Sportverletz Sportschaden 2012; 26(04): 176
DOI: 10.1055/s-0032-1333372
Für Sie notiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patellofemoraler Knorpelschaden – Resorbierbares Implantat mit Komplikationen behaftet

Contributor(s):
Friederike Klein
Joshi Nayana et al.
Am J Sports Med 2012;
40: 1289-1295
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Publication History

Publication Date:
07 January 2013 (online)

 
 

Bei patellofemoralen Knorpelschäden größeren Ausmaßes kann das synthetische, voll resorbierbare TruFit-Implantat eingesetzt werden, ohne dass Knorpel aus gesundem Gewebe entnommen werden muss. In einer Fallserie von Nayana Joshi et al. waren die ersten Daten 12 Monate nach Reparatur eines Defekts zwar zufriedenstellend, 2 Jahre nach der Implantation jedoch sehr enttäuschend.
Am J Sports Med 2012; 40: 1289–1295

Knorpeldefekte an der Patella sind auch bei jüngeren Patienten nicht ungewöhnlich. Flanigan et al. fanden in einer Stichprobe von 931 Eliteathleten während arthroskopischer Eingriffe Grad-IV-Defekte bei 37 %. Die operative Behandlung wird kontrovers diskutiert, eine ideale Technik zur Behandlung des Knorpeldefekts wurde noch nicht beschrieben. Eine Möglichkeit der chirurgischen Versorgung ist die Implantation des synthetischen Plugs TruFit CB aus einem hydrophilen Polymer (Polylactid-co- Glycolid, Calciumsulfat und Polyglycolid), das biodegradierbar ist.

Die prospektive Fallserie von Nayana Joshi, Universitätsklinik Vall d’Hebrón, Barcelona / Spanien, untersuchte die kurzund mittelfristigen Effekte des Implantats bei 10 Patienten im Alter von 19–44 Jahren mit Defekten im patellofemoralen Gelenk. Vor der Implantation sowie 6, 12 und 24 Monate danach erhoben die Untersucher patientenrelevante Endpunkte wie die Lebensqualität mit dem Fragebogen Short-Form 36 (SF-36), den Schmerz anhand einer VAS (visuellen Analogskala) und den KOOS-Wert ("Knee injury and Osteoarthritis Outcome Score"). Intraoperativ wurden außerdem die Charakteristika der Knorpeldefekte festgehalten. Diagnose und Monitoring wurden durch die Bildgebung per MRT unterstützt (‣ Abb. [ 1 ]).

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Abb. 1 Dieses MRT entstand bei einem der letzten Follow-up nach der Reparatur eines patellofemoralen Knorpeldefekts mit dem TruFit-CB-Implantat. Der helle runde Knubbel unter der Patella ist eine fibrotische Zyste, die sich an der Stelle des Transplantats gebildet hat. (Bild: Mit freundlicher Genehmigung: N. Joshi Jubert / Barcelona)

Resultat nach 1. Jahr vielversprechend

An der Studie nahmen 10 Patienten in einem medianen Alter von 33,3 Jahren teil.

Die Patienten waren mit einem BMI von median 28,8 kg / m2 teils schwergewichtig (Range: 23–37). Keiner der Patienten hatte einen hohen Aktivitätsgrad, 4 Patienten trieben hin und wieder Sport, die übrigen 6 keinen. Die Zahl der implantierten Tru-Fit-Zylinder variierte zwischen 1 und 4, die Defekte waren zwischen 1 und 5 cm groß.

Nach 12 Monaten waren die Ergebnisse nach KOOS, VAS und SF-36 noch bei 8 von 10 der Patienten zufriedenstellend und nur bei 2 Patienten schlecht.

  • Der KOOS hatte sich verbessert von anfänglich 64,7 (Range:38–81) nach 41,3 (19–69),

  • Der "Physical SF-36" hatte sich verbessert von 63 Punkten nach 6 Monaten auf 74 Punkte.

  • Der VAS war von basal 7,9 (6–10) gesunken auf 3,2 (0–10).


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Revisionsrate nach 2 Jahren 70 %

Nach 18 Monaten klagten aber bereits wieder 9 von 10 Patienten über Schmerzen und Schwellungen im Kniegelenk. Das führte zu einer Reoperationsrate von 70 % wegen Implantatversagens bei der letzten Erhebung nach 24 Monaten. Die Bildgebung zeigte zu diesem Zeitpunkt eine zylindrische Aushöhlung mit fibrotischem Gewebe. Ein subchondraler Knochenaufbau hatte nicht stattgefunden. Stattdessen zeigten auch die später explantierten Plugs fibrotisches Gewebe mit mukoiden Degenerationen, auch wenn sich am oberen Rand hyaliner Knorpel gebildet hatte.

Fazit

Diese Fallkontrollstudie mit 10 Patienten ist relativ klein und die Ergebnisse sind entsprechend vorsichtig zu betrachten. Die Autoren raten trotzdem von der Verwendung bei jungen, aktiven Patienten ab. Das synthetische Implantat TruFit-CB konnte bei keinem der Patienten Symptome und Gelenkfunktion über 1 Jahr hinaus verbessern. Zwei Jahre nach Implantation war bei 8 von 10 Patienten ein Therapieversagen eingetreten. Der gewünschte Aufbau des subchondralen Knochens war nicht zu sehen.


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Abb. 1 Dieses MRT entstand bei einem der letzten Follow-up nach der Reparatur eines patellofemoralen Knorpeldefekts mit dem TruFit-CB-Implantat. Der helle runde Knubbel unter der Patella ist eine fibrotische Zyste, die sich an der Stelle des Transplantats gebildet hat. (Bild: Mit freundlicher Genehmigung: N. Joshi Jubert / Barcelona)