Sportverletz Sportschaden 2012; 26(04): 188
DOI: 10.1055/s-0032-1333376
Für Sie notiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Doping – Anabole Steroide erhöhen das kardiovaskuläre Risiko

Contributor(s):
Britta Brudermanns
Angell P.J. et al.
Med Sci Sports Exerc 2012;
44: 583-590
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Publication Date:
07 January 2013 (online)

 
 

Bei anabolen Steroiden handelt es sich um Derivate des männlichen Hormons Testosteron, die Sportlern hochdosiert zum vermehrten Muskelaufbau verhelfen. Da der Gebrauch der Steroide innerhalb der letzten Jahre deutlich angestiegen ist, gingen Peter J. Angell et al. nun der Frage nach, welchen Einfluss diese auf die kardiovaskuläre Gesundheit haben.
Med Sci Sports Exerc 2012; 44: 583–590

An der UK / Australischen Studie beteiligten sich 47 Personen (männlich = 46, weiblich = 1) im Alter zwischen 18 und 50 Jahren, die ein regelmäßiges Krafttraining absolvierten (mind. 3 Jahre, mit 3–4 Trainingseinheiten / Woche). 28 der Teilnehmer berichteten außerdem darüber, seit mindestens 2 Jahren regelmäßig anabole Steroide zu nutzen. Die übrigen 19 Personen gaben an, niemals Anabolika eingenommen zu haben.

Alle Personen unterzogen sich einer körperlichen Untersuchung, während der u. a. die Körperzusammensetzung, das Lipidprofil und der Blutdruck gemessen, sowie ein 12-Kanal EKG geschrieben wurde. Außerdem wurde im Rahmen einer umfassenden echokardiografischen Untersuchung ein Speckle-Tracking der longitudinalen, radialen und apikalen Bewegung des linken Ventrikels durchgeführt. Diese Untersuchungen fanden bei einer Untergruppe der Steroid-nutzenden Teilnehmer (n = 4) sowohl während Phasen des Steroidgebrauchs, als auch während Abstinenzphasen statt (On / Off-Gruppe).

LDL im Serum erhöht, Ruhepuls erhöht

Die Teilnehmer der Steroid-Gruppe waren mit durchschnittlich 15 kg Körpergewicht signifikant schwerer (96 ± 15 vs. 81 ± 9 kg, p < 0,05). Es bestand jedoch kein signifikanter Unterschied im Anteil des Körperfetts zwischen den Gruppen (14,6 ± 6,5 vs. 11,9 ± 3,3 %). Die LDL-Level der Steroid-Gruppe waren deutlich erhöht (3,68 ± 0,47 vs. 2,41 ± 0,49 mmol*L-1, p < 0,05). Die Triglyceridlevel der beiden Gruppen unterschieden sich jedoch nur geringfügig (0,84 ± 0,28 vs. 0,82 ± 0,28).

Die Steroid-Gruppe hatte einen höheren Ruhepuls (79 ± 12 vs. 64 ± 13 Schläge / min). Die Unterschiede in den Blutdruckwerten waren jedoch nicht signifikant.


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Strukturelle Veränderungen des linken Ventrikels

In der Steroid-Gruppe war die linke Ventrikelwand signifikant dicker und schwerer (12 ± 2 vs. 11 ± 1 mm und 280 ± 60 vs. 231 ± 44 g, p < 0,05). Die Ejektionsfraktion und die maximale Längsdehnung (ε) waren hingegen signifikant niedriger (58 ± 8 vs. 63 ± 6 und –14,6 ± 2,3 vs. –16,9 ± 2,2 %, p < 0,05).

Die Indizes der allgemeinen diastolischen Funktion waren bei den Steroid-Usern verringert (E / A, E‘/A‘). Außerdem fanden die Autoren Veränderungen einiger diastolischer Dehnraten (ESR und ASR). Das Verhältnis der E / A-Dehnraten war auf Basallevel sowohl in logitudinaler Ebene, als auch in apikaler und radialer Ebene verringert (p < 0,05).

In der On / Off-Gruppe beobachteten die Autoren moderate Veränderungen. Der HDL-Level stieg bei allen Teilnehmern während des Off-Zyklus an. Die strukturellen Veränderungen waren jedoch nur minimal. Die größten Veränderungen betrafen dabei die diastolische Funktion. 2 Teilnehmer zeigten verbesserte E / A-Werte während des Off-Zyklus und alle 4 Teilnehmer, die während beider Phasen untersucht worden waren, wiesen Verbesserungen in der E / A-Dehnrate auf.

Fazit

Der Gebrauch anaboler Steroide steht im engen Zusammenhang mit Veränderungen der kardialen Struktur und Funktion. Diese führen, in Verbindung mit einem ungünstigen Lipidprofil, zu einem gesteigerten kardiovaskulären Risiko. Weitere Studien sollten sich, nach Meinung der Autoren, den Auswirkungen dieser Veränderungen auf die kardialen Funktionen unter Trainingsstress widmen.


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