Sportverletz Sportschaden 2012; 26(04): 190-191
DOI: 10.1055/s-0032-1333377
Für Sie notiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frozen Shoulder – Hyaluronsäure-Injektion ist ohne zusätzlichen Nutzen bei Physiotherapie

Contributor(s):
Britta Brudermanns

Arch Phys Med Rehabil 2012;
93: 957-964
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Publication History

Publication Date:
07 January 2013 (online)

 
 

Eine adhäsive Kapsulitis der Schulter, auch Frozen Shoulder genannt, ist durch schleichenden und fortschreitenden Schmerz sowie einen Mobilitätsverlust des Glenohumeralgelenks charakterisiert. Orthopäden aus Taiwan haben aktuell untersucht, ob die Behandlungserfolge der Physiotherapie durch zusätzliche intraartikuläre Hyaluronsäure-Injektionen noch verbessert werden können, fanden allerdings keinen Vorteil.
Arch Phys Med Rehabil 2012; 93: 957–964

An der prospektiven Studie beteiligten sich insgesamt 70 Patienten, von denen 63 die Studie abschlossen. Alle litten an einer adhäsiven Kapsulitis des Schultergelenks.

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Die Hände des Physiotherapeuten brauchen offensichtlich keine Unterstützung in Form einer Hyaluronsäure-Injektion, um die Frozen Shoulder aufzutauen. Die Injektion hatte nicht einmal einen zusätzlichen Placeboeffekt. (©Stefan Oldenburg / Thieme; nachgestellte Situation)

Diese ist durch eine Einschränkung des passiven Bewegungsumfangs der Schulter von über 50 % in mindestens einer der vier Bewegungsrichtungen im Vergleich zur gesunden Schulter definiert. Außerdem mussten die Beschwerden schon länger als 3 Monate andauern.

Die Teilnehmer wurden in 2 Gruppen randomisiert. Die eine Gruppe (n = 32) unterzog sich zusätzlich zur Physiotherapie noch intraartikulären Hyaluronat-Injektionen. Diese wurden 1-mal wöchentlich, an 3 aufeinanderfolgen Wochen zu Dosen von 20 mg HA in das Glenohumeralgelenk verabreicht. Die andere Gruppe (n = 31) nahm hingegen nur an der Physiotherapie teil. Eine Placebo-Injektion gab es nicht. Die Physiotherapie erstreckte sich über einen Zeitraum von 3 Monaten und beinhaltete 3 einstündige Einheiten pro Woche, während denen sowohl physikalische Anwendungen (Hitze- und Elektrotherapie), als auch therapeutische Übungen (Dehnungs- und Mobilisierungsübungen) durchgeführt wurden.

Primärer Studienendpunkt war der SPADI (Shoulder Pain and Disability Index). Sekundäre Endpunkte waren aktive und passive Beweglichkeit und die Antworten der Patienten auf den SDQ (Shoulder Disability Questionnaire) sowie auf den SF-36 (36-Item Short Form Health Survey). Die Untersucher waren für die Behandlung verblindet und führten die Untersuchungen vor der Therapie sowie 1,5 un 3 Monate später durch.

Behandlungserfolg steigt linear: funktionell und schmerzbezogen

Bei beiden Gruppen verbesserten sich während des Studienverlaufs linear die Schmerzen, die Einschränkungen und die Lebensqualität. Die Schulterbeschwerden verbesserten sich in puncto der Schmerzbeschwerden und Bewegungseinschränkungen in gleichem Maß. Die Lebensqualität stieg hinsichtlich physikalischer Funktionsfähigkeit, körperlicher Schmerzen, genereller Gesundheit, Vitalität, sozialer Funktionsfähigkeit, körperlicher und emotionaler Rollenfunktion und psychischen Wohlbefindens.

Auch der aktive und passive Bewegungsumfang verbesserte sich linear während des Studienverlaufs. Diese Verbesserungen betrafen sowohl die Flexion, als auch die Abduktion und die externe und interne Rotation. Ein Vergleich der beiden Gruppen miteinander lieferte jedoch bei keinem der untersuchten Parameter signifikante Unterschiede (‣ Tab. [ 1 ]). Selbst ein leichter Placeboeffekt war nicht zu erkennen. Die Autoren geben als Einschränkung an, dass Ultraschall-geführte Injektionen unter Umständen, weil akkurater gesetzt, einen messbaren Effekt hätten haben können.

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Tab. 1 Scores im "Shoulder Disability Questionnaire" (SDQ) und "Shoulder Pain and Disability Index" (SPADI) für die Gruppe mit alleiniger Physiotherapie (PT) und die Gruppe mit zusätzlichen Hyaluronsäure- Injektionen (HAPT) zu Studienbeginn sowie 1,5 und 3 Monante nach Therapiebeginn.
Fazit

Die intraartikuläre Hyaluronsäure-Injektionen erzielte keine zusätzlichen Verbesserungen bei der Behandlung der adhäsiver Kapsulitis im Schultergelenk. Demzufolge sollte diese Behandlungsmethode nach Meinung der Autoren mit Vorsicht betrachtet werden, unter anderem um unnötige medizinische Kosten zu vermeiden.


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Die Hände des Physiotherapeuten brauchen offensichtlich keine Unterstützung in Form einer Hyaluronsäure-Injektion, um die Frozen Shoulder aufzutauen. Die Injektion hatte nicht einmal einen zusätzlichen Placeboeffekt. (©Stefan Oldenburg / Thieme; nachgestellte Situation)
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Tab. 1 Scores im "Shoulder Disability Questionnaire" (SDQ) und "Shoulder Pain and Disability Index" (SPADI) für die Gruppe mit alleiniger Physiotherapie (PT) und die Gruppe mit zusätzlichen Hyaluronsäure- Injektionen (HAPT) zu Studienbeginn sowie 1,5 und 3 Monante nach Therapiebeginn.