Sportverletz Sportschaden 2012; 26(04): 173
DOI: 10.1055/s-0032-1333369
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorderes Kreuzband – Doppelt hält besser?

Contributor(s):
Britta Brudermanns

Am J Sports Med 2012;
40: 512-520
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Publication History

Publication Date:
07 January 2013 (online)

 
 

Eine randomisierte Kontrollstudie hat aktuell das Outcome drei verschiedener VKB-Rekonstruktionstechniken über einen Zeitraum von 3–5 Jahren evaluiert. Im Hinblick auf Wiederherstellung der Kinematik und der Stabilität schnitt die Rekonstruktion mit einem anatomischen Double-Bundle besser ab als die konventionelle und anatomische Single-Bundle-Rekonstruktion. Allerdings unterschieden sich die subjektiven Ergebnisse der Patienten nicht.
Am J Sports Med 2012 40: 512–520

In der prospektiven Studie von Mohsen Hussein et al., Artros Center für Orthopädische Chirurgie und Sportmedzin, Laibach / Slowenien, wurden zwischen Dezember 2005 und 2007 320 Personen, die eine VKB-Ruptur erlitten hatten in 3 Gruppen randomisiert. Entsprechend ihrer Zugehörigkeit, unterzogen sie sich einer anatomischen Double-Bundle- (ADB), einer anatomischen Single-Bundle-(ASB) oder einer konventionellen Single-Bundle-Rekonstruktion (CSB). Die Operateure verwendeten jeweils Hamstringsehnen (Semitendinosus / Gracilis), die sie auf der Femurseite suspensorisch und auf der Tibiaseite mithilfe bioresorbierbarer Interferenzschrauben fixierten.

Das Follow-up betrug durchschnittlich 51 Monate (Range 39–63 Monate). Für die Studienauswertung standen nach Ausschluss einiger Teilnehmer aufgrund der Studienkriterien noch 281 Personen zur Verfügung (CSB: n = 72, ASB: n = 78 und ADB: n = 131). Die anteroposteriore Kniestabilität wurde mithilfe eines KT-1000-Arthrometers gemessen und die Rotationsstabilität mittels Pivot-Shift-Test bestimmt.

Anatomisch schlägt konventionell

Die anatomische Einzelbündel-Rekonstruktion resultierte im Vergleich zur konventionellen Einzelbündel-Rekonstruktion sowohl in einer besseren anteroposterioren als auch in einer besseren Rotationsstabilität. Der durchschnittliche Seitenunterschied der anterioren Tibiatranslation betrug 1,6 mm in der ASBGruppe vs. 2,0 mm in der CSB-Gruppe (p = 0,002). Der Pivot-Shift war bei 66,7 % der ASB-Gruppe negativ vs. 41,7 % der CSB-Gruppe.

Die Ergebnisse der ADB-Gruppe waren wiederum denen der ASB-Gruppe hinsichtlich der anteroposterioren und Rotationsstabilität überlegen. Die durchschnittliche Seitendifferenz der anterioren Tibiatranslation betrug 1,2 vs. 1,6 mm. Der Anteil negativer Pivot-Shifts lag bei 93,1 vs. 66,7 %. Auch der Bewegungsumfang war signifikant unterschiedlich.

Desweiteren wurden die Behandlungsergebnisse anhand des Lysholm-Scores und des subjektiven IKDC (International Knee Documentation Committee) erfasst. Die Lysholm-Scores der CSB-, ASB-, und ADBGruppe betrugen hierbei 90,9, 91,8 und 93,0. Dabei war nur der Vorteil der ADBgegenüber der CSB-Gruppe signifikant. Die Double-Bundle lieferten damit in fast allen Parametern bessere Ergebnisse. Die Ausnahme bildetete der subjektive IKDCScore, er lieferte bei keinem Vergleich signifikante Unterschiede (CSB: 90,2 vs. ASB: 90,6 vs. ADB: 92,1).

Fazit

Bei der Rekonstruktion des vorderen Kreuzbands ist die anatomische der konventionellen Technik und die Double-Bundle-Rekonstruktion der Single-Bundle signifikant über einen Zeitraum von mindestens 3–5 Jahren überlegen. Die Unterschiede sind bei letzteren jedoch gering und scheinen subjektiv eher irrelevant zu sein. Für klinisch relevant halten die Autoren in erster Linie die anatomische Rekonstruktion.


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