Forschung – Rauchen beeinflusst allergierelevante Stammzellen

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Dezember 2012 (online)

 

    Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig haben erstmals den Nachweis erbracht, dass sich Rauchen negativ auf die Entwicklung von peripheren, allergierelevanten Stammzellen im Blut auswirkt. Für ihre Studie haben Dr. Irina Lehmann und Dr. Kristin Weiße die Expositionsanalytik mit der Stammzellforschung kombiniert. Aus Stammzellen differenzieren sich die verschiedenen Zell- und Gewebetypen des menschlichen Organismus, u. a. die das Allergiegeschehen fördernden eosinophilen Granulocyten.

    Als Bindeglied zwischen unspezialisierten Stammzellen und spezialisierten Gewebeoder Organzellen fungieren Vorläuferzellen, die im Knochenmark heranreifen und dann in die Blutbahn ausgeschwemmt werden. Ob und wieweit Umweltschadstoffe diesen Reife– und Entsendeprozess beeinflussen, wurde bislang nicht untersucht. An diesem Punkt setzte das UFZ-Team an. Aus mehreren Studien waren 2 Sachverhalte bereits bekannt: Zum einen, dass sich im Blut von Allergikern – gleich ob Kinder oder Erwachsene – erhöhte Zahlen an eosinophilen/basophilen Vorläuferzellen nachweisen lassen. Zum anderen, dass ein Auftreten von jenen peripheren Vorläuferzellen im Nabelschnurblut auf ein erhöhtes späteres Allergierisiko hindeutet.

    Das Ergebnis der Studie, basierend auf Daten von 60 Kindern im Alter von 1 Jahr, wurde kürzlich in der britischen Fachzeitschrift "Clinical & Experimental Allergy" publiziert: Es wurde beobachtet, dass Kinder mit Hauterkrankungen wie atopischer Dermatitis oder Milchschorf erhöhte Mengen an eosinophilen Vorläuferzellen in ihrem Blut haben. In diesem Zusammenhang wurde nun erstmals der Nachweis erbracht, dass Kinder die bereits erkrankt sind, besonders sensibel auf Umweltexpositionen reagieren. Nachwuchs aus Familien mit hoher Belastung an flüchtigen organischen Verbindungen in der Wohnung (VOC) zeigten deutlich mehr der allergierelevanten Vorläuferzellen. "Dass VOCs, die in hohem Maße aus Zigarettenrauch freigesetzt werden, den stärksten Effekt auf die Reifung von Stammzellen erbringen, war nicht völlig unerwartet", erläutert Dr. Lehmann. "Ebenso wichtig ist jedoch", ergänzt Dr. Weiße, "dass wir zeigen können, dass nur bei den Kindern, die bereits eine Hauterkrankung bekommen haben, eine durch Schadstoffe veränderte Anzahl an Stammzellen zu beobachten ist." Daher wird geschlussfolgert: Es besteht eine Verbindung zwischen genetischer Veranlagung für eine Erkrankung und Umwelteinflüssen – es gibt Faktoren in Umwelt und Lebensstil, die darüber entscheiden, ob eine genetische Anlage zur Ausprägung gelangt oder nicht.

    Nach einer Mitteilung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, Leipzig


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